Geliebtes Monster
seinem Körper tat sich etwas. So bewegte sich die Haut am Hinterkopf. Es sah aus, als würde sie aufquellen, um die Haare zu verdecken. Die nahmen eine andere Farbe an. Sie wurden grauer und zugleich dünner.
Er schrie.
Er trampelte. Seine Schuhe schleuderte er weg. Die Füße brauchten den Platz; sie verwandelten sich in riesige Tatzen.
Immer wieder zuckte er vor und zurück. Er wuchtete den Körper gegen die Wand, jammerte dabei und schlug mit den Händen zu, und die neu entstandene Haut an seinem Kopf spannte sich immer mehr.
Plötzlich trat er von der Wand zurück, ohne sich allerdings umzudrehen.
Dafür winkelte er die Arme an und beharkte mit den Krallenhänden die Brust.
Die Krallen griffen in die Kleidung hinein. Sie packten den Stoff, zerrten an ihm und die beiden Frauen hörten das häßliche Geräusch, mit dem er riß.
Die Kleidung war ihm zu eng geworden. Die Metamorphose schritt weiter voran, und sicherlich gab es nach dieser Verwandlung für ihn kein Zurück mehr. Das glaubte Sheila deshalb, weil sich Maureen entsprechend verhielt.
Auf Sheila machte sie den Eindruck einer trauernden Frau, die alles verloren hatte. Sie weinte, schüttelte den Kopf. Sie flüsterte, sie bebte, für sie zerbrach ein Traum, aber ihr Einfluß reichte nicht aus, um den anderen zurückzuholen.
Er machte weiter.
Er sackte in die Hocke und federte nach. Die Kleidung war zum größten Teil zerrissen, so daß jetzt die braune ›Haut‹ durchbrach.
Schlimme und gequält klingende Schreie drangen aus dem weit geöffneten Maul. Er schleuderte die Arme hoch, zerrte sie nach unten und trommelte mit den Fäusten auf dem Boden herum. Er war nicht mehr aufzuhalten und geriet in einen immer schlimmer werdenden Zustand hinein. Sein Kopf bewegte sich vor und zurück, er heulte dabei tierisch auf, und die Krallen zerrten noch mehr von seiner Kleidung weg.
Dann kippte er zur Seite weg und fiel zu Boden. Er blieb nicht lange auf derselben Stelle liegen und überrollte sich einige Male. Diese Zeitspanne reichte Sheila aus, um erkennen zu können, in welch ein schreckliches Ding er sich verwandelt hatte. Sie konnte jetzt begreifen, daß er für Mehmet ein Alien gewesen war.
Er rollte sich wieder zurück, trampelte dabei mit den Füßen.
Die Zehen sahen aus wie dicke, kurze Aststummel, aber sie waren sehr beweglich.
Sheila hatte auch einen Blick auf das Gesicht werfen können. Es hatte mit dem eines Menschen nichts mehr gemein. Es war mit Fell bewachsen, schimmerte braun und grün zugleich. Es gab auch keinen Mund mehr, sondern ein offenes Maul, zwischen dessen Zahnreihen gelblichweißer Geifer hervorquoll.
Zum Glück und auch zu ihrem Selbstschutz hatte Sheila in den letzten Jahren oft unglaubliche Dinge erlebt. Sie konnte schneller damit fertig werden als andere Menschen. Sie wußte, daß dieses Untier sie töten würde, und deshalb mußte sie weg. Die Chance nutzen, solange das Monster beschäftigt war.
Sheila ging nach links.
Dabei schielte sie zur anderen Seite hin, weil dort Maureen stand und von der Verwandlung negativ fasziniert war. Sie bekam nicht mit, was Sheila vorhatte, die noch einen Schritt zur Seite setzte, sich nicht mehr um das Monster kümmerte und dann startete.
Ihr Ziel war die Terrassentür. Die war nur geschlossen, aber nicht verschlossen. Sheila mußte nur den Griff drehen, die Tür aufreißen und in den Garten rennen.
Sie kam nicht weit.
Maureen warnte sie mit einem Schrei. Vielleicht war es auch ein Laut der irren Wut, die aus ihrem Mund drang, weil ihr die Frau entwichen war.
Sheila hatte ihren Vorsprung erreicht, sie würde an die Tür herankommen, aber der plötzliche Schlag in den Rücken machte dieses Vorhaben zunichte. Was ihr die verdammte Frau gegen den Körper geschleudert hatte, hatte Sheila nicht sehen können. Möglicherweise war es ein schwerer Aschenbecher gewesen, nur brachte sie dieser Treffer aus dem Konzept, und damit hatte Maureen ihr Ziel erreicht.
Als Sheila stolperte und nach einem Halt suchte, befand sich Maureen bereits auf dem Sprung. Sie hatte sich lang gemacht und die Arme ausgestreckt.
Mit den Händen krallte sie sich im Stoff des Pullovers fest. Sheila spürte den Zug nach hinten. Sie wurde brutal gestoppt, kippte und fiel zurück.
Beide Frauen landeten aufeinander.
Sheila hatte insofern Glück, daß sie oben lag und sich zur Seite drehen konnte. Aber sie kam nicht frei, denn die andere schlug ihr ins Gesicht.
Auf den Schmerz achtete Sheila nicht. Sie wollte sich in
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