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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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hatte.
    »Aber,
was heißt hierbleiben! Natürlich war das für den Anfang gut und schön, und
solange ich hier bin, tue ich mein Bestes. Aber so kann es nicht weitergehen.
Tony muß genug Verstand haben, um das einzusehen.«
    Sein
Ton gefiel mir nicht, und er ermutigte mich zu fragen: »Hast du sie darauf
vorbereitet?«
    »Wie
konnte ich? Der Brief ist erst vor zwei Tagen angekommen. Er kam völlig aus
heiterem Himmel.«
    »Ich
meine, hast du sie immer darüber aufgeklärt, daß du hier nicht lange bleiben
wolltest, und daß es nur ein Sprungbrett für deine Karriere war?«
    Er
sah mir nicht in die Augen, aber er sagte: »Nicht so richtig. Das Thema war nie
aufgekommen, und für mich war die ganze Sache selbstverständlich.«
    »Aber
du hast oft gehört, wie Tony die Zukunft nach eurer Heirat geplant hat, und es
ging immer um ein Leben hier.«
    »Aber
du mußt doch einsehen, daß das unmöglich ist.«
    »Ich
sehe das bei einem ehrgeizigen Mann und einem tüchtigen Arzt ein. Aber ich bin
nicht Tony, und sie ist von der Vorstellung besessen, daß du eine Art Missionar
bist. An Vorwärtskommen hat sie nie gedacht.«
    »Lieber
Himmel, sie konnte doch nicht erwarten, daß ich mein Leben an so einem miesen
Ort verbringe.«
    Ich
hatte wohl einiges von Pauls Empfindlichkeit übernommen, denn ich sagte: »Ich
rate dir, mit Tony nicht so zu sprechen. Sie ist nur allzu glücklich, ihr Leben
an diesem miesen Ort zu verbringen und armen Menschen zu helfen.«
    »Sie
ist sehr jung. Wenn sie erst einmal die Freuden des Stadtlebens kennt... «
    Ich
unterbrach ihn nüchtern. »Als Tochter von Alister Smale hätte sie diese Freuden
jederzeit haben können, aber sie zieht diesen Ort vor. Wie du schon sagtest,
sie ist sehr jung, aber sie ist auch sehr starrköpfig, und ich fürchte, hier
wird sie ihre Meinung nicht ändern.«
    »Aber
sie würde doch bestimmt nicht zögern, wenn sie zwischen diesem Leben und mir
wählen müßte?«
    Aber
ich meinte, in seiner Stimme Zweifel zu hören, und jetzt sagte er: »Das wäre
absolut kindisch und unvernünftig.«
    »Da
gebe ich dir recht, ich habe dir gesagt, daß sie unreif und albern ist. Sie
erwartet wirklich von jedem, daß er bereit ist, sich für die Nöte des
Hinterlandes aufzuopfern.«
    »Aber
Mangel an Ärzten herrscht überall, in der Stadt wie auf dem Land. Und wenn ein
Arzt nützen soll, muß er auf dem neuesten Stand bleiben. Was wäre ich in
zwanzig Jahren noch wert, wenn ich hierbliebe?«
    »Das
stimmt. Oliver, du brauchst mich nicht zu überzeugen. Ich sehe das alles ein
und verstehe deinen Standpunkt sehr gut. Ich fürchte nur, daß Tony es nicht
begreifen wird.«
    »Das
kann ich nicht glauben. Nicht, wenn sie mich liebt. Und sie liebt doch mich,
oder? Doch nicht nur den Hinterlandarzt?«
    Er
hatte genau das in Worte gekleidet, was ich fürchtete. Ich sagte langsam:
»Oliver, ich weiß es wirklich nicht. Natürlich sind ihre Vorstellungen
ausgesprochen kindisch, aber sie ist noch keine zwanzig.«
    »Aber
heutzutage kennen Mädchen mit zwanzig ihren Vorteil ganz genau.«
    Schon
wieder dieser herrische Ton. Ich sagte schnell: »Tony wußte immer, daß sie alle
Vorteile im Leben haben konnte. Ich weiß nicht, warum sie so von diesem Leben
besessen ist. Bei uns liegt die Schuld jedenfalls nicht.«
    »Nein,
aber sie hat eure Lebensauffassung unbesehen übernommen. Wegen dir, Larry und
Anne hat sie das Hinterland durch eine rosarote Brille gesehen... Mir hat es hier
ja gefallen, aber weder wegen des normalen Lebens im Hinterland noch wegen der
Leute im Hinterland. Von meinem Standpunkt aus war es gut so. Ich habe die
Erfahrung gemacht, die ich machen wollte, und, was noch viel wichtiger ist,
diese Erfahrung hat mir Tony gebracht. Aber ich könnte hier nicht lange
zufrieden sein, und jetzt ist die Gelegenheit gekommen, das Hinterland für
etwas ziemlich Gutes einzutauschen.«
    Aber
hatte sie ihm wirklich Tony gebracht? Ich war nicht so sicher. Es war jedoch
nicht meine Angelegenheit, Stellung zu nehmen, und als er plötzlich sagte:
»Susan, du verstehst das doch? Du wirfst mir doch nicht vor, daß ich gehe?«
sagte ich: »Natürlich nicht, Oliver«; dann mußte ich einfach hinzufügen: »Ich
werfe dir nur eines vor.«
    »Was?«
    »Daß
du Tony nicht reinen Wein eingeschenkt, sondern sie in dem Glauben gelassen
hast, du wolltest hierbleiben. Oh, ja, Oliver, das hast du getan. Sei ehrlich
zu mir. Du hast ihre Liebe wachsen lassen, ohne ihr zu sagen, wie deine
wirklichen Pläne und Ziele

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