Gelinkt
finden, wo man ein U-Boot so nahe an die Küste heranbringen kann; einen Ort, wo eine Landratte ein Schlauchboot ins Wasser bringen kann, ohne daß es gleich volläuft; einen Ort fern von Schiffahrtsstraßen und Siedlungen.«
»Jedenfalls sind sie schon verdammt spät dran. In welchem Wagen kommen sie?« fragte Bernstein, noch immer durch das
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Nachtglas spähend. »Im Lada? Vielleicht in einem von diesen Zweitaktern?«
»Dazu tiefes Wasser«, erklärte Bret. »Und Sand und feiner Kies. Ein Grund, der einem nicht gleich den Bauch aufreißt, wenn man ihn irgendwo berührt. Ja, die werden hierher kommen. Das hier ist einer der wenigen Landeplätze, wo die Sowjets wagen würden, nachts mit einem U-Boot
einzulaufen.«
»Nehmen Sie mal das Glas. Ich glaube, ich habe eine Bewegung auf dem Wasser gesehen.« Er reichte ihm den Feldstecher. »Hinter dem Ende der Mole.«
»Vergessen Sie’s. Da wird nichts zu sehen sein. Die tauchen erst auf, wenn sie das Signal kriegen, und das Signal kriegen sie erst, wenn ihre Passagiere da sind.«
»Beschatten denn die Briten die nicht mit Sonar oder Radar oder was sie sonst haben?«
»Natürlich nicht. Das könnte man zwar tun, aber dabei besteht die Gefahr, daß den Russen ihre Abwehrvorrichtungen verraten, daß man ihnen auf der Spur ist. Besser, sie wissen nicht, daß wir auf sie gefaßt sind.«
»Möglich.«
»Ich hätte die Marine bitten können, ihnen mit einem Kriegsschiff nachzuspüren, aber damit hätten wir sie vielleicht vergrault. Machen Sie sich keine Sorgen, die kommen schon noch.«
»Aber warum kein Flugzeug, Bret? U-Boote! Du lieber Himmel, das ist ja noch wie Das Geheimnis in den Dünen.«
»Flugzeuge? Wir sind hier nicht in Vietnam. Flugzeuge machen Lärm und sind auffällig und viel zu riskant für eine so wichtige Sache.«
»Und wohin bringen sie sie von hier aus?«
»Irgendwas Nahegelegenes. Ostdeutschland. Saßnitz hat einen U-Boot-Hafen. Von dort aus könnte sie die Eisenbahnfähre nach Stockholm nehmen. Dann ein Flugzeug
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nach Berlin.«
»Ganz schöner Umweg. Warum nicht einfach den Zug von Saßnitz nach Berlin?«
»Die machen nichts einfach. Die leiten ihre Leute immer so weit wie möglich durch den Westen. Das sieht besser aus«, sagte Bret. »Ich gehe jetzt zum Wagen, telefonieren. Vom Augenblick ihrer Abfahrt in London an folgt ihnen ein Wagen.« Bernstein verzog sein Gesicht. Sein Vertrauen in die britischen Sicherheits- und Nachrichtendienste bis herunter zu deren Fähigkeit, unauffällig einem Wagen zu folgen, war sehr gering. Bret Rensselaer ging die Straße zurück und stieg die zerbrochene Treppe zu der Stelle hinauf, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Der stand versteckt hinter der einzigen noch verbliebenen Mauer des Lazaretts, wo Bret 1945 unrühmlich vom Kapitän seines U-Bootes eingeliefert worden war, nachdem er bei einer Patrouille im Atlantik von einer Leiter gefallen war. Ehe er in den Wagen stieg, warf er einen Blick auf die Bucht hinaus. Das Wasser war wie schwarzer Sirup, und der Horizont wurde nun, da der Sturm abzog, heller. Er seufzte, schloß die Tür auf und rief den anderen Wagen an:
»Johnson?« Er antwortete sofort: »Hier Johnson.«
»Boswell. Wo zum Teufel stecken Sie?«
»Es hat ein bißchen Ärger gegeben, Boswell. Unsere Freunde hatten einen kleinen Zusammenstoß mit einem anderen Wagen.«
»Jemand verletzt?«
»Nein, aber ein heftiger Streit darüber, wer betrunken war.
Sie haben nach der Polizei geschickt.«
»Wie weit weg sind Sie?«
»Ungefähr eine Autostunde.«
»Sorgen Sie dafür, daß unsere Freunde weiterkommen. Egal wie. Sie haben doch einen Polizeibeamten dabei, oder?«
»Ja, er ist hier.«
»Lassen Sie ihn die Sache machen. Aber dalli.«
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»Zu Befehl, Boswell.«
»Und rufen Sie zurück, sobald sie losfahren. Ich warte im Wagen.«
»Zu Befehl.«
Das Freizeichen ertönte, und Bret steckte das Telefon in seinen Schlitz. Als er aufsah, erblickte er Bernstein neben dem Wagen. »Steigen Sie ein, und wärmen Sie sich«, sagte Bret.
»Noch eine Stunde. Mindestens noch eine Stunde.«
Bernstein stieg in den Wagen und setzte sich zurecht. »Ist alles in Ordnung? Es fängt an zu regnen.«
Bret sagte: »Ich habe damit gerechnet, gelegentlich den Briten den Arsch wischen zu müssen, aber daß ich auch den Russkis damit würde dienen müssen, das habe ich nicht erwartet.«
»Bei dieser Sache sind Sie’s doch, der die Fäden in der Hand hat, Bret. Ich hoffe, daß Sie
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