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Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Titel: Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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alles gefallen, verhielt sich aber passiv.
    »Gurian, ich bin nicht so wie du. Man hat mich als Roboter konstruiert«, argumentierte sie schwach.
    »Du hast dich gegen Menschen aufgelehnt, du bist geflohen. So etwas tut kein Roboter. Du hast bewiesen, dass du einen eigenen Willen hast. Ein Roboter besitzt so etwas nicht. Du bist ein Mensch, Nerinia.« Gurian legte die gesamte Überzeugungskraft, die er besaß, in seine Worte.
    Sie stritten noch eine Weile. Gurian suchte alle Ungereimtheiten zusammen, die ihm an dem Mädchen aufgefallen waren, all die Punkte, an denen sie sich nicht wie ein typischer Roboter verhalten hatte. Schließlich schmiegte Nerinia sich an ihn.
    »Ich wünsche mir so sehr, dass du recht hast«, flüsterte sie.
    Sie sah aus seinen Armen zu ihm auf. Die in dem kleinen, schmalen Gesicht riesig wirkenden Augen blickten sehnsüchtig in seine. Sie schienen sein gesamtes Gesichtsfeld einzunehmen. Gurian spürte die Wärme ihres Körpers. Seine Lippen waren so nah an ihren.
    »Hast du schon mal geküsst?«, fragte er.
    »Gurian, ich bin …, ich war … ein Roboter«, hauchte sie.
    »Jetzt bist du meine Freundin«, flüsterte er zurück.
    Seine Lippen berührten ihre. Willig öffnete sie den Mund, als seine Zunge sanft in ihn eindrang.

7
    Gurian schreckte hoch. Eine ausgesprochen sanfte Berührung weicher Lippen auf seiner Wange hatte ihn geweckt. Er lag noch immer auf dem mit Laub bedeckten Waldboden. Die Dämmerung senkte sich langsam über die Landschaft. Hier im Wald konnte man Bäume und Sträucher nur noch als Schemen erkennen. Verdammt, er musste lange geschlafen haben.
    Nerinia lag noch in seinem Arm. Sie hatte sich aber so weit aufgerichtet, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchen konnte. Selbst in der Dämmerung schienen ihre Augen glücklich zu strahlen.
    »Bleiben wir heute Nacht hier? Du hast vorhin gesagt, wir suchen ein Haus«, erinnerte sie ihn.
    »Oh je, es ist spät. Ich müsste schon zuhause sein. Vorher müssen wir aber noch ein Versteck für dich suchen«, erklärte er.
    »Du bleibst nicht bei mir?«, fragte Nerinia so ängstlich, dass Gurian fürchtete, sie könnte wieder anfangen so zu zittern wie am Anfang ihrer Begegnung.
    »Keine Angst, ich komme morgen früh gleich zu dir.« Er drückte sie an sich. Am liebsten hätte er alles wiederholt, was sie getan hatten, bevor er erschöpft eingeschlafen war, aber dafür blieb keine Zeit. »Komm, wir müssen einen Unterschlupf finden. Es gibt hier eine Reihe verlassener Häuser, die meisten sind allerdings nicht mehr in besonders ansprechenden Zustand.«
    Sie brachen auf. Nerinia bekam Angst, als sie den Schutz des Waldes verließen. Auch Gurian ging davon aus, dass man seine Freundin suchen würde. Vorsichtshalber mieden sie daher alle größeren Wege. Das Mädchen hatte Glück gehabt, außerhalb der eigentlichen Forschungsstation gab es niemanden, der sich in dem militärischen Sperrgebiet so gut auskannte wie Gurian. Er kannte kleine, wenig benutzte Pfade. Seit er auf diesem Planeten lebte, machte er sich einen Spaß daraus, sich vor den Mitbewohnern seiner Lebensgemeinschaft zu verbergen, genauso wie vor den Militärs, denen man hier draußen regelmäßig über den Weg lief.
    Als sie sich der Siedlung näherten, in denen das wissenschaftliche Personal wohnte, stießen sie immer häufiger auf kleine militärische Einheiten. Nerinia musste den Soldaten ziemlichen Respekt eingeflößt haben. Sie durchkämmten die Gegend in Gruppen zu viert, normalerweise bestanden Patrouillen nur aus zwei Personen.
    Offensichtlich hielten sie ein Versteck in den leer stehenden Häusern für den wahrscheinlichsten Aufenthaltsort für den entlaufenen Roboter.
    »Die trauen einer Maschine eine ganz schöne Raffinesse zu«, dachte Gurian bitter.
    Es wurde immer schwieriger, sich zu verstecken, um so näher sie der Siedlung kamen. Im Gegensatz zu ihm hatte Nerinia nie gelernt, sich anzuschleichen und sich zu verbergen. Im letzten Moment konnte er sie hinter ein fast zerfallenes Nebengebäude eines unbewohnten Hauses ziehen, als ein kleiner Trupp Soldaten heraustrat.
    Sie befanden sich mittlerweile ganz in der Nähe von Gurians Wohnung. Der Junge zermarterte sich das Hirn, wo er seine neu gewonnene Freundin verstecken könnte. Ihm fiel absolut nichts ein. Die Soldaten schimpften darüber, dass sie die leer stehenden Häuser in regelmäßigen Abständen durchsuchen mussten.
    »So was Beklopptes«, meinte einer zu seinen Kameraden. »Jetzt müssen wir

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