Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
standhielten. Doch ähnliche Untersuchungen bestätigten später, dass die Unterstützung durch eine Gruppe zumindest die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen deutlich erhöht.
Spritualität und Psyche
Spirituelle Fragen begannen die Medizin zu interessieren. Die Beatles machten Maharashi Mahesh Yogi (1917-2008) berühmt, einen indischen Physiker und Mathematiker, der nach westlichem Vorbild erzogen worden war, seine Identität aber in alten, vedischen Meditationstechniken wiederentdeckte. Sie wurden zu einer Wurzel der Mind-Body-Medizin, begründet von dem amerikanischen Kardiologen Herbert Benson von der Harvard Medical School. 1975 veröffentlichte er sein Buch The Relaxation Response die »Entspannungsantwort« auf den krank machenden Zivilisationsstress. Jon Kabat Zinn entwickelte etwa zur selben Zeit die »Mindfulness-Based Stress Reduction« (MBSR), ein auf Achtsamkeit aufbauendes Konzept der Stressbewältigung. (siehe Kapitel: Haltung bewahren)
Immer häufiger wurde die Frage gestellt, ob Krebs psychische Ursachen haben könnte. Während die Theorien über sogenannte »Krebstypen« (besonders gefährdet waren danach Menschen, die unselbstständig und überangepasst, antriebsgehemmt, defensiv und depressiv sind) heute widerlegt scheinen, rückt seit den 90er-Jahren immer mehr die Frage in den Mittelpunkt, welche psychischen Störungen sich durch eine Krebserkrankung ergeben können und wie man diesen entgegenwirken könnte. War dieser Ansatz ursprünglich noch symptom- und damit defizitorientiert, so wenden sich Psychoonkologie und Mind-Body-Medizin inzwischen zunehmend der Frage zu, welche Ressourcen in den Patienten gestärkt werden können. (siehe Kapitel: Sich der eigenen Stärke bewusst werden)
Die Krise als Chance
Dass Menschen gerade in Krisen außergewöhnliche Kräfte entwickeln, konnte der amerikanisch-israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923 - 1994) zeigen. Ende der 70er-Jahre untersuchte er jüdische Frauen, die in einem Konzentrationslager inhaftiert gewesen waren. Ein Drittel der 300 ehemaligen Gefangenen, so das Ergebnis, blieb trotz extrem schlechter Lebensbedingungen in Kindheit und Jugend seelisch und körperlich gesund und erreichte vielfach ein hohes Alter. Was zeichnete diese Gruppe aus?
Alle diese Frauen hatten eine tief verankerte positive Einstellung zum Leben. Dabei grübelten sie weniger darüber nach, was eine Krise vielleicht ausgelöst hatte, sondern setzten alles daran, diese so gut wie möglich zu meistern. Sie waren in der Lage, auch schwierigsten Situationen noch etwas Positives abzugewinnen und ihnen Sinn zuzuschreiben. »Kohärenzgefühl« nannte Antonovsky diese entscheidende Fähigkeit, sich als sinnvollen Teil eines Ganzen betrachten zu können. Er gilt als der Begründer der »Salutogenese« – der Wissenschaft, die nicht nach den Ursachen von Krankheit, sondern nach den Wurzeln der Gesundheit sucht.
Krebspatienten beschreiben mitunter das verblüffende Gefühl, durch die Bedrohung ihres Lebens stärker geworden zu sein, etwas Wichtiges gefunden zu haben. Zum Beispiel entdecken viele eine spirituelle Dimensionen in ihrem Leben oder lernen die Hilfe anderer schätzen. Solche Erfahrungen führen an einen Punkt, wo sie sich plötzlich nicht mehr ausgeliefert fühlen, sondern ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen. »Ich habe hier bei einer Meditationsübung gelernt, > in Würde< zu sitzen«, beschreibt etwa eine Patientin der naturheilkundlichen onkologischen Tagesklinik ihr Lernen in der Gruppe. »Das hat mir etwas ganz Zentrales zurückgegeben, was ich in meiner Krankheit verloren zu haben schien.«
ANLAUFSTELLEN FÜR KREBSPATIENTEN
Wohin sich wenden mit der Diagnose Krebs? Gerade wenn es um Tumorkrankheiten geht, gibt es Kliniken und Ärzte, die mit dem Versprechen »natürlicher« Heilmethoden und Alternativen zur klassischen Onkologie um Patienten werben. In vielen Fällen lassen sich ihre Methoden nicht mit denen der Schulmedizin vereinbaren. Oft kosten die Behandlungen dort sehr viel Geld, werden aber nicht von den Krankenkassen übernommen.
Hier finden Sie dagegen eine Auswahl von Adressen von Kliniken, die sich auf der Basis seriöser Medizin mit naturheilkundlichen Ansätzen in der Tumortherapie befassen und diese auch erfolgreich mit der Onkologie kombinieren. Viele von ihnen arbeiten mit multiprofessionellen Teams – neben den Ärzten zählen dazu qualifizierte Pflegekräfte, Ordnungstherapeuten oder Psychoonkologen,
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