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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Privilegien. Das elitäre Bewußtsein, das den Kindern da beigebracht wird. Er findet, das trägt nur zum Klassenhaß bei.«
    »Und damit hat er vermutlich recht, aber wenn du in Knightsbridge einkaufen gehst, kriegst du all das auch mit.«
    »Auch die Schinderei?« lachte sie.
    »Aber feste. Hast du’s denn niemals mit diesen
    festentschlossenen alten Damen mit spitzen Regenschirmen aufnehmen müssen?«

    - 182 -
    »Bist du in einem Internat gewesen?« Sie nahm einen Schluck Tee, und ehe er antwortete, sagte sie noch: »Wir kennen einander wirklich nicht, stimmt’s?«
    »Deshalb sollten wir heiraten«, sagte er.
    »Ich wünschte, du würdest das nicht mehr sagen.«
    »Ich meine es.«
    »Es stört mich.«
    »Hör mal. Ich bin verrückt nach dir. Ich bin frei, weiß und über einundzwanzig. Ich bin prima in Form in der Turnhalle, und auch mein Bankkonto ist in guter Verfassung. Ich habe jetzt einen auf zwanzig Jahre befristeten Mietvertrag für diese Wohnung, und den größten Teil des Mobiliars hast du ausgesucht. Ich liebe dich mehr, als ich glaubte, irgendwen lieben zu können. Ich denke Tag und Nacht an dich, ich lebe erst auf, wenn wir zusammen sind.«
    »Hör auf. Du weißt nichts von mir.«
    »Dann erzähl mir was von dir.«
    »Harry, wir beide wissen, daß diese Beziehung dumm und egoistisch ist. Wir erhalten sie nur aufrecht, indem wir unsere anderen Leben für uns behalten.«
    »Un-Sinn!« Er sprach die Silben immer getrennt aus. »Ich will dir nichts verborgen halten.«
    »Ich weiß nichts von dir, deinen politischen Ansichten, deinen Eltern, deiner Frau … oder Frauen. Ich weiß nicht mal, wie viele du gehabt hast.«
    Er hielt den Teelöffel in die Höhe. »Meine Eltern sind tot.
    Ich habe keine politischen Meinungen, und ich habe auch keine Frau mehr. Meine Scheidung ist rechtskräftig. Keine Kinder.
    Meine Exfrau ist Franco-Kanadierin und lebt in Montreal. Sie hat dauernd höhere Unterhaltszahlungen aus mir herauszuholen versucht. Deshalb bin ich verduftet und mußte immer wieder meine Zelte abbrechen. Aber jetzt ist sie wieder verheiratet, und ich bin richtig frei.« Er trank Tee. »Wie ich dir erzählt habe, ist meine Nichte Patsy wieder bei ihrem Vater in

    - 183 -
    Winnipeg, und der Kerl, mit dem sie abgehauen ist, sitzt wegen Ladendiebstahls im Kittchen. All das ist graue Vergangenheit.
    Was möchtest du sonst noch wissen?«
    »Nichts. Ich bleibe dabei, es ist besser, wenn wir nicht zuviel voneinander wissen.«
    »Weil sonst …?«
    »Weil wir sonst anfangen werden, unsere Probleme zu diskutieren.«
    »Wäre das denn so schlimm? Was für Probleme hast du denn, mein Schatz?«
    Armer Harry. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie bald nach Osten verschwinden. Wenn das geschah, würde der SIS, schon um den Schein zu wahren, ihr Verschwinden gründlich untersuchen. Es wäre dumm, die Möglichkeit auszuschließen, daß der Special Branch dabei auch ihre Beziehung zu Harry entdeckte. Sollten sie ihn nach ihr ausfragen, mußte, was sie hörten, ihnen bestätigen, daß sie schon seit langem Marxistin gewesen war. Alles andere war gefährlich. »Nur dummes Zeug, nehme ich an.«
    »Zum Beispiel?« Er beugte sich zu ihr und küßte ihre Wange. »Vielleicht würdest du mich nicht mehr lieben, wenn du es wüßtest«, sagte sie und verwuschelte sein Haar mit einer Gebärde, von der sie hoffte, daß sie die einer marxistischen Spionin angemessene leicht verächtliche Herablassung ausdrückte. »Ich werde dir was erzählen«, sagte er impulsiv.
    »Ich habe vor, mich aus dem Psychogeschäft zurückzuziehen.«
    »Davon redest du doch dauernd.«
    »Aber diesmal ist es mir ernst, Schätzchen. Für hunderttausend Dollar würde mir mein Cousin Greg ein Viertel der Anteile an seiner Flugzeug-Maklerfirma verkaufen. Wenn ich ganz bei ihm einstiege, könnten wir einen der Piloten entlassen. Er braucht die hunderttausend für die Erneuerung der Pacht des Hangars und der Bauten in Winnipeg.«
    »Du hast aber gesagt, das Geschäft wäre riskant«, sagte

    - 184 -
    Fiona.
    »Ist es auch. Aber nicht mehr Risiko, als ich verkraften kann. Und von der Psychiatrie habe ich die Nase gestrichen voll.« Er hielt inne, doch sie sagte nichts. »Büropolitik ist alles, was sie in der Klinik machen. Wer kriegt dies und wer kriegt das.«
    »Aber du hast jetzt die Arbeitserlaubnis, du könntest dir woanders eine Beschäftigung suchen.«
    »Könnte ich nicht. Dazu berechtigt mich das Scheinchen, das ich habe, nicht. Und was für eine

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