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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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man ihn nur so weit eingeweiht als nötig?
»Wir haben manchmal solche Patienten. Franz war nicht leicht zu behandeln. Das ist jetzt schon lange her, aber ich erinnere mich noch genau. Als er weder auf Pillen noch auf Injektionen ansprach, wurde klar, daß Elektroschocktherapie erforderlich war. Nicht nur diese kleinen Sitzungen, die man anwendet, um Patienten zu helfen, die an Depressionen leiden; wir versuchten etwas Neues, wirklich massive Schocks.«
Ein paar Tropfen Kaffee liefen Franz über das Kinn. Wieczorek nahm ein Taschentuch und wischte es ab. Dann zog er Franz sanft die wollene Mütze vom Kopf und zeigte Fiona die rasierten Stellen, wo die Elektroden angelegt wurden. »Schock«, sagte Franz plötzlich und laut, als der Arzt die nackte Kopfhaut berührte.
»Gut«, sagte Dr. Wieczorek stolz. »Haben Sie das gehört? Vollkommen klar. Mach nur immer so weiter, Franz, und wir können dich bald nach Hause schicken.« Er setzte dem Mann die gestrickte Mütze wieder auf, jedoch schief, was dem Patienten ein unpassend munteres Aussehen gab. Als wäre damit die Demonstration vorbei, stand Dr. Wieczorek auf und ergriff den Rollstuhl. Er schob ihn hinaus auf den Korridor, wo eine Pflegerin wartete, die ihn ihm abnahm.
»Sie haben Ihren Kaffee nicht getrunken«, sagte Wieczorek, als wäre ihm das plötzlich wieder eingefallen.
»Gibt es sonst noch viel zu sehen in der Klinik?« fragte sie.
»Nichts von Wichtigkeit. Setzen Sie sich, und trinken Sie Ihren Kaffee. Hoffentlich hat Franz Sie nicht verstört.«
»Natürlich nicht«, sagte Fiona.
»Er wird nie nach Hause gehen, er wird nirgendwo mehr hingehen«, sagte Dr. Wieczorek. »Er wird den Rest seines Lebens in der Anstalt verbringen müssen. Armer Franz.«
»Ja, armer Franz«, sagte Fiona. »Aber wenn der KGBBericht der Wahrheit entsprach, war er ein Staatsfeind, nicht wahr?«
»Ein Volksfeind«, verbesserte sie Wieczorek sardonisch. »Was viel schlimmer ist.«
Sie sah ihn an. Er lächelte. Da wußte sie mit absoluter Gewißheit, daß dies eine Scharade war, eine Scharade, die ihr vorgeführt wurde, damit sie das Lösungswort erriete. Das Wort war »Verrat«, und der jammervolle Zombie, den sie aus Franz Blum gemacht hatten, war ein Muster dessen, was man aus ihr machen würde, wenn sie ihre KGB-Dienstherren verriet. Hatte er deshalb C. G. Jung zitiert: »Zeigt mir einen gesunden Mann, und ich werde ihn euch heilen«?
»Guter Kaffee, nicht wahr?« sagte Dr. Wieczorek. »Ich habe eine besondere Quelle.«
»Sie Glückspilz«, sagte Fiona. Vielleicht war diese entsetzliche Warnung eine Prozedur, der alle höheren Angestellten der Stasi unterworfen wurden. Genau konnte man das nicht wissen. So wurde dieses Land regiert. Zuckerbrot und Peitsche; Belohnung am Morgen und Verwarnung am Nachmittag. Die verkehrte Welt dieser Klinik, wo die »Gesunden« geheilt wurden, war für sie ein Bild dieses »Arbeiter«-Staates, wo die Führer mit großer Prachtentfaltung hinter Gittern lebten, vor denen bewaffnete Wachposten auf und ab gingen.
»Ja, ich bin ein Glückspilz«, sagte Dr. Wieczorek, seinen Kaffee genießend. »Sie sind auch einer. Wir haben alle Glück gehabt.«

18
    London, November 1983
Bret Rensselaer trieb es zu weit. Um die Sicherheit Fiona Samsons zu gewährleisten, hatte er sogar Bernard Samson verdächtigt, die Vermutung geäußert, dieser könne ein Komplize des Verrats seiner Frau sein. Das Mittel verfehlte seinen Zweck nicht, denn das Department war nicht weniger anfällig für Gerüchte und geflüsterte Halbwahrheiten als jede andere organisierte Versammlung konkurrierender Menschen. Ärger machte dann aber, daß man bezüglich der Integrität Bernard Samsons geteilter Meinung war, und so kam ein Gerücht auf, daß ein anderer Maulwurf irgendwo im Department wühle. Eine ungesunde Atmosphäre gegenseitigen Mißtrauens machte sich breit.
    Die Entdeckung des ermordeten Julian MacKenzie in einem sicheren Haus des Departments in Bosham gab dem Klatsch neue Nahrung. Dank der von Miranda Keller erhaltenen Auskünfte wußte Bret, daß MacKenzie einer Verwechslung zum Opfer gefallen war. Der KGB war hinter Bernard Samson hergewesen. Aber Bret unternahm in dieser Angelegenheit nichts, ehe er Samson in das Konferenzzimmer Nr. 3 bugsiert und ihm dort in Gegenwart geeigneter Zeugen ins Gewissen geredet hatte. Samson schrie zurück, wie Bret es von ihm erwartet hatte, und schließlich erzählte Bret allen, die es hören wollten, daß Bernard »über jeden Verdacht

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