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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Manschettenknöpfen herum, vergewisserte sich, dass sie deutlich zu sehen waren. »Warum wirfst du nicht mal einen Blick darauf, Dury? Einen gründlichen Blick.«
    Ich nahm die Blätter in die Hand. Es waren die Auswertungen von Fingerabdrücken; offenbar stimmten beide eindeutig überein. »Okay, Sie haben hier zwei Diagramme, übereinstimmende Abdrücke für irgendwas«, sagte ich.
    McAvoy wirkte zufrieden. Viel zu zufrieden. Er lächelte, kicherte beinahe. Beugte sich weit vor. Er nahm einen silbernen Kugelschreiber aus seiner Brusttasche, zeigte damit auf die Diagramme und sagte: »Nun, siehst du das hier … wo die beiden roten Linien ihren Scheitelpunkt haben?«
    Ich nickte.
    »Das ist eine eindeutige Übereinstimmung, einhundert Prozent – so was kann man nicht fälschen.«
    Ich zog an meiner Kippe.
    Er zeigte wieder mit dem Kuli. »Und hier … und hier … und hier … und hier.« Er zeigte weiter auf ähnliche Scheitelpunkte und Tiefpunkte auf den Diagrammen.
    Ich unterbrach ihn. »Sie haben sich verständlich gemacht.«
    »Habe ich? Habe ich das wirklich?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Er sah den Schläger an, lächelte. Der Schläger antwortete mit einem dreckigen Grinsen wie ein durch Inzucht gezeugter Bauernsohn, dem gerade anerkennend der Rücken getätschelt worden war, weil er sein erstes Schaf gefickt hatte. »Bist du ganz sicher, dass du verstehst, Dury? Ich meine, wirklich verstehst?«
    Ich drückte meine Fluppe aus. Beugte mich über meine Seite des Tischs, blies ihm den letzten Rest meines verqualmten Atems ins Gesicht und sagte: »Sie haben meinen Fingerabdruck vom Tatort des Mordes.«
    McAvoys Gesicht wechselte Form und Farbe. Seine Augenbrauen sackten nach unten. Er sagte nichts, lehnte sich zurück und wartete, dass ich etwas sagte.
    »Ich schätze mal, die haben Sie auf Mooseys Brieftasche gefunden«, sagte ich.
    McAvoy war sprachlos. Am liebsten hätte ich ihm das Maul gestopft. Er vergewisserte sich, dass das Band auch ja mitlief, während ich sprach. Ich fragte mich beiläufig, wie hoch wohl sein Puls war. Er war aufgedreht wie ein Formel-1-Pilot in den Boxen, der darauf brannte weiterzufahren.
    Ich zog es ganz cool durch – was hatte ich jetzt noch groß zu verlieren? »Ja, ich vermute, ich werde wohl meine Abdrücke zurückgelassen haben, als ich seine Brieftasche herauszog.«
    McAvoy konnte sich nicht länger zurückhalten. »Sie haben dem Opfer die Brieftasche abgenommen?«
    »Ja …«
    »Dann geben Sie also zu, zum Zeitpunkt des Todes am Tatort gewesen zu sein?« Er schnappte sich seine Unterlagen. »Sie sagen uns, Sie waren am 15. Mai am Tatort auf dem Corstorphine Hill und haben Thomas Fultons Brieftasche entwendet …«
    »Ich habe euch angerufen, falls Sie sich bitte daran erinnern würden.«
    McAvoy nickte schnell. »Ja … Sie geben also zu, am Tatort des Mordes gewesen zu sein, und wir können beweisen, dass Sie dort waren. Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf der Leiche. Wonach haben Sie in seiner Brieftasche gesucht? Geld?«
    Ich spürte, wie sich mein Mund zu einer kleinen Öffnung zusammenzog. »Scheiße, nein.«
    »Sie haben nicht nach noch mehr Geld gesucht … weil Sie wussten, dass Fulton reichlich bei sich hatte?«
    »Welches Geld? Dass er Geld bei sich hatte, habe ich hier zum ersten Mal gehört.«
    McAvoy strich sich mit der Hand durchs Haar. »Woher kannten Sie ihn?«, fragte er.
    »Ich kannte ihn nicht.«
    Er sah auf und warf mir einen scharfen Blick zu, widmete sich dann wieder seinen Unterlagen und holte mehrere Fotos hervor. Es waren Aufnahmen von mir im Gespräch mit Mooseys Frau, mit Sid in dessen Haus und schließlich mit Rab Hart im Saughton Prison. »Sie sind einer von Fultons bekannten Partnern. Aus welchem anderen Grund sollte man Sie in Gesellschaft dieser Leute sehen?«
    Ich klopfte auf den Tisch. »McAvoy, meine nächste Antwort könnte Sie verwirren … Ich habe etwas getan, was unter der Bezeichnung Detektivarbeit bekannt ist.«
    Das saß. Er legte seinen Kuli hin. Mit einem Mal schien er sich zu erinnern, dass er hier war, um meinen Arsch an die Fahnenstange zu nageln. Er hatte den Faden verloren. »Genau, Dury, warum haben Sie ihn umgebracht?«
    Ich lachte ihm ins Gesicht. »Sie denken, ich hätte ihn umgebracht? Dann sind Sie ja noch dümmer, als Sie aussehen.«
    Er schob einen Finger unter seinen Kragen und öffnete den obersten Knopf. »Hören Sie doch auf mit Ihren Fisimatenten. Wir können Sie ganz klar dem Tatort zuordnen, das Opfer war um
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