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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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wären die Bäume um uns Spione.
    Â»Was meinst du damit?«
    Â»Ich habe mit ihrer Mutter gesprochen. Es war wirklich seltsam. Zuerst hat sie gesagt, dass Tori nicht mehr bei ihr wohnt. Ich habe nach dem Grund gefragt und ob sie stattdessen bei ihrem Vater in London sei. Da wurde sie irgendwie merkwürdig. Sie meinte, dass es nicht geklappt habe und dass Tori
zurückgegeben
worden sei. Sie hatte dabei so einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen, schüttelte ihn dann aber ab und meinte, dass ich gar nicht dort sein sollte und keine weiteren Fragen stellen dürfe. Sie hat mich mehr oder weniger rausgeworfen.«
    Â»Zurückgegeben?« Ich reiße ungläubig die Augen auf, als ich versuche, das zu verstehen. »So was können die machen?«
    Er nickt. » Dieses Wort hat sie benutzt. Als würde sie über ein Paar Stiefel sprechen, die zu klein sind und die man umtauschen muss.«
    Â»Aber zurückgegeben – wohin?«, frage ich, doch im selben Augenblick trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Tori ist 17 – und man kann nur bis 16 geslated werden. Also konnten sie es nicht einfach
noch einmal
mit ihr machen. Haben sie Tori in eine andere Familie gesteckt? Und wenn nicht, was haben sie dann mit ihr gemacht?
    Ich höre ein Geräusch und bemerke eine kleine Vibration.
    Â»Lass mal sehen«, sage ich und greife nach seiner Hand. Ich schiebe den Ärmel hoch und schaue auf sein Levo: 4,3. »Was kann ich tun?«
    Er zuckt ein wenig hilflos mit den Schultern. »Ich sollte laufen gehen«, sagt er, bewegt sich aber nicht. Seine andere Hand fasst meine Schulter fester und sein Levo vibriert wieder: 4,1.
    Ich lege meine Arme um ihn und er drückt sich an mich. Der Regen wird immer stärker, doch Ben ist viel größer als ich und beugt sich vor, sodass ich geschützt bin. Selbst durch seine Schuluniform und die dicke Jacke kann ich das Pochen seines Herzens hören. Mein eigener Puls rast, und Wärme steigt in mir auf, als ich mein Gesicht in seiner feuchten Jacke vergrabe. Doch er ist allein wegen Tori so aufgebracht und durcheinander. Ich bin nicht diejenige, die er im Arm halten will.
    Ein Pfiff ertönt und wir beide schießen auseinander.
    Â»Das ist Miss Fern, die alle zusammenruft. Wahrscheinlich regnet es zu stark«, sagt Ben.
    Â»Wollen wir laufen?«, frage ich.
    Also rennen wir los, gleiten über nasses Laub den Pfad entlang, bis wir nach ein paar Minuten die Gruppe erreichen, gerade als Miss Fern anfängt durchzuzählen.
    Da unsere Exkursion buchstäblich ins Wasser gefallen ist, verteilt Miss Fern Fragebögen.
    Aber ich kann mich nicht konzentrieren. Was ist mit Tori geschehen? In meinem Bauch breitet sich ein schlimmes Gefühl aus, das deutlich sagt
Nichts
Gutes. Ich kannte Tori nicht lang, doch sie hat sich getraut, Dinge laut auszusprechen, die ich nur zu denken wage. Mum hat sie bei der Ausstellung zurechtgewiesen, sie solle besser aufpassen, was sie sagt. Vielleicht hat Mum es, entgegen allem Anschein, nur gut gemeint. Vielleicht hat sie versucht, Tori zu warnen.
    Bens Levo legt einen derartigen Zickzackkurs hin, dass Miss Fern ihn schließlich vom Unterricht befreit und mit dem Betreuungslehrer losschickt, damit er seine Runden laufen kann.
    Als es endlich läutet, kommt Miss Fern zu mir, blickt mir über die Schulter und sieht, wie wenig ich gearbeitet habe. »Ist das der Dank?«, murmelt sie vor sich hin. Aber dann lächelt sie, und ich weiß, dass sie es nicht so meint.
    Â»Der Dank wofür?«
    Sie setzt sich auf Bens leeren Stuhl. »Ich habe mit Mr Gianelli, dem Kunstlehrer, gesprochen und ihm deine Eulen-Zeichnung gezeigt. Und ich habe auch nicht unerwähnt gelassen, dass du Künstlerin werden willst.« Sie zwinkert.
    Â»Und?«
    Â»Er legt sich ins Zeug, damit er dich in seinen Unterricht holen kann. Wir werden sehen, was passiert, aber ich gehe davon aus, dass er sich durchsetzt. Er ist viel zu nervig, als dass man ihm lange etwas abschlagen könnte.«
    Ben sehe ich erst wieder bei der Versammlung.
    Er sitzt mit den anderen Schülern seiner Betreuungsklasse ein paar Reihen weiter vorn. Seine Haare kleben an seinem Kopf – vom Regen oder vom Schweiß? – und sein Gesicht hat wieder eine gesündere Farbe angenommen. Als wir reinkommen, dreht er sich um und entdeckt mich.
    Okay?,
forme ich mit den Lippen. Er nickt und lächelt schwach.
    Jeder Jahrgang muss einmal

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