Gelinkt
wichtiges Dokument unterzeichnet wird, oder in den Lockerungsübungen der Athleten vor Beginn eines Wettkampfes. »Ihnen steht es nicht zu, irgend jemanden des Egoismus zu bezichtigen, Fiona.« Sie biß sich auf die Lippe.
Das war eine direkte Herausforderung. Wenn sie sich so etwas widerspruchslos sagen ließ, gestand sie ihre Schuld ein. Und
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doch, gerade ihr Widerspruch konnte die scheußliche Lawine lockern, die in ihren Alpträumen auf sie herabzustürzen drohte.
»Bin ich egoistisch?« fragte sie so vorsichtig wie möglich und hoffte, daß er lachend darüber hinweggehen würde.
»Fiona, Sie müssen sich an den Plan halten. Bei dieser Operation steht verdammt viel auf dem Spiel. Sie werden etwas für Ihr Land tun, was zu tun nur sehr wenige Männer und Frauen je Gelegenheit kriegen. Wenn Sie auch nur ein oder zwei Jahre da drüben arbeiten, können Sie für die Londoner Zentrale etwas leisten, das historisch einem glänzenden Sieg gleichkommt.«
»Einem glänzenden Sieg?« sagte sie mechanisch.
»Wie ich Ihnen schon erklärte; die wirtschaftlichen Pläne deuten an, daß wir sie zwingen könnten, die Mauer abzureißen, Fiona. Eine unblutige Revolution. Das würde in die Geschichtsbücher eingehen. Buchstäblich in die
Geschichtsbücher. Verglichen damit zählen unsere Privatangelegenheiten überhaupt nicht.« Er wußte alles, was sie verbergen wollte, sie sah es in seinen Augen.
»Erpressen Sie mich, Bret?«
»Sie sind nicht ganz Sie selbst heute abend, Fiona.« Er heuchelte Besorgnis, aber ohne überzeugen zu wollen. »Sagen Sie’s mir.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Womit sollte ich Sie denn erpressen?«
»Ich reagiere nicht auf Drohungen, habe ich noch nie.«
»Wollen Sie mir nicht erzählen, womit ich Ihnen angeblich drohe? Oder soll ich mich auf Mutmaßungen einlassen?« Fiona sah, daß er es genoß. Was für ein Sadist er war! Sie haßte ihn, und dennoch nahm sie jetzt zum allerersten Mal eine unerschütterliche Entschlossenheit an ihm wahr, die unter anderen Umständen eine Frau dazu bringen konnte, sich in ihn zu verlieben. Genauso unnachgiebig würde er auch um sie kämpfen. Daran war kein Zweifel möglich. Es war seine Natur.
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»Antworten Sie mir auf eine Frage, Bret. Haben Sie mich beschatten lassen?«
Er legte seine Gabel ab, lehnte sich in seinen Stuhl zurück, faltete die Hände und starrte Fiona an. »Wir alle werden überwacht, Fiona. Das gehört zu unserem Job.«
Er lächelte. Sie nahm ihr volles Champagnerglas und schüttete es ihm ins Gesicht.
»Jesus Christus!« Er sprang auf, stotternd und zappelnd Gesicht und Hemdbrust mit der Serviette abtupfend. »Sind Sie verrückt geworden?«
Sie betrachtete ihn mit Schrecken. Er ging durch den Raum und holte sich frische Servietten von einem Serviertisch. Er tupfte Anzug und Stuhl ab, und als sein Zorn nachließ, setzte er sich wieder.
Sie hatte sich nicht gerührt. Sie haßte es, die Selbstbeherrschung zu verlieren, und um ihn nicht ansehen zu müssen, ergriff sie ihre Gabel und verfolgte ein Stück Soufflé damit quer über den Teller. »Aber Bernard weiß nichts davon.«
Das sagte sie, ohne aufzusehen. Sie aß das Stück Soufflé nicht.
Der Gedanke an Essen war ihr plötzlich zuwider.
Er strich sich mit dem Finger rund um die Innenseite des Kragens. Der Champagner hatte ihn klebrig gemacht. »Solche Aufgaben werden außerhalb des Departments vergeben. Die eigenen Leute dafür einzusetzen wäre sicherheitsmäßig bedenklich.«
»Versprechen Sie mir, daß Bernard nichts davon erfährt?«
»Ich könnte versprechen, daß er’s von mir nicht erfährt.
Aber Bernard ist ein kluger und findiger Mann … Das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.« Er sah auf seine Uhr. Er wollte nach Hause und sich umziehen. »Es ist sowieso alles vorbei.«
»Das freut mich.« Er sah sie an und bedachte sie – trotz der nassen Flecken auf seinem Hemd und des zerzausten Haars –
mit seinem bezauberndsten Lächeln. »Wissen Sie, wovon ich rede?«
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»Natürlich nicht«, sagte er, noch immer lächelnd. »Es ist klar, daß ich nur ein Jahr lang drüben bleibe und dann abgezogen werde?«
»Ein Jahr. Ja. Das war immer der Plan«, sagte Bret. »Haben Sie eine Handtasche? Ich gebe Ihnen die Einzelheiten des abgefangenen Funkspruchs. Rufen Sie gleich morgen früh Pryce-Hughes’ Kontaktnummer an. Morgen ist der Tag, an dem er unter der Büronummer zu erreichen ist, die er Ihnen gegeben hat.« Letztlich hatte ihn die
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