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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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hatte, wiederholte sie die Erklärung: »Im Grunde meiner Seele bin ich eigentlich Hausfrau.« Wenn Bret ahnte, was da im Busch war, ließ er sich das jedenfalls nicht unmittelbar anmerken. »Die Bezeichnung meiner Abteilung wird geändert. Anstatt wie bisher Referat für Europäische Wirtschaft soll sie zukünftig offiziell Wirtschafts-Nachrichtenabteilung heißen, und ich bin zum Abteilungsleiter ernannt worden. Recht eindrucksvoll, nicht wahr?«
    Überraschend war das für keinen von beiden.
    Als Bret ihr seinen großen Plan – Gelinkt – entwickelt hatte, die Deutsche Demokratische Republik mit Hilfe der bürgerlichen Mittelschicht in die Knie zu zwingen, hatte sie gleich erkannt, daß er auf dem richtigen Weg war. Jeder, der auch nur ein Geschichtsbuch gelesen hatte, wußte, daß Hitler an die Macht gekommen war, weil er es verstanden hatte, die Mittelschicht auf seine Seite zu ziehen, anstatt sie, wie die Kommunisten, zu verachten.
    »Man darf also gratulieren?« fragte sie.
    »Aber gewiß«, sagte er, und sie hoben ihre Gläser und tranken. Sie lächelte. Wie stolz Bret doch auf seine Ernennung zum Abteilungsleiter war. Sie würde ihn nie ganz verstehen.
    Sie fragte sich, ob es überhaupt jemanden gab, der das tat. Er war so vollkommen und doch so durch und durch künstlich, bis zu seiner perfekten Sonnenbräune. Das marineblaue Kaschmir-Jackett und die grauen Hosen sollten vermutlich demonstrieren, wie salopp er sich kleiden konnte, aber im Verein mit der seidenen Fliege und dem gestärkten Hemd, dessen Manschetten lang genug waren, Manschettenknöpfe aus Onyx

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    zur Schau zu stellen, ließen sie ihn dennoch wie aus einem Modejournal geschnitten aussehen. Er war hoch intelligent, charmant und, obwohl nicht mehr jung, ein gutaussehender Mann. Dennoch fehlte ihm jede Art von Sex-Appeal vollkommen. »Haben Sie Frank gesehen?« fragte sie.
    »Wegen der großen Panik? Ja, ich habe den Nachmittag mit ihm verbracht.«
    »Wird es Krach geben?«
    »Vielleicht, ich glaube es aber nicht. Für uns ergibt sich daraus jedenfalls eine sehr günstige Gelegenheit.«
    »Frank zu feuern?« Es war eine boshafte und provozierende Frage, die Bret, wie sie wußte, überhören würde. Ungerührt fragte Bret: »Waren Sie dort, als der abgefangene Funkspruch durchgegeben wurde?« Sie nickte. »Erzählen Sie mir davon.«
    »Es war während der ersten Morgenstunden – ich kann im Logbuch nachschauen, wenn Sie die genaue Zeit wissen wollen. Der diensthabende Chiffreur brachte ihn, sie hatten ihn sehr schnell entschlüsselt. Er kam über den russischen Armeesender in Karlshorst mit Autorisation des
    Kommandierenden Generals. Es handelte sich um den Befehl, einen Militärflugplatz im Südwesten der Tschechoslowakei bis auf weiteres in ununterbrochener Einsatzbereitschaft zu halten.«
    »Hat Frank ihn gesehen?«
    »Er wurde ihm gezeigt. Frank hat erst nichts darauf geben wollen und sich dann auf seine übliche abwartende Position zurückgezogen.«
    »Wer war verantwortlich für die Sicherheit der
    Fernmeldestelle?«
    »Das müssen Sie alles von Frank haben.«
    »Wer war verantwortlich?«
    »Werner Volkmann.«
    »Bernards deutscher Kumpel?«
    »Eben der.«

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    »Gut. Das wird prima hinkommen.«
    »Was?«
    »Sie werden eine Kopie dieses abgefangenen Funkspruchs an Pryce-Hughes weiterreichen.«
    »Martin soll ich sie geben?«
    »Wie ich sagte. Ich habe Ihnen aufgeschrieben, was Sie ihm dazu erklären sollen. Halten Sie sich genau daran.« Sie trank etwas Champagner.
    »Wissen Sie, was passieren wird?«
    »Sagen Sie es mir, Fiona.«
    »Moskau wird sofort Karlshorst informieren, was ihren militärischen Funkverkehr angeht, sind sie sehr eigen. Ganz gleich, welche Geheimhaltung ich verlange, sie werden den Kommandierenden General warnen, daß sein Funkverkehr abgehört worden ist, und alles ändern.«
    »Ja, sie werden Codes und Chiffren ändern. Damit könnten wir leben«, sagte Bret.
    »Ich bin kein Fernmeldeexperte«, sagte Fiona, »aber sie ändern doch wohl sowieso ihre Codes und Chiffren an die drei-
    , viermal die Woche? Wenn sie rauskriegen, daß wir sie trotzdem verstehen, werden sie wohl das ganze System ändern.«
    »Wer immer die Genehmigung erteilt hat, wird schon wissen, was sie tun werden«, sagte Bret unbekümmert um alles, was nicht mit seinen Plänen zusammenhing.
    »Was soll das alles?«
    »Ich werden einen Star aus Ihnen machen«, sagte Bret. »Ich werde dafür sorgen, daß die Sowjets Sie anhimmeln und sich

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