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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wollte er Chrissy rächen.« Sie wandte sich mir zu, wirkte mit einem Mal sehr lebendig, ergriff meine Hände. »Mr. Dury, ich konnte nicht noch ein Kind verlieren, verstehen Sie das nicht?«
    Ich verstand.
    Sie entzog mir eine Hand, steckte sie in ihre Jackentasche und zog eine lange, blutverschmierte, gezackte Klinge daraus hervor. Das Messer war beschädigt.
    »Die Spitze ist in ihm abgebrochen«, sagte sie. »Aber man wird die Teile zuordnen können, oder?«
    »Katrina, ist dies, was ich denke? Ich meine, wollen Sie mir damit sagen, dass …«
    »Ich habe Fulton getötet … Ich musste es tun. Ich konnte nicht noch ein Kind verlieren.«
    Sie legte das Messer auf den Tisch. Ich legte ein Barhandtuch darüber, wickelte es ein.
    »Ich bin Fulton wochenlang gefolgt. Ich wusste, dass Mark ihn töten wollte. Ich bin seine Mutter, ich konnte es sehen, er veränderte sich … Als wäre sein gesamtes Leben vorüber.« Sie sprach jetzt so geradeheraus, so nüchtern und sachlich, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass sie dieses Geständnis vor mir ablegte. Zum ersten Mal, seit sie durch die Tür des Wall getreten war, wirkte sie ruhig, gefasst. Sie wusste sehr genau, was sie tat, vielleicht hatte sie das die ganze Zeit über gewusst. Sie fuhr fort. »Ich habe Fulton mit diesen Trotteln, diesen kleinen Dreckskerlen beobachtet … und mit Mark. Ich habe sie wochenlang beobachtet. Ich wusste, Mark wartete nur den richtigen Augenblick ab, wartete auf den passenden Moment, an dem er Fulton allein hatte, und dann würde er …« Katrina ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. Sie begann sich auf dem Stuhl vor und zurück zu wiegen. »Ich bin Fulton auf den Hügel gefolgt.« Sie unterbrach sich wieder.
    Ich soufflierte. »An dem Abend, als er getötet wurde?«
    Sie sah mich nicht an, starrte einfach in die Ferne. »Ja. Zu Hause hatte ich zufällig gehört, wie Mark telefonierte. Er sagte, er werde dorthin fahren. Ich geriet in Panik, weil ich wusste, wozu er mittlerweile fähig war … Diese Veränderung in ihm, Mr. Dury, er war nicht mehr er selbst … Ich nahm das Messer, und ich fuhr schnell. Ich war vor ihm dort …« Jäh kehrte sie in die Realität zurück, sah mich an. »Ich konnte nicht noch ein Kind verlieren, das müssen Sie verstehen.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Fulton trug diese kleinen weißen Ohrstöpsel, er hörte mich nicht, bis ich ihn einholte. Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich konnte an nichts anderes denken, als dass Mark unterwegs war, und an Chrissy … Fulton hatte Chrissy getötet, er hatte meine entzückende kleine Tochter ermordet. Als er sich umdrehte, bohrte sich das Messer sauber in seine Seite. Es war leichter, als ich es mir vorgestellt hatte.« Sie sprach jetzt schnell, unterstrich ihren Bericht mit heftigen Armbewegungen. »Er war kein sehr großer Mann. Ich war größer. Er hatte die Hände gehoben, aber das Messer schnitt sauber durch die Handflächen. Er stürzte hintenüber, ich glaube, da muss er bereits tot gewesen sein, aber ich ließ mich auf ihn fallen. Ich konnte nicht aufhören. Ich war wie von Sinnen, in einem Rausch. Pure, blanke Wut … Noch nie zuvor hatte ich eine solche Stärke in mir empfunden. Ich machte weiter, als er schon längst tot war … Er hatte Chrissy getötet, auf gar keinen Fall würde er mir auch noch Mark wegnehmen.«
    Ich merkte, dass ich nickte, aber Worte wollten mir keine kommen.
    Sie fuhr fort, lieferte mir die komplette Geschichte in all ihren blutigen Einzelheiten. »Das Messer verklemmte sich, die Klinge brach in seinen Rippen ab, ich musste es nach oben reißen, um es aus seiner Brust zu bekommen … Die Spitze wird also da drinstecken, oder?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Sie machte noch eine Weile weiter. Ich schaltete ab. Als sie fertig war, fragte ich: »Hat Mark irgendwas davon mitbekommen?«
    »Nein.« Sie wirkte erleichtert, nachdem sie jetzt alles erzählt hatte. »Nein, er war ja noch nicht einmal da, als ich wieder ging … Ich deckte die Leiche eilig mit ein paar Zweigen zu, dann fuhr ich nach Hause, um mich zu waschen.«
    Sie wirkte jetzt sehr kalt. »Und Ihr Mann?«
    »Nein, niemals … aber …«
    »Ja? Was?«
    Katrina ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken, wurde wieder kleinlaut. »Er hat mir erzählt … er hat mir anvertraut … dass er glaubte, unser Sohn …«
    »Ihr Mann hat Ihren Sohn verdächtigt?«
    Ein Nicken. Aber keine weiteren Worte.
    Als ich aufstand, glitten Katrina Crawfords Augen zurück in die

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