Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
es brennt eine Sicherung durch«, sagte Bret und lächelte auf seine herablassende Art. »Geben Sie’s mir. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
    »Ich arbeitet schon lange für das Department, Bret. Ich weiß, was da läuft. Der Grund, weshalb ich nicht weitermache mit dem Plan – mit Ihrem Plan, sollte ich wohl sagen –, ist, daß ich mich nicht imstande fühle, meinen Mann und meine Kinder zu opfern, um mir einen Namen zu machen.«
    »Ich habe niemals angenommen, daß es die Aussicht, sich einen Namen zu machen, gewesen sein könnte, was Sie motiviert, Fiona.«
    Der sanfte und versöhnliche Ton, in dem er sprach, besänftigte etwas ihren Zorn. »Vermutlich nicht«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Nein? Ist das dieselbe Frau, die mir sagte:
    Nur eine Aufgabe gibt es für alle
    Ein Leben nur kann jeder geben
    Wer steht, so die Freiheit falle?
    Wer stirbt, so England wird leben?«
    Sie befeuchtete sich die Lippen. Auch ein paar von ihr gern zitierte Zeilen Kipling konnten sie jetzt nicht von dem ablenken, was sie zu sagen hatte. »Sie reden von ein oder zwei Jahren. Meine Kinder sind sehr klein. Ich liebe sie und brauche

    - 145 -
    sie, und sie brauchen mich. Sie verlangen zuviel. Wie lange werde ich weg sein? Was wird mit den Kindern passieren? Was wird aus Bernard? Und aus meiner Ehe? Suchen Sie sich jemanden, der keine Familie hat. Für mich wäre es der reine Wahnsinn, da rüber zu gehen.«
    Sie hatte sich gezwungen, leise zu sprechen, aber sein Gesichtsausdruck, der Interesse und Mitgefühl heuchelte, machte ihr Lust loszuschreien. Wer steht, so die Freiheit falle?
    Ja, Brets Worte hatten sie getroffen, denn das Zitat zwang sie, sich der resoluten jungen Frau zu erinnern, die sie noch kürzlich gewesen war. Hatten Ehe und Mutterschaft eine so verdammt furchtsame Kuh aus ihr gemacht?
    »Der reine Wahnsinn. Und genau deshalb werden Sie vollkommen sicher sein. Bernard wird bestürzt sein, und die Sowjets werden Ihnen trauen.«
    »Ich kann einfach nicht mehr, Bret. Ich brauche ein bißchen Ruhe.«
    »Oder Sie könnten’s auch von einer anderen Seite ansehen«, sagte Bret freundschaftlich. »Ein paar Jahre da drüben könnten Ihnen genau die Herausforderung bieten, die Sie brauchen.«
    »Wenn ich irgendwas jetzt nicht brauchen kann, ist es noch eine Herausforderung«, sagte sie überzeugt.
    »Manchmal gehen Beziehungen zu Ende, und zuletzt bleibt einem nur noch übrig, ausdrücklich anzuerkennen, was geschehen ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »So war es mit mir und Nikki«, sagte er mit leiser und aufrichtiger Stimme. »Sie hat gesagt, sie müßte sich selbst wiederfinden. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, sehe ich, daß unsere Ehe soviel an Substanz verloren hatte, daß sie zuletzt nur noch vorgetäuscht war.«
    »Meine Ehe ist nicht vorgetäuscht.«
    »Vielleicht nicht. Aber manchmal erkennt man das erst bei genauerem Hinsehen. So war es bei mir.«

    - 146 -
    »Ich liebe Bernard, und er liebt mich. Und wir haben zwei entzückende Kinder. Wir sind eine glückliche Familie.«
    »Sie sind vielleicht der Meinung, daß mich das nichts angeht«, sagte Bret, »aber diese plötzliche Unzuverlässigkeit –
    dieses ›Laßt den Vorhang fallen und schickt das Orchester nach Hause, ich kann nicht mehr‹-Gerede- resultiert nicht aus beruflicher Überlastung, sondern hat ihre Ursache in Ihrem Privatleben. Deshalb müssen Sie sich Ihre
    Privatangelegenheiten ansehen, um die Antwort zu finden.«
    Brets Worte wirkten auf sie wie ein Brechmittel. Sie schloß die Augen, damit nicht der Anblick des Essens sie tatsächlich nötigte, sich zu übergeben. Als sie endlich die Augen öffnete, sah sie Bret an und suchte in dessen Gesicht einen Hinweis auf seine Gedanken. Da sie dort außer seiner geheuchelten Sympathie nichts fand, sagte sie: »Meine
    Privatangelegenheiten sind privat, Bret.«
    »Nicht wenn ich finde, daß Ihnen Ihre Gefühle den Verstand vernebeln und Sie mir erklären, daß Sie die wichtigste Operation, die das Department jemals ins Auge gefaßt hat, schmeißen wollen.«
    »Können Sie denn niemals irgendwas anders als von Ihrem eigenen Standpunkt aus betrachten?«
    Bret berührte die Manschette seines Hemdes und befingerte den Manschettenknopf, wie um sich zu vergewissern, daß er noch da sei. Aber Fiona erkannte in dieser Gebärde, in der Haltung seiner Schultern und in der Neigung des Kopfes mehr.
    Etwas Besonderes kündigte sich an, wie man es an der nervösen Kreisbewegung der Feder ablesen konnte, ehe ein

Weitere Kostenlose Bücher