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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Norden-Zielgerät aus –
    Präzisionsbombenwurf – , und sie hatten einen Plan. Sie bombardierten nur Treibstofflager und Flugzeugfabriken. Es wurde keine Kraft vergeudet, und der Effekt war tödlich.«
    »Hat man damals nicht von Allheilmittelzielen
    gesprochen?«
    »Das haben nur die Leute getan, deren Methoden sich als falsch erwiesen.«
    »Ich glaube mich da noch an andere Aspekte der
    Flächenbombardementstrategie erinnern zu können«, überlegte der alte Mann, dem nicht entgangen war, daß sich in diesem Fall die RAF geirrt und die Amerikaner das Richtige getan haben sollten. Auch hatte er nicht die Anspielung überhört, daß die Bemühungen des SIS bisher zu neunzig Prozent fehlgeschlagen waren.
    »Ich will mich nicht auf diesen Vergleich versteifen«, sagte Bret, dem etwas zu spät bewußt wurde, daß das Beispiel von der Unterlegenheit der britischen Luftkriegsstrategie gegenüber der amerikanischen während des Zweiten Weltkriegs einem englischen Publikum weniger zwingend erscheinen mochte. Er schlug also eine andere Richtung ein. »Diese Statistik über Gesundheitswesen und Krankenhäuser, die Sie da in der Hand haben, gibt die Zahl der Ärzte im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig wieder, die dieses Gesundheitswesen tragen. Ich schätze, daß der Verlust eines Viertels dieser Arbeitskräfte das Regime zwingen würde,

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    Krankenhäuser oder Krankenhausabteilungen in einem Ausmaß zu schließen, das politisch nicht tragbar wäre. Oder nehmen Sie das öffentliche Bauwesen. Schauen Sie auf die graphische Darstellung, die ich dort auf dem Tisch liegen sehe
    …«
    »Ich habe sie mir schon angesehen«, sagte Sir Henry, der graphische Darstellungen noch nie leiden konnte. »Wir müssen dem Regime hochqualifizierte Arbeitskräfte entziehen. Das wird die kommunistische Gesellschaft unter Druck setzen, denn die offizielle Propaganda redet den Leuten ja ein, daß sie niedrige Löhne und enge Verhältnisse hinnehmen, weil ihnen die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und ein vorbildliches Sozialwesen garantiert sind. Gesundheitsfürsorge, öffentliche Verkehrsmittel und so fort. Wenn ihnen die Intelligenz abwandert, werden sie sich nicht zu helfen wissen. Die Ausbildung eines Arztes, eines Ingenieurs oder Chemikers dauert sieben Jahre. Und um überhaupt damit anfangen zu können, braucht man erst mal genug begabte junge Leute.«
    »Sie sprachen von politischer Opposition«, sagte der D.G.
    und legte Brets graphische Darstellungen beiseite.
    Bret sagte: »Ja. Wir müssen unsere geringschätzige Haltung gegenüber diesen kleinen ostdeutschen Oppositionsgruppen aufgeben. Wir müssen ein bißchen Sympathie zeigen, den von Kirchengruppen und anderen ausgehenden politischen Reformbestrebungen mit Rat und Tat beistehen. Sie darin unterstützen, sich zusammenzuschließen. Haben Sie die Statistik der Konfessionszugehörigkeit gesehen? Ermutigend scheint mir, daß wir diesen Zahlen zufolge die ländlichen Gebiete außer acht lassen können. Die Protestanten in den großen Städten werden uns genug Leute stellen, wie wir sie brauchen, und Großstädter sind für uns schließlich leichter zu erreichen.«
    »Strategischer Bombereinsatz, was?« sagte der D.G. Selbst dem Cabinet Secretary mochte die Logik dieses Vorgehens

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    einleuchten, wenn er von all den zusätzlich benötigten Mitteln hörte. »Und die Leute, die wir brauchen, sind Leute, nach denen im Westen Nachfrage besteht. Wir brauchen keine hochbezahlten Phantasiejobs für die Leute zu erfinden, um sie in den Westen zu locken. Diese Jobs sind jetzt schon zu haben.« Bret zog ein anderes Blatt hervor. »Sehen Sie, wie auch die Geburtenrate sich günstig auf unser Vorhaben auswirken wird.« Bret hielt das Blatt in die Höhe und wies auf die für die frühen achtziger Jahre prognostizierte Kurve der Bevölkerungsentwicklung.
    »Aber wie bringen wir sie rüber?«
    Bret griff nach einer weiteren Tabelle: »Hier ist die Statistik der Bürger der DDR, die ihren Urlaub im Ausland verbringen.
    Ich habe sie nach den Ländern gegliedert, die sie jeweils besuchen. Nach der westdeutschen Verfassung steht jedem Ostdeutschen ein westdeutscher Paß zu.«
    Der D.G. gebot mit einer Handbewegung dem nun gut in Fluß gekommenen Redner Einhalt. »Sie schlagen also vor, einem Haufen ostdeutscher Touristen, die in Marokko aus einem Bus steigen, eine Chance zu geben, ihre Pässe gegen westdeutsche einzutauschen? Aber was werden die marokkanischen

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