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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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ein großer Schritt zu verstehen, dass du bei manchen Menschen vorsichtig sein musst. Gib mir Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann«, sagt sie und drückt meine Hand.
    Ich sehe sie an und muss denken, dass ich alle falsch eingeschätzt habe. Mrs Ali hat am Anfang so nett gewirkt und war es dann überhaupt nicht. Und Penny hat mich zu Beginn schrecklich genervt, doch jetzt habe ich das Gefühl, dass sie auf meiner Seite ist.
    Â»Danke.« Ich lächle sie an – und zwar mit einem echten Lächeln.
    Dann stehe ich auf.
    Â»Warte mal, Kyla«, stoppt sie mich. »Ich habe deine Mum gebeten, noch kurz reinzukommen.«
    Wie aufs Stichwort erscheint Mum hinten im Flur und schüttelt ihren Schirm aus. »Was für ein Mistwetter!«, sagt sie mürrisch und stapft in den Gruppenraum.
    Mum ist noch so jemand, der mich verwirrt. Ist sie auf meiner Seite oder nicht? Ist sie ein Drachen oder eine richtige Mutter, die mir Suppe kocht, wenn ich verletzt bin? Ich weiß es einfach nicht.
    Mum spricht mit Penny über mich, aber diesmal unterbreche ich nicht ihre Unterhaltung. Penny sagt, dass ich bereit sei, ein klein wenig mehr Freiraum zu bekommen und eigenständig Dinge zu unternehmen, um etwas unabhängiger zu werden. Mum ist anderer Meinung, aber irgendwann lenkt sie ein.
    Ein Abend voller Überraschungen.

Ich drehe mein Gesicht zum Himmel. Winzige Tröpfchen fallen herab, die so klein sind, dass man sie nicht einzeln wahrnimmt. Aber die Tropfen finden sich und ein paar kleine Rinnsale laufen kalt mein Gesicht hinab. Sie fühlen sich nicht an wie Tränen.
    Â»Du solltest deine Kapuze aufsetzen, anstatt sie auszubreiten wie einen Regenfänger«, schimpft Ben, greift mit den Händen an meinem Gesicht vorbei und zieht meine Kapuze hoch. Dann steckt er mir an den Seiten meine Haare rein. Seine Hände sind warm.
    Unsere Blicke treffen sich und er hält inne, seine Hände liegen immer noch an meinen Wangen. Der Regen und der Wald verblassen. Seine goldgefleckten Augen sind viel tiefer, als man denkt, und halten meinen Blick.
    Aber dann lässt er seine Hände fallen und schaut sich um. Es ist niemand zu sehen, aber nicht weit hinter uns sind Stimmen zu hören.
    Â»Los, komm«, sagt er und läuft in die andere Richtung. Dann kommt er zu mir zurück. Soll ich folgen? Er hält seine rechte Hand hoch, den kleinen Finger ausgestreckt, die anderen sind geschlossen.
    Ich schaue ihn an und er blickt kurz auf meine linke Hand, dann wieder in meine Augen. Ich hebe meine Hand und er hakt meinen kleinen Finger in seinen ein. Er dreht sich um, geht tiefer ins Dickicht und zieht mich mit. Seinen Arm hält er dabei die ganze Zeit hoch. Es ist so dämlich, dass ich anfange zu kichern.
    Zuerst fällt mir gar nicht auf, dass Ben mich immer weiter von den anderen wegführt. Was hat er vor? Trotz der Kälte spüre ich, wie meine Wangen brennen. Unser Bio-Kurs ist im Wald unterwegs. Wir sollen Wasserproben aus einem Bach entnehmen und Blätter von Büschen und Bäumen suchen, um sie später zu bestimmen. Die Gespräche der anderen scheinen weit entfernt zu sein und die Stimmen werden immer leiser.
    Ben hält an und dreht sich zu mir um. Ich bin plötzlich nervös und mache einen Schritt zurück. »Sollten wir nicht ein paar Blätter sammeln? Wie wäre es mit denen …«
    Â»Ich muss mit dir reden.« Bens Lächeln verblasst. Heute Morgen im Bus hat er ziemlich abwesend gewirkt. Ich habe ihn fragend angesehen und er hat
später
geantwortet.
    Jetzt ist offenbar
später.
Er wollte also nur mit mir allein sein, um offen sprechen zu können. Ein Teil von mir ist durcheinander. Erleichtert, dann ärgerlich. Und verwirrt.
    Â»Ãœber was?«
    Â»Tori.«
    Ich drehe mein Gesicht weg, damit er nicht merkt, wie eifersüchtig ich bin, als er ihren Namen ausspricht. Ich hätte es wissen müssen.
    Â»Nach unserem Gespräch habe ich mir Sorgen gemacht, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, also bin ich gestern nach der Gruppe zu ihr gegangen.« Er zögert. Der Regen wird stärker und Ben lehnt sich an einen Baum. Aus den Nebeltröpfchen ist ein schweres Platschen geworden, das Platschen der größeren Regentropfen, die sich ihren Weg durch die Blätter bahnen.
    Ben nimmt meine Hand und zieht mich näher zu sich unter einen dicken Ast.
    Â»Sie ist nicht mehr da.« Er flüstert beinahe, als

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