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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Das Lächeln fällt aus ihrem Gesicht. Ihre Augen werden groß.
    Â»Kyla? Kyla!« Ben greift nach meinem Arm, dreht mich herum und schiebt mich vor sich her in den hinteren Teil des Busses.
    Der Busfahrer steht vom Vordersitz auf und kommt den Gang herunter.
    Â»Alles in Ordnung hier?«
    Niemand antwortet und er sieht mich und meine aufgeplatzte Lippe hinter Ben nicht. Er geht wieder nach vorn und der Bus fährt von der Schule ab.
    Ben legt seinen Arm um meine Schultern und führt mich zu einem freien Platz.
    Â»Du musst aufpassen, wo du hintrittst, Kyla«, sagt er, doch sein Gesichtsausdruck verrät nicht, was er denkt. In seinen Augen liegt keine Wut, sondern Sorge, aber eigentlich muss er wissen, dass mir ein Bein gestellt wurde und dass es kein Unfall war.
    Er kramt ein Taschentuch aus seiner Jacke und reicht es mir. Ich drücke es an meine Lippe, ziehe es wieder weg und sehe es mir an. Ein leuchtend roter Fleck, aber es scheint nicht stark zu bluten.
    Ich habe schon Schlimmeres erlebt.
    Oder?

»Alles in Ordnung.«
    Â»So siehst du aber nicht aus.« Mum betupft meine Lippe, um sie zu desinfizieren. »Was ist passiert?«
    Â»Ich bin im Bus gestürzt und mit dem Gesicht auf einer Sitzkante gelandet.«
    Den Fuß, der mich zu Fall gebracht hat, erwähne ich nicht und verschweige auch das Gelächter danach, als ich mich wieder aufgerappelt hatte. Oder dass ich kurz davor war, dem Mädchen ins Gesicht zu schlagen. Sie muss es in meinen Augen gesehen haben: Ein Ausdruck unbestimmter Furcht ist über ihr Gesicht gehuscht, bevor mich Ben weggezogen hat.
    Â»Wo war Amy, als das passiert ist?«
    Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Dass Jazz ihr Freund ist, darf ich nicht verraten. Aber ist es auch ein Geheimnis, wenn Amy in seinem Auto mitfährt? Mum sollte noch gar nicht zu Hause sein, doch sie ist heute früher von der Arbeit gekommen. Sie muss eine Art Drachenradar haben …
    Â»Sie konnte mich nicht auffangen«, sage ich schließlich. Was irgendwie stimmt – sie war ja nicht da.
    Â»Und wo ist sie jetzt?«
    Â»Ich glaube, bei einer Freundin«, antworte ich möglichst vage.
    Â»Sie ist nicht mit dir nach Hause gegangen, nachdem du gestürzt bist?«
    Â»Ã„ääh …?«
    Mums Mund verzieht sich zu einer schmalen Linie. »Geh dich umziehen.«
    Ich bleibe in meinem Zimmer und drücke mir Eis an die Lippe.
    Ich hätte dieses Mädchen im Bus geschlagen. Ich weiß, dass ich es getan hätte. Das war kein bewusster Gedanke oder Plan – meine Muskeln haben sich wie von selbst angespannt und meine Hände sich zu Fäusten geballt. Mein Körper hat instinktiv reagiert.
    Aber ich dürfte eigentlich gar nicht in der Lage sein, so etwas zu tun. Mein Levo hätte mich aufhalten müssen. Beim kleinsten körperlichen Anzeichen von Aggression hätte es mich ausschalten sollen.
    Doch nichts ist passiert. Irgendwie ist es mir gelungen, die ganze Zeit über mehr oder weniger bei 5 zu bleiben.
    Ben und die anderen hatten nach dem Vorfall einfach nur lächelnd beieinandergesessen, als sei nichts geschehen, obwohl sie alle wussten, dass einer von ihnen absichtlich verletzt worden war. Trotzdem schien es nicht so, als hätte es ihnen nichts ausgemacht. Ben hat mir schließlich geholfen, oder etwa nicht? Aber das Ganze war offenkundig nicht genug, um in ihren glücklichen, kleinen geslateten Gehirnen eine wirkliche Reaktion hervorzurufen.
    Ich bin nicht wie sie.
    Ich kann es nicht verstehen.
    Unten wird die Haustür geöffnet. Ich höre Stimmen.
    Laute Stimmen.
    Minuten vergehen, dann nähern sich Schritte. Die Tür öffnet sich: Amy.
    Â»Geht’s dir gut?« Sie durchquert den Raum und hebt mein Kinn nach oben, um sich meine aufgeplatzte Lippe anzusehen. »Das tut bestimmt weh.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ein bisschen.«
    Â»Gut.«
    Amy nimmt ihr Buch vom freien Bett, ihren Bademantel vom Haken an der Tür – ihren ganzen Kram, der im Zimmer herumfliegt, seit sie bei mir übernachtet, damit ich nachts nicht allein bin. Sie geht durch den Flur in ihr eigenes Zimmer und schmeißt die Tür mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss.
    Als würde er durch eine Art katzeneigene Empathie spüren, dass er gebraucht wird, schaut Sebastian in den Raum, miaut und springt neben mich aufs Bett. Er reibt seinen Kopf an meinem Arm, bis ich ihn streichle. Eine Träne

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