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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Norden fahren und die Fähre nach Schweden nehmen.
    Thurkettle stieg vom Motorrad und ging zu dem Wagen hinüber. Der Regen hatte ihn bis auf die Haut durchnäßt, und nach den Anstrengungen der Nacht waren seine Muskeln steif.
    Ihm fiel ein, daß der VW-Campingwagen mit einer Dusche ausgerüstet war, und er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis das Wasser heiß wurde.
    Werner drehte das Fenster herunter. »Gab es
    Schwierigkeiten?« fragte er.
    »Keine, mit der ich nicht fertig geworden bin. Fiona Samson ist tot«, sagte Thurkettle. Das zu sagen, hatte man ihm aufgetragen. »Einer von den Russki-Schlägern hat sie plattgemacht. Bernard Samson konnte abhauen und mit ihm irgendeine andere Frau. Ich weiß nicht, wer sie war. Sie trug ein langes gelbes Kleid, kam in Bernard Samsons Wagen.«
    Werner wußte, wer die andere Frau war. Es war Tessa. Er hatte gesehen, wie sie das Fest mit Bernard verließ. »Fiona Samson ist tot. Sind Sie sicher?«
    »Bei so was gibt’s bei mir keinen Irrtum«, sagte Thurkettle.
    Er lächelte. Er liebte Geheimnisse. Die Vertauschung der Identitäten der beiden Frauen war ein Geheimnis, das ganz für sich zu behalten ihm Prettyman überdies ausdrücklich geboten hatte. »Alle anderen sind tot.«
    »Kennedy auch?«
    »Ja, Kennedy auch. Und ein Typ, der als Gorilla verkleidet war. Es gab eine richtige Schlacht. Ich habe Schwein gehabt, mit heiler Haut davonzukommen.« Er trug bei der Beschreibung seiner Taten immer dick auf, wenn’s ans Kassieren ging. Das gab dem Kunden das Gefühl, Gegenwert für ihr Geld gekriegt zu haben. »Diese Russki-Hurensöhne waren ganz scharf darauf, mich umzunieten. Wenn ich nicht dagewesen wäre, hätte Bernard Samson nie die Kurve

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    gekriegt.«
    »Mein Gott! Arme Fiona«, sagte Werner. Über die Monate ihrer Zusammenarbeit war in Werner ein Gefühl tiefer Verehrung für Fiona erwachsen. Sie hätte eine derartige Aufgabe niemals übernehmen sollen, der Druck war einfach zu groß für sie. Er hatte gesehen, wie der Druck sie zermürbte.
    Während eines ihrer letzten Treffen hatte sie einen Augenblick völliger Geistesabwesenheit gehabt. Sie hatte gesagt, das sei die ständige Übermüdung, und er hatte versprechen müssen, niemandem etwas von ihrem Blackout zu sagen. Arme Fiona.
    Er stieg aus dem Wagen und ging nach hinten zum Kofferraum. Es regnete. Er sah sich in der heller werdenden Dämmerung um. Es war nicht viel Zeit. »Ja, so geht das manchmal«, sagte Thurkettle philosophisch. Er lächelte Werner an. Er schien ein freundlicher Bursche zu sein, und Werner lächelte ebenfalls.
    »Ich hatte gar nicht gemerkt, daß es noch regnet«, sagte Werner.
    »Sagen Sie bloß«, sagte Thurkettle, der völlig durchweicht war.
    »Wollen Sie sich in den Wagen setzen und es zählen?«
    fragte Werner.
    »Ich mag nicht hier herumstehen und naß werden.« Er suchte den Schlüssel zum Kofferraum an seinem Bund. »Wir werden nur mal einen Blick darauf werfen, so daß ich sehe, daß es echt ist.«
    »Es ist echt«, sagte Werner. »Gebrauchte Banknoten. Genau wie Sie’s verlangten. Ich habe sie am Freitag von der Commerzbank geholt.«
    Er griff in den Kofferraum nach einem ledernen
    Aktenkoffer. Vorsichtig gab er Thurkettle den Koffer und sagte: »Stellen Sie ihn nicht auf den Wagen, er ist frisch gespritzt.« Thurkettle lächelte mitleidig. Die Sorte Nervosität, die Volkmann da zeigte, war ihm vertraut. Kunden waren

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    immer etwas furchtsam im Umgang mit einem gedungenen Mörder. Er hielt den Koffer mit beiden Händen, während Werner sich vorbeugte und sich an dem Schloß zu schaffen machte. »Es ist ein Kombinationsschloß«, erklärte Werner. Er konnte Blut und Dreck an Thurkettles Kleidern riechen. Den Gestank des Schlachthauses. »Man kann die Kombination einstellen, wie man will. Ich habe 1, 2, 3 eingestellt. Das vergißt man wenigstens nicht, 1, 2, 3, oder?«
    »Nein«, sagte Thurkettle. Werner ließ das Schloß aufschnappen und hob den Deckel, »1, 2, 3 kann man nicht vergessen.« Während Thurkettle dastand und mit beiden Händen den neuen ledernen Aktenkoffer hielt, griff Werner Volkmann nach der seltsam aussehenden Feuerwaffe, die hinter dem Aktenkoffer nicht zu sehen war, und drückte ab. Ein Ladestreifen von acht Schuß gab einen Feuerstoß wie ein Maschinengewehr. Alle acht Kugeln drangen in Thurkettles Bauch.
    Acht Schuß. Es war nur ein kleiner »Einwegartikel«, aber auf die Entfernung war kein Meisterstück der
    Büchsenmacherkunst

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