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Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Titel: Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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die Lippen aufeinander und blieb ihr die Antwort zunächst schuldig.
    »Na, sag!«, forderte sie auf. »Wie ist es bei dir?«
    »Na ja«, murmelte er, »das kann man nicht mit deiner Arbeit vergleichen.«
    »Wie kommst du dir denn vor, wenn du dich vor all diesen gaffenden Weibern ausziehen musst?«
    »Ich sehe sie nicht«, sagte Ronny. »Ich gucke immer in ein schwarzes Loch. Ach, weißt du, es ist gut, dass es diese grellen Scheinwerfer gibt. Sie blenden ein wenig. Da muss man nicht in die Gesichter sehen. Aber das Schlimmste ist, wenn ich dann hinaus muss. Manchmal halte ich die Hände davor, manchmal auch nicht. Und dann sehe ich ein hämisches Grinsen auf diesen Gesichtern, verstehst du? Sie gucken mich unten an und grinsen. Dann meinst du immer, du hast zuwenig. Mann, dann komm' ich mir so richtig blöd und schäbig vor.«
    »Du bist aber nicht schäbig«, sagte sie und versuchte ihm damit Mut zu machen. »Du bist sehr schick und nobel, Ronny.«
    »Ehrlich?«, fragte er. »Ist das deine ehrliche Meinung?«
    »Ja«, sagte sie, »das ist meine ehrliche Meinung. Außer dir habe ich keinen im Puff.«
    »Ach Gottchen«, bemerkte er grinsend, »von mir hast du doch nicht viel. Außer, wenn ich dich einmal anpumpe, kommen wir doch selten zusammen.«
    »Das ist wahr«, sagte sie tiefsinnig. »Aber dieses Seltene genügt mir schon. Eine wie ich muss dankbar sein für das Seltene und für das Schöne.«
    »Du«, meinte er und unterbrach dabei ihre ein wenig trüben Gedanken. »Wir könnten doch in den Speisewagen gehen und uns dort einen genehmigen. Mal sehen, ob wir uns auch benehmen können.«
    »Da wirst du dich wundern!«, sagte Lilly. »Ich habe zu Hause vor dem Spiegel geübt! Ich kann jetzt richtig auf Dame machen!«
    »Na, dann lass uns mal gehen«, sagte er grinsend.
    Lilly fühlte die bewundernden Blicke der Männer auf sich. Die Damen in den Abteils betrachteten Lilly teils spöttisch, teils neidisch. O ja, Lilly wusste sehr gut, dass sie ein elegantes Paar waren.
    Auch im Speisewagen wurden beide mit ausgesprochener Höflichkeit behandelt. Lilly nahm die Karte. »Ach, du Affe«, flüsterte sie. »Was ist denn?« fragte er. »Die haben ja Preise wie im 'Blauen Paradies'«, sagte sie. »Das kann doch kein Mensch bezahlen!«
    »Wir werden es überleben«, sagte er. »Arme Leute sind wir ja nun nicht.«
    »Das weiß ich«, erklärte sie. »Aber es liegt noch eine ganze Zeit vor uns, die wir überbrücken müssen. Ich habe gehört, dass es auf dem Schiff ziemlich teuer sein soll, und man will sich doch schließlich einmal in seinem Leben etwas gönnen.«
    »Der Meinung bin ich auch«, pflichtete er ihr bei, und dann bestellte er eine Flasche echten Champagner.
    »Schampus«, flüsterte sie verzückt. »Ich wusste doch, dass du ihn magst, kleine Schampus-Lilly«, sagte er. Da schloss sie selig die Augen und kuschelte sich in die Polster. Ronny schenkte ein. Der Champagner perlte herrlich in den hochstieligen Gläsern.
    »Worauf trinken wir, Lilly?«, hörte sie Ronny fragen. Da öffnete sie die Augen wieder und nahm ihr Glas in die Hand.
    »Ich denke«, meinte sie, »wir trinken auf uns und auf eine schöne Zeit.«
    »Ja, Lilly, auf uns und eine schöne Zeit!«
     
    ★
     
    »Einmal in Genua«, sagte Lilly. »Das habe ich mir immer gewünscht. Am liebsten würde ich jetzt laut jubeln.«
    »Eine Dame tut so etwas nicht«, erinnerte Ronny. »Sag mir lieber, wie wir jetzt zum Hafen kommen. In einer Stunde müssen wir an Bord sein.«
    Sie sah sich um.
    »Nichts einfacher als das«, meinte sie schließlich unkompliziert. »Wir schnappen uns 'n Taxi und pfeifen hinunter zum Hafen.«
    Das taten sie. Weder Lilly noch Ronny sprachen italienisch, daher verstand der Taxifahrer sie zunächst nicht.
    Schließlich fiel Lilly ein, dass sie wohl nur den Namen des Schiffes zu nennen brauchte, um dem Fahrer deutlich zu machen, wohin sie wollten.
    »Corona Azurro«, sagte sie daher.
    »Ah, Corona Azurro!«, rief der Chauffeur und rückte sein Käppchen gerade. Dann fuhr er los. Lilly und Ronny bot sich ein einmaliger Ausblick über den Hafen.
    »Schau!«, rief Lilly. »Dort liegt es, unser Schiff! Unser Traumschiff. Hast du schon einmal so etwas gesehen?«
    »Im Kino«, sagte Ronny. »Aber jetzt ist es Wirklichkeit. Zahle lieber, damit wir weiterkommen.«
    »Oh, du lieber Himmel«, flüsterte Lilly schließlich. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie tastete um sich.
    »Meine Handtasche ...«, stammelte sie. »Ronny, meine

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