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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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rechnete.
    Die Scheiße, die sich vor meiner Tür stapelte, schien einfach kein Ende zu nehmen. Am beunruhigendsten war der Besuch von einem von Rab Harts Schlägern. Dass Mac und Hod mich unter Druck setzten, machte alles nur noch schlimmer.
    Als ich aus der Dusche stieg, bemerkte ich, dass ich Morrissey auf Endloswiederholung gestellt hatte. An einer Stelle des Tracks jammerte er, dass er seine kostbare Zeit Menschen schenkte, denen es schnurzegal war, ob er lebte oder starb. Meine Zustimmung hatte er. Nickte in Richtung CD-Player.
    Ich hob Kleidungsstücke vom Boden auf: frisches weißes Button-down, recht neue dunkelblaue Diesel und eine schwarze Strickjacke. Noch vor ein paar Jahren galt man, wenn man eine Strickjacke trug, als ambulanter psychosozialer Pflegefall. Heute war es der angesagte Style. Ich musterte mich im Spiegel. Der Stil funktionierte. Schien zu meiner Stimmung zu passen.
    Ich schnappte mir mein Handy.
    Ich hatte einen ganzen Haufen Anrufe zu erledigen, aber nur ein einziger war wirklich dringend. Der einzige, von dem ich wusste, dass er mich womöglich weiterbrachte.
    Wählte.
    Das Mädchen in der Zentrale: »Lothian and Borders Police. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Äh, Fitzsimmons, bitte?«
    »Sie meinen Detective Sergeant Fitzsimmons?«
    »Genau den.«
    »Ich verbinde Sie. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    Ich wartete, bekam das Gefühl, ihn verpasst zu haben, und dann: »Ja?«
    Abweisend, gelinde gesagt.
    »Auch Ihnen einen wunderschönen guten Morgen.«
    Eine gewisse Schärfe schlich sich in seine Stimme. »Wer zum Teufel spricht da?«
    »Oh, ich glaube, das wissen Sie schon. Sollen wir sagen … ein Freund in Not?«
    Der Arschlochmodus schaltete sich schnell zu. »Hast du sie nicht mehr alle?«
    »Ich würde mich gern mit Ihnen treffen.«
    »Ich glaub meinen verschissenen Ohren nicht … Ich hab nicht den geringsten Schimmer, wer mich da anruft, und ich möchte darauf hinweisen, dass es strafbar ist, die kostbare Zeit eines Polizeibeamten zu vergeuden. Einen schönen Tag noch, Sir.«
    Das Arschloch legte auf.
    Ich starrte das Telefon fassungslos an. Es begann zu klingeln. Eine Mobilfunknummer.
    »Hallo …«
    »Dury, Sie haben ja schon ein paar verschissene Nummern abgezogen, aber mich an meinem eigenen Schreibtisch anzurufen, ist ja wohl die Höhe … Wollen Sie, dass ich hier rausfliege?«
    Ich seufzte. »Ja, genau, das ist es, so sauer bin ich.«
    »Dury, reiß dich gottverdammt zusammen, und zwar zügig!«
    »Angesichts der momentanen Lage leichter gesagt als getan. Vor meinem Haus sitzen zwei von Ihren kleinen Helferlein.«
    »Was haben Sie erwartet – Tickets auf die Bahamas?«
    »Ich hab gar nichts erwartet … Hören Sie, es ist nicht wichtig, was ich erwartet habe, was ich jetzt brauche, sind Informationen.«
    »Sag mal, hab ich was auf meinen Scheißohren?«
    »Was?«
    »Willst du vielleicht den polizeilichen Intellekt anzapfen?«
    »Also, Fitz, das ist ja wohl ein Widerspruch in sich.«
    Rauschen in der Leitung. Schweigen.
    Ich fuhr fort. »Was ich will, und was Sie wollen, sind in diesem speziellen Fall ein und dasselbe, bevor Sie mir jetzt selbstgerecht kommen, erinnern Sie sich doch bitte an das neu entdeckte Interesse Ihrer Frau an ihrem reizenden Garten.«
    »Dury, treib’s nicht zu weit.«
    »Nehmen Sie Vernunft an, Fitz. Wir treffen uns am National Monument. Ist das abgelegen genug?«
    »Ist das wirklich nötig?«
    »Sagen wir um zwölf?«
    Diesmal legte ich auf.

H od saß an der Theke, schob mit dem Finger Staub darauf herum. Mac sah gelangweilt aus. Keine Gäste da.
    »Warum bist du noch hier, Hod?«, sagte ich.
    Drehte sich auf dem Barhocker um, die Augen blitzten. »Ich, äh, hab gerade nichts zu tun.«
    Ich sah Mac an. Er kratzte sich nervös an der Handfläche.
    »Ich hoffe, das hier ist nicht, was ich denke.«
    Mac seufzte tief, fummelte an dem kleinen Diamantstecker in seinem linken Ohr. »Und was könnte das wohl sein?«
    »Einmischung … Man muss nicht auf mich aufpassen!« Ich deutete auf den Zapfhahn neben Macs Ellbogen. »Das Übliche.«
    Der Hund kam angerannt, um mich zu begrüßen, hob die Vorderpfoten. Ich schwöre, er lächelte. Ich sah zu ihm hinab. Er bellte. Drehte seinen Kopf auf die eine Seite, dann auf die andere. Richtete ein Ohr auf.
    »Gib mir einen Grouse, wo du schon mal dabei bist.«
    Mac schenkte den Whisky ein, stellte ihn vor mich hin. Ich zog mir den Stoff rein. »Noch so einen.«
    Die zwei wechselten Blicke.
    »Ja?«
    Unisono:

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