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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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rettet mich Ben, indem er die Hand hebt.
    »Wir haben die Chance zu einem Neuanfang bekommen«, sagt er. Als er mich wieder anlächelt, läuft eine Schockwelle durch meinen Körper. Irgendwoher kenne ich ihn: glänzende braune Augen, dunkle Haare nach hinten gekämmt, die sich hinter den Ohren locken – alles kommt mir seltsam vertraut vor. Als würde ich ihn schon kennen. Ich schüttle mich innerlich und wende meinen Blick von ihm ab.
    »Genau«, sagt Penny. »Also, heute machen wir dort weiter, wo wir letzte Woche aufgehört haben. Weiß noch jemand, worüber wir uns unterhalten haben?«
    Sie sieht sich um, aber niemand meldet sich.
    »Wir haben darüber gesprochen, wie wir unsere Levo-Level stabilisieren können. Wo stehen eure Werte gerade?«
    Pflichtbewusst sehen wir nach und antworten laut. Ich bin am niedrigsten mit 4,8.
    Penny sieht besorgt aus. »Welche Strategien hast du dir zugelegt? «
    »Was meinen Sie?«
    »Wenn dein Level fällt. Was tust du, um es zu heben?«
    »Schokolade essen. Leute umarmen. Und seit Neuestem streichle ich eine Katze.«
    »Das sind alles Äußerlichkeiten, die dir ein besseres Gefühl geben. Was ist mit deinem Inneren?«
    Hm, vielleicht lernen wir ja tatsächlich mal was Nützliches.
    »Welchen Wert streben wir an?« Penny fragt in die Runde. Eine Diskussion folgt und ich schalte ab. Das alles habe ich schon oft genug gehört.
    Der Wert sollte zwischen 5 und 6 liegen.
    10 ist vollkommenes Glück. 1 ist Wut, die töten könnte, oder so tiefer Kummer, dass man sich nicht mehr bewegen kann. Wenn man unter 3 fällt, steuert man aufs Niemandsland zu – das Levo schaltet den Chip im Gehirn aus und man wird ohnmächtig wie ich neulich nachts. Nur für den Fall, dass nach dem Slating noch irgendwelche gewalttätigen Impulse übrig sind, wird man, wenn man unter 2 sinkt, mehr als ausgeschaltet – ganz ohne Ohnmacht. Man wird eher gegrillt. Krampfanfälle folgen, und wenn man die überhaupt überlebt, ist man danach ein sabbernder Idiot.
    Penny blättert durch irgendwelche Dateien auf ihrem Netbook und macht dabei ts, ts, ts . »Ich sehe, dass in deiner Akte unzählige Albträume und Ohnmachten dokumentiert sind. Lasst uns mal sehen, ob wir Kyla dabei helfen können. Irgendwelche Vorschläge? «
    Sie scheint von keinem der Jugendlichen den Namen zu kennen. Aber weiß sie nicht, dass noch nicht mal Slater auf eine unpersönliche Anrede reagieren?
    Dann zeigt Penny nacheinander auf alle Gruppenmitglieder und ich höre widerwillig zu.
    Eine Reihe von Vorschlägen folgt – manche der erwähnten Strategien wende ich bereits an.
    Ablenkung: sich auf etwas anderes konzentrieren. Stundenpläne im Kopf wiederholen, Fliesen auf dem Boden zählen. Ben geht laufen – das kenne ich schon. Ich habe im Fitnessstudio der Klinik viele Stunden auf dem Lauf band verbracht, bis alle Gefühle verblasst waren und nur noch das Pochen meiner Schritte existierte. Oder meine andere Methode: das Unbekannte zu Gesichtern anordnen, die aus Linien und Schatten bestehen, Karten von Korridoren und Türen zeichnen und alles dazwischen, um Grenzen zu schaffen.
    Visualisierung: sich im Kopf an einen anderen Ort denken. Sich einen Happy Place schaffen – in Schwesternsprache.
    Übertragung: die eigenen Gefühle auf jemand anderen übertragen.
    Abspaltung: jemand anderer werden, die eigenen Gefühle zurücklassen.
    Darin werde ich gerade zur Expertin.
    Aber sind wir Slater das nicht alle?
    Später will Penny, dass wir uns in kleinen Gruppen zusammenfinden, um Konversation zu üben. Heutiges Thema: über unsere Familien sprechen.
    Die anderen beginnen wortlos, ihre Stühle zu Zweier- und Dreiergruppen zusammenzuschieben: Alle wissen offenbar, wohin sie gehören. Ich zögere, bin mir unsicher, was ich tun soll, und schrecke auf, als sich plötzlich eine warme Hand auf meine Schulter legt: Ben. Er beugt sich zu mir.
    »Kommst du zu uns?«, fragt er lächelnd, und ich merke, dass ich in seine Augen starre. Von Nahem sieht man in dem Braun warme Goldflecken. Sie zu malen wäre eine echte Herausforderung. Man müsste die richtige Farbmischung hinbekommen und …
    Er sieht mich belustigt an. »Und?«
    »Ja, okay, ich bin dabei«, sage ich und stehe auf. Er nimmt die Hand von meiner Schulter, hebt meinen Stuhl hoch, um ihn neben den von Tori zu stellen. Dann zieht er seinen eigenen Stuhl zu uns beiden rüber.
    Toris Augen verengen sich zu Schlitzen. Sie will etwas sagen, aber hält sich zurück, als Penny zu uns tritt.
    Bald

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