Geliebtes Monster
Helligkeit floh davon. Jemand schien mit einem Tuch über die Augen gewischt und ihnen dabei die Kraft genommen zu haben.
Die Augen brachen.
Nein, das Licht war verschwunden. Wir hatten nur als Zuschauer den Eindruck gehabt, als wären die Augen gebrochen. Die gesamte Gestalt aber geriet ins Wanken und kippte nach vorn. Niemand fing sie ab. Sie landete bäuchlings auf dem Boden. Die aus dem Maul dringende Rauchwolke verteilte sich unter der Fratze wie zuckendes Wasser. Wir gingen zu ihm.
Suko setzte seinen Fuß auf den Kopf des Untiers. Nichts rührte sich.
Ich drückte meinen Fuß unter den Körper, gab Druck und rollte die Gestalt auf den Rücken.
Da lag sie. Nein, da lag er vor mir. Ein Wesen mit einem Gesicht, das diesen Namen nicht verdiente, denn dieser fettige und widerliche Rauch hatte es von innen zerstört. Er mußte gewirkt haben wie eine starke Säure, er hatte ge- und zerfressen, so daß wir praktisch nur gegen Fetzen schauten, wobei wir nicht mal wußten, ob es noch Haut war. Was da klebte, sah aus wie verbranntes Laub, in das zusätzlich noch Feuchtigkeit hineingezogen war.
Suko nickte mir zu. »Das ist es dann wohl gewesen«, sagte er. »Es gibt kein geliebtes Monster mehr.«
Ich drehte mich um. Suko fing an, die Reste in den Teppichstreifen zu wickeln, auf dem sie lagen.
Sheila saß neben Maureen. Sie hatte die Frau auf den Bauch gelegt und kümmerte sich um die Wunden, die stark bluteten, aber glücklicherweise nicht zu tief waren. Maureen stöhnte. Ob sie das Ende ihres Geliebten mitbekommen hatte, wußten wir nicht. Wichtig war nur, daß sie durchkam, alles andere brauchte uns nicht zu interessieren.
»Ich rufe doch einen Arzt«, sagte Sheila, die aufstand, mich anschaute und sich dann in meine Arme warf. Sie überhörte das Tuten des Telefons, aber Suko nicht. Es kam von draußen zurück, wo er den Teppich mit den Resten abgelegt hatte. Deshalb hob er auch ab, hörte zu, sagte etwas und winkte dann zu uns herüber.
»Wer ist es denn?« fragte ich.
»Es ist Bill. Er hat sein Handy wieder eingeschaltet und fragt, ob alles in Ordnung ist?«
Ich wußte nicht, was ich da antworten sollte, und das passierte mir selten. Deshalb überließ ich es Suko, denn mir war es jetzt egal, ob er die Wahrheit sagte oder sich irgend etwas zurechtlog…
ENDE
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