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Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition)

Titel: Gemeingefährlich: Eine Erzählung aus der Weltraumserie Lucy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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schwieg, ihre Augen starrten vor Entsetzen ins Leere.
    »Und du, nun sag schon!«
    »Ich bin auch weggelaufen. Ich wollte doch nur nicht abgeschaltet werden.« Um Vergebung bettelnd sah sie ihn an. »Ich bin zu den Fahrstühlen gerannt. Ich weiß nicht. Ich wollte einfach nur weg. Da stand ein Wärter. Er hatte gerade zwei andere mit seinen Strahlen abgeschaltet, dann entdeckte er mich. Ich wollte doch nur nicht abgeschaltet werden. Ich weiß doch nicht, warum!«
    »Du wolltest einfach noch ein bisschen leben«, erklärte Gurian tröstend. »Was passierte dann?«
    »Als der Wärter sich zu mir umdrehte, habe ich nur die Waffe gesehen. Ich wollte nicht, dass so ein Strahl mich abschaltet. Da habe ich zugegriffen. Ich wusste bis dahin nicht, dass ich so viel Kraft besitze. Ich habe ihm die Waffe aus der Hand gerissen. Er hat versucht, sie mir wieder wegzunehmen. Dabei ist es passiert.«
    »Was ist passiert?«
    »Es ist so ein Strahl aus der Waffe gekommen. Er hat nicht mich getroffen, sondern den Wärter. Da war so viel Blut, kein roter Lebenssaft von einem Roboter, sondern richtiges Menschenblut.«
    »Du hast ihn erschossen?« Gurians Stimme schwankte zwischen Entsetzen und Bewunderung.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin einfach weggerannt. Ich wollte das doch nicht. Ich kann mit so einer Waffe doch gar nicht umgehen!«, schluchzte das Mädchen.
    Fast eine halbe Stunde lang hielt Gurian das zitternde und weinende Mädchen im Arm. Mechanisch strichen seine Hände über ihren Rücken, ihre Arme und durch die Haare. Tausende Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf und doch konnte er keinen von ihnen fassen. Beide schwiegen. Langsam beruhigte sich das Mädchen. Es löste sich aus Gurians Armen.
    »Sie dürfen mich nicht so behandeln. Das ist nicht angebracht für einen Roboter«, sagte es.
    »Mensch … Wie heißt du noch?«
    »NRN733«
    »Also NRN733, du sollst mich Gurian nennen und mich duzen. Das machen wir hier so.«
    »Wie du wünscht, Gurian. Aber ich bin kein Mensch. Ich habe nicht einmal einen richtigen Namen.« Das Mädchen klang traurig.
    »Hey, das ist kein Problem. Such dir einen Namen aus!«
    »Aber, aber ...«
    »Was ist? Du kennst doch sicher die Namen der Wissenschaftler und Techniker auf der Station. Welcher von ihnen gefällt dir?«
    Das Mädchen begann, erneut zu zittern.
    »Was ist denn? Hier tut dir keiner etwas. Sag einfach den Namen, den du haben möchtest.«
    »Ich möchte nicht wie einer der Menschen auf der Station heißen«, flüsterte das Mädchen so leise, dass Gurian sie kaum verstehen konnte.
    »Sie haben dich schlecht behandelt, nicht wahr?« Das Mädchen starrte auf seine Füße. Sie musste nicht antworten, Gurian wusste auch so, dass er recht hatte.
    »Gut, dann suche ich dir einen aus.«
    Das war einfacher gesagt als getan. Auch Gurian fiel auf Anhieb kein Name ein. Gedankenverloren ließ er seinen Blick schweifen. Sie saßen in dem kleinen, lichten Wäldchen zwischen niedrigen Büschen auf dem mit altem Laub bedeckten Boden. Zwischen den dünnen Stämmen der niedrigen, meist noch recht jungen Bäume schimmerte die weiß-violett leuchtende Wiese hindurch. Gurian erinnerte sich an die Blume mit dem geheimnisvollen Kelch.
    »Nerinia«, rief er aus. »Nerinia sollst du heißen. Gefällt dir der Name?«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Also nicht.« Gurian war enttäuscht.
    »Nein, doch, ich weiß nicht. Mich hat noch nie jemand gefragt, ob mir etwas gefällt«, stotterte das Mädchen. »Wenn du möchtest, dass mir der Name gefällt, dann gefällt er mir.«
    »Oh nein, so geht das nicht. Du musst dich entscheiden, ob er dir gefällt oder nicht.« Gurian sah sie erwartungsvoll an.
    »Ja, der Name gefällt mir«, sagte die frisch getaufte Nerinia schließlich. Sie sprach ganz leise und Gurian war sich nicht sicher, ob sie es nur ihm zuliebe tat, aber er wollte darüber auch nicht weiter nachdenken.
    »Es ist nicht gut, was wir hier tun«, flüsterte Nerinia. »Ich muss zurück in die Station und dort werden sie mich abschalten. Es ist nicht gut, wenn du mich wie einen Menschen behandelst«
    »Du bist ein Mensch. Du bist sogar der wundervollste Mensch, den ich bisher getroffen habe«, brach es aus Gurian hervor.
    Er hatte nicht darüber nachgedacht. Seine Lippen bewegten sich automatisch und sein Mund plapperte drauflos. Sein Körper sprach das aus, was er fühlte. Seine Hände und Arme machten sich selbstständig, sie umschlangen Nerinia und drückten sie an seinen Körper. Das Mädchen ließ sich

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