Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag

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was, was du wissen solltest, Gus.«
    Ich hatte mich auf den Ellbogen abgestützt, drückte mich jetzt aber hoch. Er hatte mich noch nie mit Vornamen angesprochen. »Und was könnte das wohl sein?«
    Er nahm einen tiefen Zug von der Regal. Tiefe Falten tauchten an seinen Augenwinkeln auf. »Jonny Johnstone und McAvoy stehen auf der Gehaltsliste von Rab Hart.«
    Von J.J. wusste ich es, aber McAvoy war nur ein Verdacht gewesen. Ich zog meine Nummer durch. »Damit kommen Sie jetzt aber reichlich spät zu mir.«
    Wieder die Fluppe, ein weiterer tiefer Zug. »Was hast du erwartet? Etwa, dass ich meine Kollegen verpfeife? Verdammt, ich bin ein Ire, ich kann so was nicht.«
    Den patriotischen Scheiß kaufte ich ihm nicht ab. Fitz war ein Bulle, wenn er also Jonny Johnstone und McAvoy verpfiff, dann versprach er sich etwas davon. »Und warum machen Sie’s jetzt?«
    Er warf die Zigarette auf den Boden, trat sie aus. »Leck mich, Dury. Du denkst, ich hätte mir einen ausgeklügelten Plan zurechtgelegt? … Tu mir einen Gefallen.«
    »Genau das mache ich doch schon die ganze Zeit, oder? … Dass ich dem Pärchen Ärger gemacht habe, war für Sie doch praktisch ein Geschenk des Himmels, oder nicht? Welches Interesse haben Sie dabei, Fitz? Besser, Sie spucken das jetzt aus, denn andernfalls werde ich Blut vergießen, und Sie wissen, dass ich das auch durchziehe.«
    Es war alles Theaterdonner, pure Improvisation. Fitz hatte Informationen für mich. Er wollte nur nicht, dass ich dachte, die bekäme ich komplett gratis. Ich hatte ihn jetzt genug bearbeitet. »Okay, schön, du hörst mir jetzt ganz scharf zu und vergisst nicht, dass ich dir nie irgendwas davon erzählt habe.« Er kam zu mir, nahm mir die Whiskyflasche aus der Hand und nahm selbst den letzten Schluck. »McAvoy steckt tief mit Rab unter einer Decke.«
    »Wie tief?«
    »So tief, wie’s nur geht, aber darum geht es hier gar nicht.«
    »Sondern?«
    »Richter Crawford.«
    Ich hatte nicht erwartet, diesen Namen in einem Atemzug mit Rab Hart und McAvoy zu hören. Das brachte meinen Denkprozess zum Stillstand. Ich schaltete erst mal auf Automatik. »Der Richter?«
    Fitz drehte sich zu mir um. Ich war nah genug, um die geplatzten Äderchen auf seinen geröteten Wangen zu sehen. »Ganz einfach, Crawford ist der zuständige Richter für Rab Harts Berufungsverfahren. Kapierst du nicht? Scheiße, Dury, checkst du das verdammt noch mal nicht?«
    Ich stand auf, ging ans andere Ende der Zelle. Mir blutete das Herz angesichts der Möglichkeiten. Ich konnte noch nicht ganz ausloten, was Fitz mir da erzählte. Meine Gedankengänge waren ordentlich festgefahren.
    »Scheiße, Mann, kapierst du das denn nicht?«, sagte Fitz wieder.
    Ich winkte ab. »Ich kapier’s ja. Ich kapier’s.«
    »Johnstone und McAvoy haben seit Monaten, ja seit Jahren Geld von Rab angenommen, aber das hier ist für sie ein völlig anderer Zahltag.«
    Meine Zigarette war inzwischen bis zum Filter runtergebrannt. Ein langes, geschwungenes Stück Asche fiel zu Boden. Ich ließ den Filter hinterherfallen. »Die nehmen mich in die Mangel, um Mark Crawford aus der Patsche zu helfen.«
    Fitz schlug die Handflächen auf seine kräftigen Oberschenkel und stand auf. Er stand vor mir in der engen Zelle. Ich sah ihn an und wusste nicht, wo mein klarer Verstand war. Ich fühlte mich verloren in einem Teil Wut, einem Teil Verbitterung, einem Teil irregeleitetem Hass … Er war als einziger zur Hand, also bekam er den ganzen Rotz ab.
    »Ich habe für dich getan, was ich tun konnte, Dury.«
    Aber er benutzte mich immer noch. »Alles, was Sie für mich getan haben, Fitz, hatte entweder den Zweck, McAvoy und Jonny-Boy den Rest zu geben, oder aber, mich davon abzuhalten auszupacken, wie Sie zu einigen Ihrer früheren Festnahmen gekommen sind, also spielen Sie mir hier jetzt nicht den großen Wohltäter. Sie sind ein Bulle, genau wie der ganze beschissene Rest von denen.«
    Er richtete sich auf, zog an den Gürtelschlaufen seiner Hose und knöpfte die Jacke zu. Sein Gesicht war knallrot, das Weiß seiner Augen glühte vor Wut. Er streckte die Hand aus, wollte das Päckchen Zigaretten zurück. »Dann komm, bringen wir’s hinter uns. Ich bin weg.«
    Als er zur Zellentür ging, drehte er sich abrupt um. »Eine Sache noch, Dury …«
    »Was?«
    »Damit sind wir quitt.«
    »Leck mich, Fitz.«
    »Keine Chance, Kumpel. Ich will, dass du es sagst.«
    Ich ging zu ihm. »Wir werden niemals quitt sein, Fitz … aber wenn Sie sich dann besser