Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
durchgesprochen – für jeden Patienten stehen dabei durchschnittlich zwei bis fünf Minuten zur Verfügung. Bei solchen Tumorkonferenzen kann keine genaue Analyse des einzelnen Falls auf der Basis der aktuellsten Daten stattfinden. Die getroffenen Entscheidungen beruhen meist auf dem – generalisierten – Wissensstand der Teilnehmer, und der ist häufig nicht der aktuellste, wenn allein zum Thema Brustkrebs monatlich bis zu hundert Artikel mit neuen Forschungsergebnissen erscheinen. Aus demselben Grund können auch die für Entscheidungen herangezogenen Leitlinien nicht ausreichend sein, da sie nur alle ein bis zwei oder sogar mehr Jahre überarbeitet und neu herausgegeben werden. Durch unsere aktuellen und umfangreichen Recherchen können wir 30 Prozent unserer Patientinnen noch zusätzliche Informationen geben, vor allem zu einem spezifischen Nebenwirkungsmanagement und möglichen Medikamenteninteraktionen, sodass die Behandlung individuell auf jede Patientin abgestimmt werden kann.
Umfangreiche Datenanalysen
Um für jede Patientin die individuell beste Lösung zu finden, müssen durch die Auswertung der Leitlinien, der Recherche neuerer Publikationen und der Klärung eventueller Zwischenergebnisse alle aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Daten zur jeweiligen Patientengeschichte recherchiert und ausgewertet werden. Daneben kommen auch modernste molekularbiologische Prognoseinstrumente zum Einsatz, zum Beispiel Oncotype DX®, der Aussagen über das Risiko eines späteren Rückfalls (Rezidiv) erlaubt und letztlich Auskunft darüber gibt, ob die betroffene Patientin auf eine bestimmte Chemotherapie anspricht.
Am Zentrum für Senologie der Kliniken Essen-Mitte wird eine Datenbank mit den detaillierten Fallanalysen der dort vorgestellten Patientinnen aufgebaut: SenoExpert. Sie zeigt die jeweils aktuellste Studienlage zu den einzelnen Krankheitsgeschichten und ermöglicht dann, nach Abwägen aller Argumente, eine für die einzelne Patientin bestmögliche Therapieentscheidung. Die Naturheilkunde ist mit ihren Möglichkeiten der Stärkung und Symptomlinderung von Anfang an auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz eingebunden.
So wird Akupunktur nicht nur verordnet, um Übelkeit und Erbrechen nach einer Operation oder Chemotherapie zu lindern, sondern auch, um zum Beispiel Hitzewallungen oder Knochenschmerzen unter einer antihormonellen Therapie zu bessern. Das sorgt dafür, dass viel weniger Patientinnen die Medikation abbrechen.
Die Ergebnisse der SenoExpert-Analysen werden in einer medizinischen Datenbank für weitere Recherchen und die Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen hinterlegt. Gleichzeitig stehen die begründeten Therapieempfehlungen auch den niedergelassenen und weiterbehandelnden Ärzten zur Information und für die weitere Therapie zur Verfügung.
Über 60 Prozent aller Brustkrebspatientinnen aus den Kliniken Essen-Mitte nehmen an Studien teil und werden mit neuen Medikamenten behandelt. Eine solche wissenschaftlich fundierte Basis von Therapieentscheidungen, das zeigen Studien, verlängert das Leben: durchschnittlich um 10 Prozent.
Dieses wissenschaftlich orientierte, multidisziplinäre Vorgehen führt zu deutlich besseren Ergebnissen als Konzepte, bei denen die onkologische Therapie lediglich durch Empfehlungen einzelner naturheilkundlicher Sprechstunden ergänzt werden. Es fördert ein systematisches Vorgehen und die wissenschaftliche Begründung von Therapieentscheidungen sowohl vonseiten der onkologischen Disziplinen als auch im Bereich der Naturheilkunde. Diese höhere Therapiequalität führt für die Patientin zu mehr Lebensqualität, was die Compliance der Patientinnen stärkt. Das hilft nicht zuletzt dabei, dass auch insgesamt mehr Patientinnen überleben können.
Auf dem Weg in eine neue Krebsmedizin
Im Fall einer Brustkrebsdiagnose, das zeigt eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2010, wünschen sich nur 29 Prozent eine rein schulmedizinische Therapie. Von den tatsächlich an einem Mammakarzinom Erkrankten unter den Befragten sprachen sich 70 bis 80 Prozent für eine kombinierte Behandlung aus Onkologie und Naturheilkunde aus. Vor allem möchten sie sich aktiv an ihrer Gesundung beteiligen. Auch die damit verbundene Zuwendung ist ein nicht zu unterschätzender Punkt.
Die naturheilkundliche Erstanamnese in der Senologie in Essen dauert etwa eine Stunde. Eine Lebensstilberatung kann dabei viele Stressfaktoren der onkologischen Therapie auffangen. Die Naturheilkunde
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