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Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Titel: Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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kichernd.
    »Wohin darf ich die Herrschaften bringen?«, fragte der Mann am Steuer.
    »Zum Bahnhof«, sagte Lilly, und leiser: »Du, Herrschaften hat der zu uns gesagt! Hast du das gehört?«
    »Ja, jetzt sei doch still«, flüsterte Ronny. »Du nervst mich, Lilly!«
    »Mann, wie bin ich aufgeregt!«, sagte das junge Mädchen, das nun seine erste große Reise antrat.
    Das Reisen hätte Lilly wohl immer schon zu ihrem Hobby gemacht, wenn sie nur das notwendige Kleingeld gehabt hätte. Aber daran hatte es eben immer gefehlt, und so war das bisher ein Traum geblieben. Heute aber, so schien es, würde dieser Traum sich für Lilly, das Mädchen von der Straße, erfüllen.
    »Bist du schon einmal erster Klasse gefahren?«, fragte Lilly, als sie später mit Ronny in dem eigens für sie beide, reservierten Abteil saß.
    »O ja«, antwortete er mit einem jungenhaften Lächeln. »Einmal bin ich in der ersten Klasse gefahren. Allerdings schwarz und nur so lange, bis der Zugführer mich erwischt und an der nächsten Station rausgeschmissen hat. Aber das ist schon eine Weile her. Heute brauche ich das ja nicht zu befürchten. Hoffentlich hast du die Fahrkarten dabei?«
    »Alles bestens«, sagte sie und klopfte dabei auf ihre schicke Handtasche, die sie erst gestern in einem Kaufhaus günstig erstanden hatte.
    »Schau lieber nach!«, forderte der junge Mann sie auf. »Ich möchte nicht, dass wir unterwegs rausfliegen. Das geht bei denen ziemlich schnell.«
    »Wenn du meinst«, sagte Lilly, nahm ihre Handtasche, öffnete sie und kramte eine Weile darin herum. Ronny bemerkte, wie ihr Gesicht bleicher wurde.
    »Was ist?«, fragte er. Der Zug hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
    »Ich kann sie nicht finden!« stammelte Lilly.
    »Hab' ich es doch gesagt! Du, die kommen gleich zum Kontrollieren, und dann sitzen wir in all unseren schicken Klamotten wieder draußen. Dann ist die Reise zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat. O Lilly, du bist vielleicht 'ne Pflaume!«
    »In der Jacke!«, rief Lilly plötzlich. »Schau in der Jacke nach, in der Innentasche!«
    Ronny angelte nach Lillys Jacke.
    »Hier«, sagte er, »du doofe Nuss«, und reichte ihr ein Kuvert.
    »Na, alles in Butter«, sagte Lilly mit einem erleichterten Seufzer. Sie holte die Fahrscheine heraus, gerade noch rechtzeitig, denn der Schaffner kam, um zu kontrollieren. Mit spitzen Fingern reichte Lilly ihm die Tickets.
    »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise«, sagte der Schaffner höflich.
    »Mann, wie ist das wohltuend«, sagte Lilly, kuschelte sich in die Polster und schloss die Augen.
    »Was?«, wollte Ronny wissen.
    »Na, dass mich mal einer wie 'ne richtige Dame behandelt. Ich bin doch für alle nur die Nutte - die kleine, erbärmliche Nutte, mit der man für ein paar Mark alles machen kann. Jetzt können sie nicht mehr alles mit mir machen, Ronny. Jetzt bin ich 'ne Dame!«
    »O ja«, bestätigte er. »Das bist du, Lilly.« Er nahm ihre Hand und sah sie an. »Weißt du«, sagte er, »für mich warst du schon immer 'ne richtige Dame, Lilly.«
    »Ehrlich?«, fragte sie staunend.
    »Ganz ehrlich«, bestätigte er. »Ich habe immer etwas Großes in dir gesehen. Du bist der feinste Kerl im ganzen miesen Puff.«
    »Ach, Ronny«, sagte sie leise, »das sagst du vielleicht nur, weil ich dich auf diese Reise mitgenommen habe.«
    »Na, hör mal!«, rief der junge Mann beinah entrüstet aus. »Habe ich mich vielleicht aufgedrängt, oder hast du mich überreden müssen?«
    »Ist ja schon gut«, sagte sie. »Lass uns nicht schon in den allerersten Stunden streiten. Wir wollen doch, dass wir etwas von diesen paar Tagen haben. Hinterher fängt unser Mistleben ja doch wieder an.«
    Er sah sie von der Seite an und kniff dann die Augen ein wenig zusammen.
    »Weißt du, wie sich das anhört?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete sie. »Wie hört es sich denn an?«
    »Es hört sich an, als wolltest du abspringen.«
    »Ach ja«, seufzte sie. »Was meinst du, wie oft ich das schon wollte. Ich hab' es auch echt schon ein paarmal versucht, habe es aber nicht geschafft. Irgendwie bin ich doch wieder auf den Strich zurückgekommen.«
    »Du machst es gern!«, stellte er fest.
    »Darüber habe ich überhaupt noch nicht nachgedacht. O ja, ich glaube, 'es hat Stunden gegeben, in denen mein Beruf mir Freude gemacht hat. Aber es gab auch Zeiten, da hat mich alles angekotzt. Manchmal hatte ich die Nase gestrichen voll. Aber wie ist das bei dir, Ronny?«
    Er überlegte eine Weile. Dann preß-te er

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