Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
sagen: ganz und gar.«

D ie Türen des Polizeiwagens waren kaum aufgeschwungen, als der Bulle mit einem breiten Grinsen nach mir griff.
    »Glaub mir, Dury … jetzt bist du ganz und gar am Arsch«, sagte McAvoy. Er gab dem Uniformierten mit einem Kopfnicken zu verstehen, mir die Hände auf den Rücken zu fesseln, dann verpasste er meiner Wange einen spielerischen Klaps. »… ganz und gar am Arsch.«
    »Was ist es denn diesmal? Lassen Sie mich raten. Wegen Besitzes einer kleinen Menge Grases hatten Sie mich ja schon mal. Wie wär’s mit Überqueren der Straße bei Rot?«
    »Witzig, Dury, sehr witzig … Ich glaube allerdings, ich werde noch warten, bis wir dich auf dem Revier haben, bevor ich dich ins Bild setze.«
    »Ist das wörtlich gemeint? Weil, ich bin immer noch ganz empfindlich nach dem letzten Kotzen.«
    Er bekam einen harten Blick und zeigte auf die Straße. »Schafft mir diesen Clown aus den Augen.«
    Ich sah, dass Mac ebenfalls abgeführt wurde. Konnte sehen, dass Leute an den Fenstern der Häuser auftauchten, aber niemand kam heraus, um der Polizei zu helfen, die Geschichte aufzuklären.
    »Wollt ihr nicht von Haus zu Haus gehen?«, brüllte ich.
    Dafür bekam ich ein Knie in den Rücken und wurde hinten in den Transporter geworfen.
    Dort verbrachte ich eine ganze Weile und dachte darüber nach, was die Bullen wohl diesmal mit mir vorhatten. Ich wusste, schön würde es sicher nicht werden. Und ich musste immer wieder daran denken, dass Debs in diese ganze Geschichte hineingezogen werden könnte. Das wollte ich nicht. Sie hatte schon genug gelitten. Bevor ich zuließ, dass Debs etwas zustieß, konnten sie mit dem kompletten Strafgesetzbuch nach mir werfen, und ich würde es erhobenen Hauptes über mich ergehen lassen.
    Die Aufnahme in den Knast verlief wie in Trance. Gab ab: Gürtel, Schnürsenkel, Feuerzeug und Brieftasche.
    Fragte: »Darf ich die behalten?«, und deutete mit dem Kopf auf mein Päckchen Marlboro.
    Der wachhabende Sergeant ließ eine dunkle Augenbraue Richtung ergrautem Wuschelkopf hochschnellen. »Was glaubst du?«
    Meine Antwort wollte er gar nicht hören.
    Die Zelle war kalt.
    Ungefähr sieben Stunden lang war die Zelle kalt, in denen ich ganz allein dort saß, ohne dass auch nur jemand an die Tür klopfte. Um halb neun brachte ein Uniformierter ein Blechtablett mit zwei Löffeln Kartoffelbrei, einem fettigen Haufen Hackfleisch und ein paar Karotten, gewürfelt. Ich sah es mir an. »Kein Dessert?«
    Der Uniformierte tat, als müsse er ein Niesen unterdrücken, dann legte er los und sprühte einmal volle Kanne über das Tablett. »Du hast doch Hunger, oder?«, sagte er und stellte das Essen vor mich auf den Tisch.
    Am liebsten hätte ich gesagt: Du dreckiges Bullenschwein. Ich begnügte mich jedoch mit: »Nein, nicht besonders.« Rieb mir den Bauch. »Hab gut gegessen, bevor ich hergekommen bin … aber trotzdem Danke der Nachfrage.«
    Er ließ Gehacktes und Kartoffelpampe da. Machte sich vom Acker.
    Ich musste auf Reserven an Ruhe und Gelassenheit zurückgreifen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie überhaupt besaß, um nicht das Tablett zu nehmen und es ihm über den Hinterkopf zu ziehen. Ich hatte keinen Bock mehr auf blöde Spielchen. Das würde ich auch ganz klar sagen, und McAvoy konnte von mir aus so ruppig werden, wie er wollte. Ich hatte meine Version der Ereignisse, und es würde sich in der Zeitung noch besser machen, wenn ich das Ganze mit ein paar Anschuldigungen wegen korrupter Bullen spickte. Sollte er es doch bestreiten. Veritas ist die ultimative Verteidigung.
    Etwa eine weitere halbe Stunde verstrich. Der Uniformierte kam zurück, um das Tablett zu holen. »Hör zu«, versuchte ich es, »kommt vielleicht auch mal irgendwer vorbei, um mich zu verhören? Ich bin eigentlich ziemlich scharf darauf, das hier hinter mich zu bringen.«
    »Halt deine verschissene Schnauze!«
    »Darf ich das dann als Nein verstehen?«
    Er hob eine Faust, zeigte mir seine untere Zahnreihe – grau und zerklüftet; erinnerte mich irgendwie an einen Friedhof.
    »Vorsichtig – Sie verschlabbern noch das Gehackte.«
    Und wieder machte er sich vom Acker.
    Die Botschaft kam bei mir an: Sie ließen mich warten. Ich tippte mal, es lief auf eine morgendliche Sitzung hinaus. Kauerte mich auf die kalte Bank. Nach dem Stoß ins Kreuz tat mir nun der Rücken weh. Ich sah nach, so gut es ging. Das würde eine hübsche Prellung werden. Die harte Bank kam mir auch nicht unbedingt entgegen. Ich drehte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher