Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
vielleicht sterben könnten – wenn Sie das davon abhält, jetzt zu leben.
Niemand weiß, was morgen sein wird – auch keiner der gesunden Menschen um Sie herum. Das ist die erste wichtige Botschaft, die Sie im Zusammenhang mit Ihrer Erkrankung verstehen sollten.
Regelmäßig praktiziert können Mind-Body-Techniken Ihnen helfen, »Abstürze« in Ihrem Leben körperlich und seelisch abzufedern, denn sie tragen Sie wie ein Fallschirm durch Schicksalsstürme. Je früher Sie damit anfangen, desto besser: Befinden Sie sich erst einmal im freien Fall, wird es viel schwieriger, diesen ohne Hilfsmittel zu bremsen. Die Mind-Body-Medizin (siehe Kapitel: Mind-Body-Medizin) wird Ihnen deshalb vom Zeitpunkt der Diagnosestellung bis zur Nachsorge eine wertvolle Stütze sein.
Lernen Sie eine Entspannungstechnik oder eine Form der Meditation, am besten Achtsamkeit. Wenn Ihnen das im Moment noch schwerfällt, bleiben Sie trotzdem dran – der Erfolg kommt erst mit regelmäßiger Übung. Die gewonnene innere Kraft hilft Ihnen bei der Vorbereitung auf die Therapie, kann Sie auch während der Behandlung stärken und begleitet Sie in ein neues, gesünderes Leben.
DIAGNOSE KREBS: SCHOCK UND TRAUMA
Wie ein Erdbeben auf einem Quadratzentimeter, sagt eine Patientin, habe sich das angefühlt, als der Arzt ihr die Diagnose »Krebs« mitteilte. In der Tat löst der Schock einer solchen Botschaft ein massives Trauma aus, das im gesamten Organismus Spuren hinterlässt. Die Bedrohung des Ichs ist so groß, dass viele Patienten beim ersten Gespräch mit dem Arzt nur ein Drittel dessen aufnehmen, was ihnen an Folgen und Konsequenzen eröffnet wird: Die Seele schützt sich und lässt nur Stück für Stück der Botschaft an sich heran.
Von Anfang an sollten der Arzt und andere Therapeuten dieses Trauma ernst nehmen und ihm entgegenarbeiten, denn es schädigt jede einzelne Zelle des Körpers: Was dabei genau passiert, erforscht die Psychoneuroimmunologie, die seit den 80er-Jahren die Zusammenhänge zwischen Psyche, Nervengerüst und Immunsystem untersucht. Dabei wird deutlich, dass Botenstoffe des Nervensystems auf die Körperabwehr wirken.
Zum Beispiel können bestimmte Eiweiße (Neuropeptide) sich an Immunzellen andocken und dadurch die Geschwindigkeit und die Bewegungsrichtung von Fresszellen (Makrophagen) beeinflussen. Stress kann deshalb Immunfaktoren negativ beeinflussen: Er führt zum Beispiel dazu, dass das Immunglobulin A im Speichel abnimmt, gleichzeitig aber mehr Glukokortikoide ausgeschüttet werden, welche die Reaktivität von T- und B-Lymphozyten und die Aktivität der natürlichen Killerzellen hemmen. Auch unterdrückter Ärger, Depression und vor allem auch Angst wirken sich auf die Körperabwehr aus. Sie verändern aber auch das Muster der Genexpression – das heißt, heftige Gefühle führen dazu, dass bestimmte Erbinformationen aktiviert oder abgeschaltet werden.
Die Schaltzentrale dieser Regelkreise ist das Gehirn. Der Hypothalamus ist ein Bereich des Zwischenhirns, er steuert das vegetative Nervensystem, das unter anderem den Blutdruck, die Atmung und die Darmaktivität regelt. Die benachbarte Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) entlässt Botenstoffe wie das Bindungshormon Oxytocin und das nierenregulierende Vasopressin, aber auch das Wachstumshormon Somatropin, das die Nebennierenrinde stimulierende adrenocorticotrope Hormon (ACTH) und das die Schilddrüse anregende Hormon (TSH). Chronischer Stress hat deshalb viele negative Folgen auf den Organismus (siehe auch folgendes Bild).
Entspannungsübungen wie Meditation helfen als Teil der Mind-Body-Medizin von der Diagnose an und weit über den Zeitraum der onkologischen Behandlung hinaus, die Immunabwehr zu stabilisieren. Sie sorgen für psychische Ausgeglichenheit und stärken so die Patienten ganzheitlich.
Angst lähmt und löst häufig den Impuls aus, sich zurückzuziehen oder zu verkriechen. In der Folge bilden sich die Muskeln zurück, und das Herz pumpt weniger Blut durch den Organismus. Das kann in einen Teufelskreis aus Bewegungsmangel und abnehmender Leistungsfähigkeit und Depression münden. Da eine Krebsbehandlung ein langer schwerer Weg ist, vergleichbar mit einem Aufstieg auf einen hohen Berg, ist es besonders in diesem frühen Stadium der Diagnose wichtig, alle Kräfte zu sammeln und sich also nicht nur psychisch, sondern auch körperlich auf die kommenden Anstrengungen vorzubereiten. Dabei kann regelmäßiges körperliches Training helfen. (siehe Kapitel: Die
Weitere Kostenlose Bücher