Gelinkt
Beschäftigung könnte ich denn auch finden? Auf diese Massenhysterie-Forschung habe ich mich doch nur gestürzt, um von den neurotischen Hausfrauen in den Wechseljahren wegzukommen. Ich muß da raus, Fiona. Ich muß einfach.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß du so unglücklich bist.« In Augenblicken wie diesen liebte sie ihn mehr, als sie sagen konnte.
»Ich habe nur durchgehalten, weil ich dich habe. Nichts ist mir wichtiger als du«, sagte Harry und setzte in ernsterem Ton hinzu: »Wie alt du auch werden magst, ich will, daß du dich immer dieses Augenblicks erinnerst. Ich will, daß du dich erinnerst, daß mein Leben dir gehört.«
»Lieber Harry.« Sie küßte ihn.
»Ich verlange nicht von dir, daß du das gleiche sagst. Deine Umstände sind andere. Ich stelle keine Ansprüche an dich. Ich liebe dich mit allem, was ich habe.«
Sie lachte wieder. Die Stunden, die sie mit Harry verbrachte, waren die einzige Zeit, in der sie vergessen konnte, was ihr bevorstand.
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11
London, Mai 1983
»Mein Gott, Bret, ich wünschte, Sie würden nicht plötzlich unangemeldet auftauchen wie ein Bote aus der Unterwelt.« Es war eine alberne Redewendung aus ihrer Schulzeit, kaum die passende Begrüßung für Bret Rensselaer, selbst wenn er plötzlich unangemeldet in ihrer Wohnung erschien. Doch während sie sprach, begriff Fiona, daß Bret ihr neuerdings tatsächlich wie ein Bote einer anderen, dunkleren Welt vorkam.
Der Ausdruck amüsierte Bret. Er stand in der Küche, den Hut in der Hand, lächelnd. Ein Sommerschauer glitzerte wie Straß auf seinem schwarzen Regenmantel. Er sagte: »Schätzen Sie mich so ein, Fiona, als Abgesandten des Sensenmannes? Und welche Gestalt nimmt dieser an, wenn er nicht der Director-General ist?«
Fiona hatte eine Schürze um, ihr Haar sah schlimm aus, sie leerte eben den Geschirrspüler. Besteck in der Hand, lächelte sie, ein nervöses Zucken der Lippen, und sagte: »Entschuldigen Sie, Bret.« Sie nahm ein Tuch zur Hand und rieb eine Messerklinge blank. »Das Besteck kommt nie ohne Flecken raus«, sagte sie. »Manchmal denke ich, es würde schneller gehen, den ganzen Abwasch im Spülbecken zu machen.« Sie redete mechanisch, während ihre Gedanken zu Bernard eilten.
»Ihr entzückendes Au-pair-Mädchen hat mich reingelassen.
Sie schien es eilig zu haben.« Bret knöpfte seinen schwarzen Regenmantel auf, und ein schwarzer Anzug und eine schwarze Krawatte kamen zum Vorschein. »Ich fürchte, ich sehe ein bißchen düster aus. Ich war bei der Trauerfeier für Giles Trent.« Sie bot nicht an, ihm den Mantel abzunehmen, lud ihn auch nicht zum Sitzen ein.
»Sie haben mich erschreckt. Ich wartete auf einen Anruf von Bernard.«
»Der wird vielleicht noch lange auf sich warten lassen,
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Fiona. Bernard ist drüben, um Licht in das Brahms-vier-Fiasko zu bringen. Niemand weiß genau, wo er sich gerade aufhält.«
Drüben – dieses schreckliche Wort. Ihr wurde kalt. »Wann war der letzte Kontakt?«
»Beruhigen Sie sich, Fiona.« Sie stand wie erstarrt, eine Hand voll Messer und Gabeln, in der anderen ein Tuch. »Es weist nichts daraufhin, daß er in Schwierigkeiten ist.«
»Er hätte niemals gehen sollen. Sie kennen ihn zu gut. Ich habe so versucht, es ihm auszureden. Wann hat er sich zuletzt gemeldet?«
»Sie wissen doch, wie Bernard operiert. Keine Dokumente, keine Vorbereitungen, keine Rückverbindung für den Notfall, keine örtliche Unterstützung, nichts. Er besteht darauf, so zu verfahren. Ich war dabei, als er’s gesagt hat.«
»Ja, ich weiß.«
»Bernard spielt gern den Technokraten, aber wenn er auf Reisen geht, dann im Einspänner.« Bret berührte tröstend ihren Arm. »Bisher hat der Erfolg ihm recht gegeben.« Sie sagte nichts. Er beobachtete sie. Mechanisch, mit schnellen Bewegungen des Tuchs polierte sie das Besteck und fuhr fort, es in die Schublade zu legen, Messer, Gabeln, Löffel in das jeweilige Fach. Als sie damit fertig war, nahm sie das feuchte Tuch und drapierte es sorgfältig zum Trocknen über die Tischkante. Dann setzte sie sich und schloß die Augen.
Bret hatte nicht erwartet, sie so nervös zu finden, aber er mußte es ihr sagen, denn zu diesem Zweck war er gekommen.
So sagte er nach der ihm angemessen scheinenden Zeit: »Es spricht alles dafür, daß Sie irgendwann während der nächsten zweiundsiebzig Stunden nach drüben gebracht werden.«
»Ich?«
»Wenn sie vernünftig sind, tun sie’s. Die glauben doch, daß Sie enttarnt sind. Halten
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