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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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die Bewegungen der Fahrzeuge und Posten auf dem Schirm verfolgt. Beide Männer trugen Kopfhörer über ihren Strickmützen, und Gabby, der diesen Spitznamen seiner ganz gegenteiligen Neigung zur Schweigsamkeit verdankte, hatte das Auge an dem großen Hawklite-Nachtglas.
    »Ja«, sagte er plötzlich, das gummiumrandete Mikrofon fest an die Lippen gepreßt. »Einer! Nein, zwei sind’s. Einer rennt
    …. der andere am Boden. Jesus!«
    Der Scheinwerfer war inzwischen angeschaltet worden, aber was eigentlich los war, konnte man bei seinem Licht nicht sehen. »Und jetzt auch noch die Infrarotstrahler. Mannomann, jetzt wird’s ernst«, sagte Gabby ruhig. »Können wir stören?«
    Tom hatte den Störsender bereits auf die erforderliche Wellenlänge gedreht, aber das Gerät war nicht sehr stark und wirkte nur auf kleine Anlagen. »Ich werde weiter nach vorn gehen müssen. Von hier aus komme ich nicht ran.«

    - 45 -
    Toni sagte nichts. Sie hatten beide gehofft, daß es sich nicht als nötig erweisen würde, das Gebiet der DDR zu betreten.
    Während des letzten Jahres waren sie ein paarmal gerade noch davongekommen, und vom Nachbarteam – zwei Männer, verantwortlich für den nördlich von diesem hier gelegenen Abschnitt der Mauer – waren beide getötet worden, als einer von ihnen auf eine nach Beendigung der Reparaturen
    »versehentlich« auf der Westseite der Mauer zurückgelassene Mine getreten war.
    Tom Cutts Befürchtungen wären bestätigt worden, hätte er in das unsichtbar hinter den Hundezwingern geparkte Fahrzeug einer russischen Aufklärungseinheit hineinblicken können. In dessen verdunkeltem Inneren saß ein hochrangiger KGB-Offizier namens Erich Stinnes, eingezwängt von einer Vielzahl elektronischer Geräte. Sein Gesicht verriet innere Anspannung, und seine Brillengläser reflektierten den Bildschirm eines Gefechtsfeldradars, der sehr viel effektiver war als das tragbare Infanteriemodell, das die beiden Freibeuter in Stellung gebracht hatten.
    »Einer von den beiden bewegt sich vorwärts«, sagte der Mann, der das Gerät bediente, zu Stinnes. Der Lichtfleck, als welcher Gabby auf dem Bildschirm erschien, leuchtete heller auf, sobald Gabby aus dem Graben stieg und mehr von seinem Körper den Radarstrahlen aussetzte.
    Doch das Aufklärungsfahrzeug war nicht nur mit Radar ausgerüstet. Es verfügte auch über ein Wärmebildgerät, das die Wärme menschlicher Körper als verräterische weiße Flecken abbildete, und nun, da die Infrarotstrahler angeschaltet waren, machten die automatischen Infrarotkameras alle fünf Sekunden eine Aufnahme. Sollte es zu einer Untersuchung kommen, würde es unmöglich sein, der DDR irgendeinen Verstoß nachzuweisen. »Lassen wir ihn kommen«, sagte Stinnes.
    »Vielleicht kommt dann der andere auch. Dann haben wir sie beide.«

    - 46 -
    »Wenn wir zu lange warten, können die beiden Spione flüchten«, sagte der Grepo-Offizier, der Befehl hatte, Stinnes jede Unterstützung zu geben, die dieser verlangte.
    »Die kriegen wir alle, keine Angst. Ich bin schon lange hinter ihnen her. Sie werden mir jetzt nicht entgehen.« Diese guten Leute ahnten nicht, wie sehr Vorschriften und Weisungen ihn einschränkten. Doch ohne gegen irgendwelche einschlägigen Bestimmungen zu verstoßen, hatte Stinnes diesmal eine Observation durchgeführt, die wohl als beispielhaft bezeichnet werden durfte. Die beiden in Schwerin verhafteten Agenten hatten die Einzelheiten des verabredeten Treffens schon nach zweistündigem Verhör gestanden. Und dabei waren die Verhörmethoden, die er angewandt hatte, um dieses »Geständnis« zu erzielen, nach den Begriffen des KGB
    nur mäßig streng gewesen. Sie hatten die beiden »Engländer«
    in der Blockhütte entdeckt und waren ihnen von dort bis hierher gefolgt. Abgesehen von der Fehlleitung eines Hubschraubers durch irgendeinen bescheuerten Fluglotsen war alles tadellos gelaufen, beispielhaft geradezu, wie’s im Buche steht.
    »Jetzt kommt der zweite Mann nach vorne«, sagte der Mann am Gerät.
    »Kolossal!« sagte Stinnes. »Sobald er am Draht ist, können Sie schießen.« Die noch unreparierte Mauerlücke hatte es ihnen gestattet, sich auf ein begrenztes Schußfeld einzurichten.
    Es war wie auf einem Schießstand: Vier Männer waren eingeschlossen in dem Bereich, den die Mauer, der Drahtverhau und das aufgestapelte Baumaterial abgrenzten.
    Gabby war es, der den Scheinwerfer zerschoß. Bernard sagte später, es sei Max gewesen, aber das war, weil Bernard das

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