Geliebtes Landleben
erklärte, er habe vor dem verdammten Pony keine Angst und wolle sich draufsetzen, um ihm eine anständige Tracht Prügel zu geben. Das tat er auch, aber sein Triumph war nicht von langer Dauer. Beim ersten Schlag mit dem kräftigen Stock, den er hatte unbedingt schwingen wollen, tauchte Tinys Kopf nach unten, und zum erstenmal in seinem Leben stellte es sich sehr elegant auf die Hinterbeine. Der kleine Junge stand unverletzt, aber mit Rachegebrüll vom Rasen auf, und Larry war noch so unfreundlich, ihn auszuschimpfen, weil er das liebe kleine Pony geschlagen hatte.
Obwohl wir allen das Geld zurückerstatteten und den Ritt von zehn auf fünf Cents reduzierten, fand sich kein Kunde mehr. Dann hatte Elizabeth, die wegen des Reinfalls mit ihrem Pony den Tränen nahe war, einen Einfall. Sie sagte: »Laßt mich aufsteigen, und dann kann sich jemand hinter mich setzen und sich festhalten. Mir folgt Tiny. Darf ich das machen, Mammi, und weil es kein richtiger Ritt ist, sind drei Cents vielleicht genug?«
Ein kleines Mädchen erklärte sich bereit und packte Elizabeth fest um die Taille. Tiny trottete davon, und ihre Herrin flüsterte ihr etwas in das kleine struppige Ohr. Es trabte anmutig und gutwillig um die ganze Koppel, und danach wurden die Ritte für drei Cents zu einer solchen Attraktion, daß Elizabeth jetzt von ihrem Bruder abgelöst werden mußte.
Diese Unterhaltung wurde eine Weile von der Großen Parade unterbrochen, und die Zwillinge gaben ein entzückendes Paar ab, als sie ganz feierlich die Runde im Ring machten. Elizabeth führte die plötzlich ganz brave Tiny, und ihr Bruder hatte ein Taubenpaar auf der Schulter. Wie gewöhnlich war der Oberst bemüht, seinen Stolz zu verbergen, und man hörte ihn sagen, daß in seinen Augen der Star Erus Lamm sei, ein ausgesprochen mageres, gutmütiges Wesen, das gierig an jedem Grasbüschel zerrte, das ihm begegnete.
Wieder machte Christopher mir keine Ehre, denn Fritzi pflegte schon wieder seine schlechte Laune und zog störrisch nach hinten. Als er anfing, am Strick zu zerren, schoß mir die Röte ins Gesicht, und ich fürchtete das Schlimmste. Als es Fritzi plötzlich gelang, ihren kleinen Huf in die Sandale seines Besitzers zu zwängen und dann kehrt zu machen, schürfte es ein Stück Haut von Christophers Spann. Ich sah mich nervös um. Die Leute drängten sich nahe zusammen, und die Aussichten waren gering, daß sie die Worte meines Sohnes nicht hörten, wenn er die Beherrschung verlor. Es handelte sich um zwei Wörter mit fünf Buchstaben, von denen ich nicht ahnte, daß er sie kannte. Die Männer grinsten; die Frauen sahen mich an und taten dann wohlmeinend so, als hätten sie nichts gehört, was die ganze Angelegenheit für mich noch schlimmer machte. Ich ergriff die Flucht, und erst später entdeckte ich, daß ich Peters ganzen Blumenkohl gekauft hatte, und unser Garten war schon ohnehin mit diesem schrecklichen Blumenkohl angefüllt.
Auf die Große Parade folgte der Kostümmarsch. Dabei zeigten sich Einfallsreichtum und Phantasie der Kinder oder ihrer Eltern zusammen mit der unendlichen Geduld ihrer Tiere. Heute war eine ausgesprochen sonderbare Tieransammlung zusammengekommen, einige in Kostümen, andere mit Karren, die sie ziehen sollten. Als Star erwies sich Mr. Marshalls Esel, der den Marsch anführen sollte. Wie ich schon sagte, hatte dieser zurückhaltende und wenig liebenswürdige Mann dieses eine Haustier, einen kleinen zottigen Esel; er hatte ihn Leuten abgekauft, die ihn an einem Strand ausnutzten und ziemlich viel Geld damit verdienten, indem sie Kinder darauf reiten ließen. Als Mr. Marshall ihn kaufte, war er mager und abgearbeitet; seitdem hatte er auf der Koppel der Schule wie im Paradies gelebt und war zum Schrecken für die Nachbarschaft geworden.
Ob ihm die plötzliche Wende seines Glückes zu Kopf gestiegen war, oder ob er erst jetzt die richtige Eselnatur entwickelte, das kann ich nicht sagen. Aber statt ein sanftmütiges, bedrücktes kleines Wesen zu sein, das von einem elenden Leben gerettet worden war, wurde er plötzlich ein frecher, starrköpfiger Diktator. Er litt nur seinen Herrn und dessen Frau und achtete ihre Wünsche bis zu einem gewissen Grad, denn obwohl er den nachbarlichen Gärten manchen verheerenden Besuch abstattete, zerstörte er nie den von Mr. Marshall. Seine zarte Frau fütterte ihn aus ihrem Schlafzimmerfenster mit Leckerbissen, und beide liebten ihn abgöttisch. Heute sollte er einen kleinen Karren ziehen, in
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