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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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brülle ich, »ich rate dir, lass es nicht Lennon gewesen sein!« Ich kniete mich hin, hob die Silberscheibe auf. Franz Ferdinand. »Du kannst von Glück reden, ist eine von deinen eigenen. Kannst sie wieder mitnehmen, war sowieso Scheiße.«
    Hod zog den Kopf ein, als die CD auf ihn zugeschossen kam. Ich verfehlte ihn, erwischte stattdessen die Kommode. »Das ist mein Ernst, Gus, nachdem du jetzt die Bullen aus der Fassung gebracht hast, wird’s höchste Zeit, sich vom Acker zu machen.«
    »Selbst wenn ich’s wollte, könnte ich nicht.« Ich stieg über einen Haufen alter Klamotten, den unsere Freunde und Helfer im Rahmen ihrer jüngsten Erkundung meines Besitzes auf den Boden geworfen hatten. »Die haben meinen Pass.«
    »Konfisziert?«
    »Konfisziert, verloren – was spielt’s für eine Rolle? Als ob ich weit käme. Hast du die neue Stadtmöblierung gesehen?«
    »Häh? Was?«
    Ich zeigte aufs Fenster. Er schob seinen Kopf durch die Gardinen. »Was suche ich denn?«
    »Roter Golf … Bullen.«
    »Woran kann ich das erkennen?«
    »Willst du vielleicht eine Tüte Doughnuts als Beweis? Vertrau mir, ich weiß es.«
    »Seit wann ist er schon da draußen?«
    »Seit ich draußen bin.«
    »Dann ist es also amtlich – du bist ein Tatverdächtiger?«
    »Ach, ich würde sagen, sie interessieren sich ernsthaft für mich.«
    Hod ließ die Gardine wieder los, ging auf und ab, strich sich über sein schmales Kinn. »Du stehst unter Beobachtung. Das ist eine üble Scheiße.«
    Ich holte mir einen Deoroller aus der Kommode, sah mich nach einem Kamm um, meinen Rasierklingen. »Kein Scheiß.«
    »Du bist bemerkenswert gelassen für einen Mann, gegen den wegen Mordes ermittelt wird.«
    »Was hättest du denn gern, soll ich mich anpissen? Flennen vielleicht? Nicht mein Stil.«
    Ich wählte für Hod die Musik aus. Morrissey heulte los. »Heaven Knows I’m Miserable Now.«
    »Gus, Mann.«
    »Was?«
    »Musst du unbedingt?«
    »Was muss ich unbedingt?«
    »Das spielen … Das ist deprimierend.«
    Ich legte eine Hand auf Hods Schulter und drückte fest zu. »Glaub mir, mein Freund, in meiner Welt ist das ziemlich weit entfernt von deprimierend.«
    Wieder verdrehte er die Augen. Ein ausdrucksloser Blick, dann wanderte wieder eine Hand zu seinem Kinn. »Gus, ich hab mich gefragt, also, du weißt schon, diese Therapeutin, die Mac vorgeschlagen hat –«
    Das Wort versetzte meinen Magen schlagartig in den Schleudergang. »Hod, fang bitte nicht damit an.«
    Er hörte auf, an seinem Kinn herumzureiben – viel zu freudähnlich, selbst für seinen Geschmack –, und verschränkte die Hände. »Sicher. Klar. Allein deine Sache, aber falls du unter Druck stehen solltest, was das Bare betrifft, ich könnte die Gebühren übernehmen.«
    Ich drehte ihn an den Schultern zur Tür. »Raus!«
    »Was? Ich versuche doch nur, dir zu helfen. Du bist in letzter Zeit ziemlich zugedröhnt gewesen. Gus, sie könnte dir helfen.«
    Ich funkelte ihn finster an, als ich nach der Türklinke griff, sah seinen Hintern gegen die Flurwand stoßen. »Wenn ich noch einmal das Wort Therapeut höre, werde ich für zwei Morde gesucht. Haben wir das?«
    Nicken. Die Augenbrauen gesenkt Richtung Bärtchen im Entstehen.
    »Und sag Mac, falls er noch mal damit anfängt, wird er eine Seite von mir zu sehen bekommen, die ihm auch nicht gefällt.«
    Ich knallte die Tür zu. Kehrte zu Morrissey zurück, drehte die Lautstärke hoch. Und dachte: Diese dreisten Scheißkerle.
    Ich wusste, die Therapeutin war nur ein Trick, um mich vom Alk runterzuholen. Ich hatte die Kneipe leergesoffen. Seit Mac die Leitung übernommen hatte, hatte er ein Auge darauf, wie viel ich wegsteckte. Er verstand nicht, dass die Menge nichts Besonderes war. Ich soff schon seit Jahren von morgens bis abends. Würde ich mich ohne Grund ändern? Einen Scheißdreck tat ich.
    Ich drehte die Dusche auf, suchte meinen Kram zusammen, warf einen letzten Blick auf die Straße. Der Bulle las den Daily Star. Warf ein Auge auf Candy, dreiunddreißig, aus Essex, auf Seite drei. Ich dachte: du trauriger Wicht. Artikulierte: Lass dich von mir nicht dabei erwischen, wie ich da unten abgeschleppt werde.
    Die Dusche war heiß. Es schälte mir fast die Haut ab. Das Imperial-Leather-Etikett löste sich von der Seife, so einen schönen Schaum rubbelte ich mir da. Aus irgendeinem Grund schrubbte ich mich, als hätten sie mich in den Bar-L gesteckt, Schottlands übelsten Knast. Ich fragte mich, ob ich im Unterbewusstsein schon damit

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