Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
eleganten Uhr, die Eleonore ihm verehrt hatte.
Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
»Entschuldige mich eine Minute, Eleonore«, bat er und küsste ihre Hand. Dann stand er auf, steuerte durch die Tischreihen und ging auf die Dame zu, die an der Bar saß.
»Weshalb verfolgen Sie mich?«, fragte er in strengem Tonfall.
»Ich?«, fragte die Dame mit süffisantem Lächeln. »Wie käme ich denn dazu, hinter einem Callboy herzulaufen!«
»Nehmen Sie sich gefälligst zusammen!«, keuchte Ronny.
»Ach, mein Guter, hast du vielleicht Angst, ich könnte dir die Tour vermasseln? Wieviel zahlt sie denn?«
»Hören Sie, gnädige Frau ...«
»Ich heiße Ludmilla, oder erinnerst du dich nicht mehr daran?«
Ronny fühlte, dass es ein Fehler war, ein Gespräch zu beginnen. Zähneknirschend wandte er sich ab und kehrte zu Eleonore zurück. Die machte ein beleidigtes Gesicht.
»Ich erlaube dir nicht, fremde Frauen anzusprechen!«, sagte sie beinahe schrill. Diese Worte musste Ludmilla gehört haben, jedenfalls kam sie mit wiegenden Hüften heran.
»Keine Angst, gnädige Frau. Ich werde ihn Ihnen nicht wegnehmen. Ich hatte das Vergnügen bereits vor Ihnen.«
Eleonore riss die Augen auf. Dann flogen ihre Blicke zwischen Ronny und dieser Frau hin und her.
»Empörend!«, stieß sie schließlich hervor und wuchtete sich aus dem Sessel.
»Eleonore!«, rief Ronny. »So lauf doch nicht weg! Eleonore, bitte!«
Doch es war zu spät. Sie walzte sich bereits zwischen den Tischreihen und Leuten hindurch und strebte dem Ausgang zu. Ronny wollte ihr folgen, doch diese Ludmilla hielt ihn am Arm fest.
»Mach dir nichts draus«, raunte sie. »Ich bezahle dich bestimmt nicht schlechter.«
»Ich will aber nicht!«, sagte Ronny wie ein eigensinniges Kind.
Da ließ Ludmilla ihr Glas kippen. Das Getränk flöß ihr über den Ausschnitt herunter.
»Sie Ferkel!«, rief sie. »Also, das ist doch die Höhe!«
»Entschuldigung!«, stammelte Ronny. »Aber ich - ich kann nichts dafür. Ich ...«
»Mein Herr, bitte benehmen Sie sich«, sagte der Oberkellner, der nun herangekommen war, denn die Sache drohte sich zu einem Skandal auszuweiten.
»Ich nehme Ihre Entschuldigung an, junger Mann«, sagte Ludmilla. »Vorausgesetzt, Sie trinken ein Gläschen mit mir.«
So blieb ihm nichts anderes übrig, während er dunkel ahnte, dass die Katastrophe bereits vorprogrammiert war.
Nicht lange darauf hörte man aus Eleonores Kabine einen schrillen entsetzlichen Schrei. Als zwei Stewards eintraten, sahen sie die vollkommen erstarrte Eleonore und Mario mit dem Schmuck der Italienerin in Händen am Schrank stehen.
»Ein Dieb!«, kreischte Eleonore. »Man wollte mich bestehlen!«
So kam es, wie es kommen musste. Sie führten Mario weg.
Obwohl jedermann bemüht war, den Skandal nicht offenkundig werden zu lassen, sickerte die Story noch in der gleichen Stunde durch. Dafür sorgte allein Eleonore, die überall erzählte, was ihr Schreckliches widerfahren war.
So kam es dann, dass sich unglücklicherweise jener Kurt beim Kapitän meldete und ihn über Lilly aufklärte. Auch die enttäuschte Ludmilla machte ihrem Herzen Luft, und so saßen Mario und Anja sowie Lilly und Ronny später vor dem Kapitän.
»Ein schönes Ganovenquartett!«, sagte der.
»Es ist alles ganz anders, als Sie sich das denken!«, rief Lilly empört. »Ich habe damit nichts zu tun!«
»Das können Sie der Polizei erzählen. Wir werden Sie jedenfalls bei unserem morgigen Landgang dort abliefern. Übrigens wird Signorina di Gardibaldi Anzeige wegen Betrugs gegen Sie erstatten, Herr Steinbach!«
»Ich habe sie nicht betrogen!«, rief Ronny.
»Auch das werden Sie der Polizeibehörde erzählen können!«
»Das ist eine griechische Insel!«, rief Anja. »Dort versteht uns kein Mensch!«
»Man wird einen Dolmetscher besorgen, verehrte Herrschaften. Vielleicht bringt man Sie auch gleich ins Zentralgefängnis nach Athen. Dort haben Sie Zeit, über Ihre Gaunereien nachzudenken. Hier an Bord stehen Sie unter Kabinenarrest. Ich verbiete Ihnen, die Säle zu betreten. Ihre Mahlzeiten werden Ihnen in die Kabinen serviert. Ist das klar, Herrschaften?«
»Völlig klar!«, stieß Lilly hervor.
Dann ließ man sie gehen.
»Eine traumhafte Bescherung«, sagte Anja. »Warum ist denn das alles bloß schiefgelaufen?«
»Alles wegen Ludmilla«, sagte Ronny dumpf.
Am anderen Tag legte man im Hafen der griechischen Insel an und brachte die vier zur Polizeistation. Der Kapitän schien griechisch zu
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