Gelöscht (German Edition)
ankomme, wartet sie an der Tür auf mich, ohne sie zu öffnen.
»Ist alles in Ordnung?«
Überhaupt nichts ist in Ordnung, und wenn ich ihr von meinen Problemen erzählen könnte, wüsste ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Stattdessen werfe ich einen Blick auf die Uhr neben der Tür. »Ich komme zu spät zur Gruppe, wenn wir jetzt nicht fahren.«
Sie zögert noch einen Augenblick und greift dann nach der Klinke. »Weißt du, Kyla, vielleicht könnte ich dir helfen, wenn du mir sagen würdest, was los ist. So wie du hier in den letzten paar Tagen herumhängst, ist es offensichtlich, dass etwas nicht stimmt.«
Ein Teil von mir sehnt sich danach, ihr alles zu sagen. Vielleicht würde sie einen Weg aus dieser Sackgasse wissen.
Gefahr.
»Ist es wegen Ben?«, fragt sie, als wir ins Auto steigen.
Ich nicke. So viel kann ich verraten.
»Hattet ihr zwei Streit?«
Ich grummle. »Hat Amy das behauptet?«
»Nimm ihr das nicht übel. Sie hat sich Sorgen um euch gemacht.«
Ich starre zum Fenster hinaus. Amys gute Absichten verursachen immer nur Ärger.
»Kyla, du verstehst doch, warum dein Dad und ich beschlossen haben, dass es besser ist, wenn du nicht mehr allein mit Ben laufen gehst?«
Ich sehe sie an. »Weil wir tun müssen, was uns gesagt wird«, fahre ich sie an, ehe ich mich zurückhalten kann.
Mum lacht fast. »Weißt du, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das war – jung zu sein und mit jemandem zusammen sein zu wollen.«
»Warum kann ich dann nicht mit Ben zur Gruppe laufen?«
»Weil es nicht geht. Aber nur damit du es weißt: Ich stimme nicht immer mit deinem Vater überein. Ich habe eingewilligt, weil er offiziell recht hat und wir nicht zulassen können, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Aber lass ein wenig Zeit verstreichen, und wir werden sehen, ob Ben ab und zu vorbeikommen kann und ihr euch treffen könnt. Allerdings mit Anstandswauwau, fürchte ich.« Sie lächelt, und ich weiß, dass sie versucht, mir zu helfen, und denkt, sie sei auf meiner Seite. Aber alles ist so viel komplizierter, als sie es sich vorstellen kann. Vielleicht ist Ben nicht mehr lang genug da, um ein wenig Zeit verstreichen zu lassen.
Wenn ich doch nur mit Ben allein sprechen könnte, um ihn zur Vernunft zu bringen.
Moment mal.
»Vielleicht gibt es tatsächlich etwas, womit du mir helfen könntest.«
»Was denn?«
»Könntest du mich heute vielleicht ein bisschen später abholen? Nicht lang – nur damit wir ein paar Minuten reden und das klar kriegen können.«
»Dein Dad würde mich köpfen, wenn er davon wüsste.«
»Ich werde es ihm nicht verraten!«
Sie seufzt. »Okay, dann halte ich auch dicht. Ich gebe dir zwanzig Minuten. Okay?«
»Danke«, sage ich erleichtert.
»Oh, gut, ein Lächeln. Hoffentlich bekomme ich noch eins, wenn ich dich abhole.«
Die Gruppe beginnt wie immer. Penny hat ihren hellen Pulli an und ist so fröhlich, dass es aufgesetzt wirkt. Ben kommt zu spät und sucht sich einen freien Stuhl möglichst weit weg von mir. Es versetzt mir einen Stich, aber ich versuche, das Gefühl zu ignorieren. Ist er wütend, weil ich einfach davongerannt bin?
In der Gruppe erzählt jeder dämliche Dinge, die völlig unwichtig sind. Ich beobachte die Uhr und sehe, wie jede einzelne Minute vorbeitickt. Wir überziehen ein wenig, und ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht laut zu protestieren. Als uns Penny schließlich gehen lässt, steht Ben sofort auf und läuft in Richtung Tür.
Aber ich bin schon aufgesprungen und fange ihn ab. »Warte!«
Er dreht sich um und schaut mir zum ersten Mal an diesem Abend in die Augen. Er erwidert nichts, aber sein Blick fühlt sich an wie ein Dolch, der sich in mein Inneres bohrt. Ich weiche beinahe zurück, doch ich will unbedingt mit ihm reden. Ich muss die richtigen Worte finden, um seinen Plänen ein Ende zu setzen.
»Ben, bitte. Können wir reden? Mum holt mich erst später ab. Wir haben ein bisschen Zeit.«
Er lässt den Blick durch den Raum schweifen. Penny sieht in die andere Richtung und spricht mit den Eltern von einem der Mädchen.
»Na, dann komm.« Ich folge Ben nach draußen und wir laufen über den Parkplatz in den Schatten des Gebäudes.
»Bist du sauer auf mich?« Sofort möchte ich die Frage wieder zurücknehmen. Das hätte warten können, es gibt so viel Wichtigeres zu besprechen.
Er schüttelt den Kopf. »Natürlich nicht, aber ich möchte mich von dir fernhalten. Ich will nicht, dass du mit mir in Verbindung gebracht wirst,
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