Geliebter Vampir (German Edition)
wie viel sie über Vampire wusste , hatte sie dieses Fach doch niemals bewusst st u diert.
Jetzt brauchte sie all ihr Wissen, Mut und ein starkes Herz, damit sie ihre Schwester vom Vampirismus erlösen konnte. Ehe sie einschlief, überlegte sich Helen abermals, ob sie ihre F a milie nicht doch informieren sollte. Sie entschied sich dagegen. Ihre eigenen Angehörigen würde Blanche nicht als Opfer nehmen, sonst hätte sie es schon längst getan. So dachte jede n falls Helen.
*
In dieser Nacht geschah nichts Besonderes mehr. Aus Übermut a b gegebene Schüsse und Johlen vom Mardi Gras waren manchmal zu hören und drangen bis zu Helen in ihre Kammer. Wegen der Belästigungen durch die Unions-Soldaten, die fast mit einer Vergewaltigung gee n det hätten, wollte sie keine Anzeige erstatten. Das wäre sinnlos gewesen. Die Täter würden weder aufzutreiben noch zu überführen und zu belangen sein.
Helen träumte wirr. Als sie am Morgen erwachte, war ihr Kop f kissen feucht. Sie hatte im Schlaf geweint. Undeutlich en t sann sie sich, dass sie auch von Allan geträumt hatte. So sehr sie sich d a gegen sträubte, er war ihr noch immer nicht gleic h gültig. Tief in ihrem Herzen liebte sie diesen Mann immer noch, dem sie schon la n ge Zeit aus dem Weg ging.
Sonnenlicht fiel ins Zimmer und vertrieb Helens trübe Geda n ken. Sie stand auf, erledigte ihre Morgengymnastik, wusch sich und zog sich an. Nur ihr Vater frühstückte mit ihr. Eine Droschke wartete draußen, um Helen zu ihrer Praxis zu fahren.
Am Vorabend hatte sie wegen des Mardi Gras keine erhalten kö n nen. Auf den Straßen waren die Überbleibsel des bunten und ausg e lassenen Karnevalstreibens deutlich zu erkennen. Da lagen Girla n den, Blumensträuße, leere Flaschen und sonstige Abfälle. Einmal sah Helen einen Betrunkenen, der von der Nacht übri g geblieben war, aus einem Gebüsch schleichen. Er hielt sich den brummenden Sch ä del.
Helen bezahlte die Droschke, als sie die Praxis erreichte. O b wohl es noch früh war, saßen bereits etliche Patienten auf den Treppenstufen vor ihrer Praxistür. Eine ältere Negerin fiel Helen auf. Diese hängte sich an sie, als sie die Praxistür in einem ä l teren Steinhaus aufschloss .
» Frau Doktor, ich bitte Sie sehr. Sie müssen zu meinem Sohn Ben kommen. Er leidet an einer geheimnisvollen Krankheit, einer Blu t armut und Ausze h rung. Wenn nicht ein Wunder geschieht, stirbt er. «
» Sie müssen den jungen Mann schon zu mir bringen « , antwortete Helen, die ein einfaches, dennoch elegantes Leinenkleid trug. » Oder ist er nicht transportfähig? «
Die grauhaarige Negerin mit dem verwitterten, tiefzerfurchten Gesicht antwortete: » Tagsüber nicht. Er verträgt kein So n nenlicht mehr. Sowie es an ihn gelangt, schreit er, als ob er in kochendes Wasser getaucht wü r de. «
» Das muss eine seltene Allergie sein « , erwiderte Helen. » Übe r empfindlichkeit gegen Sonnen-und Tageslicht. Oder leidet Ihr Sohn an einer Phobie? Das ist eine krankhafte, übersteige r te Furcht. Es gibt Menschen, die Platzangst bekommen, wenn sie in einem engen Raum sind. «
Eine andere Frau, die ein rachitisches Kleinkind in ihren Armen wiegte, bekreuzigte sich sagte zu der ersten: » Bei der Krankheit, die dein Sohn hat, Betsy Stone, ist die Voodoo-Priesterin zustä n dig. Du musst zu ihr gehen und ihr Opfergaben und Geld bringen. «
» Den Preis einer Voodoo-Priesterin will ich nicht bezahlen « , antwortete die Schwarze mit dem zerfurchten Gesicht. » Der Vo o doo-Zauber verstrickt diejenigen, die ihn anwenden, nur noch mehr in die Fänge der finsteren Mächte. Ich will nicht als Dienerin von Baron Samedi e n den. «
Das war ein hoher Voodoo-Götze, der unheimliche Herr der Unte r welt, Gott des Todes, Herr der Gräber. Helen hatte Mitleid mit Betsy Stone und ließ sie sofort in ihre Praxis, während die and e ren warten mussten . Am Vorabend hätte die Putzfrau kommen sollen, was wegen des Mardi Gras jedoch nicht geschehen war.
Seufzend sah Helen den Dreck und das Durcheinander. Betsy Stone erkannte, was die Ärztin für Sorgen hatte. Rasch holte sie Putze i mer, Lappen und Kittel und legte Hand an. Sie war flink und hatte Übung als Reinigungskraft.
Während sie arbeitete, erzählte sie Helen weiter von den Kran k heitssymptomen ihres 18jährigen Sohnes und schilderte ihr ihre Verhältnisse. Betsy Stone hatte fünf Kinder, von denen der jetzt erkrankte Ben das Älteste war. Die Kinder durchzubringen tat sie sich
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