Geliebtes Landleben
aufstand und eine ganze Flasche Milch austrank, die ihre Besitzerin ihm unklugerweise hinter meinem Rücken gegeben hatte. Danach sah es schrecklich dick aus und schlief ein.
Paul, der weniger gut gelaunt war als üblich und alle Anzeichen eines leidenden Farmers, der an einem schönen Tag von seinen Feldern ferngehalten wird, aufwies, machte inzwischen den Anhänger fertig, um die Tiere zu befördern. Hier protestierten beide Kinder laut. Im Wagen war doch sicher Platz für die arme kleine Judy und für Fritzi.
Das brachte Paul zum Explodieren. »Wenn ihr glaubt, daß ich die verdammten Viecher in mein Auto lasse, habt ihr euch getäuscht. Es mag zwar alt sein, aber es stinkt nicht und wird auch nicht stinken. Ich habe Seitenwände angebracht, und so werden eure Tiere transportiert.«
Sofort rannte Patience zum Wollschuppen. Als Antwort auf den lauten Wortschwall ihres Vaters rief sie, daß sie für die arme Judy einen Sack holen würde, damit sie nicht auf den harten Brettern liegen mußte. Paul zuckte resignierend die Achseln und brüllte ihr nur zu: »Paß auf, daß Nell nicht entwischt. Mach die Tür richtig zu.« Nell ist Pauls Lieblingshund, eine ungewöhnlich kluge Hündin. Wie das bei Hündinnen leider so ist, muß sie jedes Jahr zweimal vierzehn Tage lang eingesperrt werden; dann ist es ein unverzeihliches Verbrechen, wenn man auch nur einen Augenblick die Türe aufläßt. Das war einmal passiert, aber Paul war rechtzeitig gekommen, und es hatte keine unerwünschte Vergrößerung der Familie gegeben.
Als wir beim Frühstück saßen, rief Peter an. Zu meiner Überraschung sagte er, er käme mit und wollte wissen, was er für den Lebensmittelstand mitbringen könnte. »Ich fürchte, nur Konserven, aber ich habe im Garten eine Menge Blumenkohl, den ich mitbringen kann. Einige Städter sind wild auf selbstgezüchtetes Gemüse.«
Ich war sehr dankbar. Ziemlich viele Leute aus Te Rimu hatten zugesagt; sie würden sich auf den Blumenkohl stürzen. Das war nett von Peter, denn er hatte keinen Grund, eine Schulveranstaltung zu besuchen, und es war nur seine Treue dem Bezirk gegenüber, die ihn dazu veranlaßte. Bevor ich einhängen konnte, riß mir zu meiner Überraschung Christopher den Hörer aus der Hand und begann, mit >Onkel Peter< zu sprechen. Sie waren immer gute Freunde gewesen, denn Peter hatte viel Verständnis für Kinder. Aber ich hörte voller Erstaunen meinen Sohn sagen: »Onkel Peter, kann ich mit dir fahren? Unser Auto ist schon so überfüllt, und du fährst doch hier vorbei, oder?«
Ich versuchte zu protestieren und zu sagen, daß die Tiere doch auf dem Anhänger seien und also genug Platz blieb, aber er sagte nur grob: »Ich will mit ihm fahren. Ich habe es satt, überall mit euch allen hinzugehen.« Darüber war ich leicht verblüfft, mischte mich aber nicht mehr ein; er wollte auf Peter warten, der vorhatte, etwas später zu fahren als wir, er würde jedoch rechtzeitig zum Aufrufen der Teilnehmer eintreffen.
Christopher kam mit einem leichten verkniffenen Grinsen vom Telefon zurück, das mir gar nicht gefiel. Dieses Lächeln kannte ich; er dachte sich irgendeinen schlimmen Streich aus. Er freute sich nicht nur, daß er sich durchgesetzt hatte, er plante auch irgendeine Missetat, bevor Peter ankam, und nachdem wir abgefahren waren. Beunruhigt dachte ich an die verschiedenen Möglichkeiten, etwas anzustellen, aber Paul munterte mich auf und sagte: »Mach dir keine Sorgen. Es ist nur natürlich, daß er auch einmal selbständig sein will. Bei Peter wird ihm nichts passieren.«
»Christopher kann gerade im Augenblick bei jedem etwas passieren«, sagte ich schweren Herzens. Das war eine Voraussage, an die ich meinen Mann später noch traurig triumphierend erinnern sollte. Trotzdem machte ich alles so narrensicher wie möglich und ging in der Meinung weg, daß alles in Ordnung war. Christopher wurde eben größer und wollte ab und zu ohne Familie sein.
Der ganze Bezirk kam zusammen. Der Oberst war ausnahmsweise in Begleitung von Mr. und Mrs. Evans erschienen, Tony kam mit der Nachricht, daß Miss Adams und Caleb die Stellung allein hielten, da für heute nicht viel Betrieb erwartet wurde, und viele Fremde waren von weit hergeströmt, von denen wir manche kaum kannten. Peter und Christopher kamen kurz nach uns an, mein Sohn ausnahmsweise sauber, ordentlich und ausgesprochen fröhlich gestimmt. Ich sah, daß er wie üblich zu Christina ging und ihr etwas erzählte, was sie beide zum Kichern
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