Geliebtes Monster
weniger.«
»Hoffentlich irrst du dich«, flüsterte ich. »Sheila in den Klauen dieses Monstrums – um Himmels willen! Alles, nur das nicht.« Ich schüttelte mich. »Das kann ich nicht nachvollziehen.«
»Fahr lieber schneller.«
Das war einfacher gesagt, als getan, denn der Londoner Verkehr hatte sich schon verdichtet, auch wenn wir nicht durch die City rollten.
Allerdings bekamen wir bessere Bedingungen in der Wohngegend der Conollys geliefert. Dorthin verirren sich nur wenige fremde Autofahrer.
Man konnte das Gefühl haben, nicht mehr in London zu sein, sondern einem kleinen Ort, in dem die Welt noch in Ordnung war und zahlreiche Bäume für Nachschub an Sauerstoff sorgten. Zu dieser Jahreszeit allerdings hatten sie bereits ein Großteil der Blätter verloren, die auf den Gehsteigen und den Fahrbahnen lagen, wo sie glatte Flächen bildeten.
Ich bog in die Straße ein, in der die Conollys wohnten. Das Lächeln war uns längst vergangen. Angespannt saßen wir im Wagen, und als wir von der rechten Seite her auf das Tor zurollten, da sahen wir bereits, daß es offenstand. Es war nicht ungewöhnlich, aber aus einem Instinkt heraus fuhr ich weiter.
»Das war gut«, sagte Suko. »Ich hätte es auch getan.«
»Und weiter?«
»Wir gehen zu Fuß.«
Ich ließ den Rover an den linken Fahrbahnrand rollen. Rasch stiegen wir aus, drückten die Türen zu und überquerten die Straße, nachdem wir zwei Radfahrer vorbeigelassen hatten.
Auch unter unseren Sohlen klebten die großen Blätter der Eichen, Buchen und auch Ahornbäume. Die Wolkendecke hoch über uns zeigte einige Lücken, so daß sich schüchterne Sonnenstrahlen in diese Umgebung verirrten.
Wir wußten beide, daß der Eingangsbereich des Grundstücks von Kameras überwacht wurde, ebenso wie die unmittelbare Umgebung des Hauses. Zumeist waren die Kameras tagsüber nicht eingeschaltet.
Darauf wollten wir uns nicht verlassen und betraten das Grundstück im toten Winkel für beide elektronische Augen. Wir kamen nur wenige Schritte weit, als wir wie durch einen Schrei gestoppt wurden.
»Verdammt!« sagte Suko leise. »Das darf doch nicht wahr sein.«
»Irrtum. Es ist wahr.«
Er hatte das gleiche gesehen wie ich, denn vor dem Haus der Conollys stand der dunkle Jeep, den wir auch schon bei Tabea Torny gesehen hatten…
Maureen Wilder hatte Sheila vergessen, und ihr war es mit der Frau ebenso ergangen. Beide konzentrierten sich auf Beau, das Monster, das noch immer kniete, jetzt aber dabei war, die Beine zu grätschen, als wollte es mit ihnen eine Brücke bauen.
Dabei hielt es den Kopf gesenkt, um auf die Hände der angewinkelten Arme starren zu können, denn dort setzte sich die Verwandlung zuerst fort.
Die Hände zuckten. Es sah aus, als spielte der Wind mit schmalen, biegsamen Zweigen. Der Mann hatte die ›Finger‹ nicht mehr unter Kontrolle, sie bewegten sich, ohne daß er etwas dazu tat, und er schleuderte plötzlich seinen Kopf in die Höhe, riß den Mund auf und gab einen röhrenden Schrei ab.
Es war der Beginn der eigentlichen Verwandlung. Ein Startsignal, denn jetzt schnellte Beau in die Höhe. Er stand kaum auf den Füßen, als er sich drehte und auf einen Schrank zurannte, der mit Geschirr gefüllt war und Glastüren besaß. Es sah wirklich so aus, als wollte sich der Mann in den Schrank hineinwerfen. Kurz zuvor drehte er ab und visierte die Wand an. Doch er stoppte nicht mehr.
Er stieß sich ab und prallte vehement gegen das von einer Tapete bedeckte Mauerwerk. Er schien daran festzukleben, hatte den Rücken durchgebogen und schleuderte die Arme hoch, wobei die Finger ausgestreckt waren. Mit dem gekrümmten Nägeln krallte er sich in der Tapete fest wie ein Tier, das an der Wand hochklettern wollte. Aber Beau war keine Katze, er kam nicht hoch, statt dessen riß er längliche Löcher in die Tapete.
Die Krallen kratzten über das Mauerwerk hinweg.
Weiße Kalkstreifen blieben zurück, und immer wieder faßte Beau zu, weil er Halt suchte, doch er fand ihn nicht.
Maureen Wilder war im Gegensatz zu Sheila nicht stumm geblieben. Sie stand da und flüsterte heftige Worte vor sich in. Immer wieder sprach sie Beaus Namen aus, aber sie schaffte es nicht, ihn zurückzuholen. Er ging seinen eigenen Weg, er mußte ihn einfach gehen, denn er war das Produkt einer fürchterlichen Vereinigung zwischen dem Teufel und der Hexe.
Beau jaulte auf.
Das waren keine Schreie mehr, die zu einem Menschen paßten, sie gehörten schon zu einem Monster. Auch an
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