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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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lauthals erklärte, er habe vor dem verdammten Pony keine
Angst und wolle sich draufsetzen, um ihm eine anständige Tracht Prügel zu
geben. Das tat er auch, aber sein Triumph war nicht von langer Dauer. Beim ersten
Schlag mit dem kräftigen Stock, den er hatte unbedingt schwingen wollen,
tauchte Tinys Kopf nach unten, und zum erstenmal in
seinem Leben stellte es sich sehr elegant auf die Hinterbeine. Der kleine Junge
stand unverletzt, aber mit Rachegebrüll vom Rasen auf, und Larry war noch so
unfreundlich, ihn auszuschimpfen, weil er das liebe kleine Pony geschlagen
hatte.
    Obwohl wir allen das Geld
zurückerstatteten und den Ritt von zehn auf fünf Cents reduzierten, fand sich
kein Kunde mehr. Dann hatte Elizabeth, die wegen des Reinfalls mit ihrem Pony
den Tränen nahe war, einen Einfall. Sie sagte: »Laßt mich aufsteigen, und dann
kann sich jemand hinter mich setzen und sich festhalten. Mir folgt Tiny. Darf
ich das machen, Mammi, und weil es kein richtiger Ritt ist, sind drei Cents
vielleicht genug?«
    Ein kleines Mädchen erklärte
sich bereit und packte Elizabeth fest um die Taille. Tiny trottete davon, und
ihre Herrin flüsterte ihr etwas in das kleine struppige Ohr. Es trabte anmutig
und gutwillig um die ganze Koppel, und danach wurden die Ritte für drei Cents
zu einer solchen Attraktion, daß Elizabeth jetzt von ihrem Bruder abgelöst
werden mußte.
    Diese Unterhaltung wurde eine
Weile von der Großen Parade unterbrochen, und die Zwillinge gaben ein
entzückendes Paar ab, als sie ganz feierlich die Runde im Ring machten.
Elizabeth führte die plötzlich ganz brave Tiny, und ihr Bruder hatte ein
Taubenpaar auf der Schulter. Wie gewöhnlich war der Oberst bemüht, seinen Stolz
zu verbergen, und man hörte ihn sagen, daß in seinen Augen der Star Erus Lamm sei, ein ausgesprochen mageres, gutmütiges Wesen,
das gierig an jedem Grasbüschel zerrte, das ihm begegnete.
    Wieder machte Christopher mir
keine Ehre, denn Fritzi pflegte schon wieder seine schlechte Laune und zog
störrisch nach hinten. Als er anfing, am Strick zu zerren, schoß mir die Röte
ins Gesicht, und ich fürchtete das Schlimmste. Als es Fritzi plötzlich gelang,
ihren kleinen Huf in die Sandale seines Besitzers zu zwängen und dann kehrt zu
machen, schürfte es ein Stück Haut von Christophers Spann. Ich sah mich nervös
um. Die Leute drängten sich nahe zusammen, und die Aussichten waren gering, daß
sie die Worte meines Sohnes nicht hörten, wenn er die Beherrschung verlor. Es
handelte sich um zwei Wörter mit fünf Buchstaben, von denen ich nicht ahnte,
daß er sie kannte. Die Männer grinsten; die Frauen sahen mich an und taten dann
wohlmeinend so, als hätten sie nichts gehört, was die ganze Angelegenheit für
mich noch schlimmer machte. Ich ergriff die Flucht, und erst später entdeckte
ich, daß ich Peters ganzen Blumenkohl gekauft hatte, und unser Garten war schon
ohnehin mit diesem schrecklichen Blumenkohl angefüllt.
    Auf die Große Parade folgte der
Kostümmarsch. Dabei zeigten sich Einfallsreichtum und Phantasie der Kinder oder
ihrer Eltern zusammen mit der unendlichen Geduld ihrer Tiere. Heute war eine
ausgesprochen sonderbare Tieransammlung zusammengekommen, einige in Kostümen,
andere mit Karren, die sie ziehen sollten. Als Star erwies sich Mr. Marshalls
Esel, der den Marsch anführen sollte. Wie ich schon sagte, hatte dieser
zurückhaltende und wenig liebenswürdige Mann dieses eine Haustier, einen
kleinen zottigen Esel; er hatte ihn Leuten abgekauft, die ihn an einem Strand
ausnutzten und ziemlich viel Geld damit verdienten, indem sie Kinder darauf
reiten ließen. Als Mr. Marshall ihn kaufte, war er mager und abgearbeitet;
seitdem hatte er auf der Koppel der Schule wie im Paradies gelebt und war zum
Schrecken für die Nachbarschaft geworden.
    Ob ihm die plötzliche Wende
seines Glückes zu Kopf gestiegen war, oder ob er erst jetzt die richtige
Eselnatur entwickelte, das kann ich nicht sagen. Aber statt ein sanftmütiges,
bedrücktes kleines Wesen zu sein, das von einem elenden Leben gerettet worden
war, wurde er plötzlich ein frecher, starrköpfiger Diktator. Er litt nur seinen
Herrn und dessen Frau und achtete ihre Wünsche bis zu einem gewissen Grad, denn
obwohl er den nachbarlichen Gärten manchen verheerenden Besuch abstattete,
zerstörte er nie den von Mr. Marshall. Seine zarte Frau fütterte ihn aus ihrem
Schlafzimmerfenster mit Leckerbissen, und beide liebten ihn abgöttisch. Heute
sollte er einen kleinen Karren

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