Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
Medikamente die schmerzstillende, krampflösende und entzündungshemmende Wirkung ersetzten.
Suchtmittel oder Arznei?
1964 wurde am israelischen Weizmann-Institut für Wissenschaften der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) isoliert. Sechs Jahre später wurde Cannabis schließlich in den USA als Suchtmittel eingeordnet und verboten. Nur im Einzelfall darf es noch für medizinische Zwecke eingesetzt werden.
Neue Bedeutung gewann Cannabis jedoch mit der Ausbreitung der Aids-Krankheit Ende der 80er-Jahre, die im fortgeschrittenen Stadium zur Auszehrung führt. Patienten, die Marihuana rauchten, gewannen ihren Appetit zurück. Daraufhin wurde ein Medikament mit delta-9-Tetrahydrocannabinol zugelassen. Es steigerte zwar den Appetit, führte aber nicht, wie spätere Studien zeigten, zur erhofften Gewichtszunahme. Parallel dazu wurde ein synthetisches THC-Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit einer Chemotherapie entwickelt.
Cannabinoide sind Botenstoffe
Die Fortschritte der Neurobiologie halfen schließlich dabei, die Wirkmechanismen besser aufzuklären. Nicht nur im Gehirn, sondern auch im Immunsystem, genauer gesagt an den Makrophagen und B-Lymphozyten, fanden sich Rezeptoren für die Cannabinoide des Hanfs. 1992 wurden zudem körpereigene Cannabinoide entdeckt, die als Botenstoffe des Nervensystems fungieren. Sie scheinen bei so unterschiedlichen Funktionen wie der Regulierung von Schmerz und Hunger, dem Saugreflex des Babys, der Koordination der Bewegung und der Erinnerung eine Rolle zu spielen.
Heute weiß man, dass Cannabis, was früher bestritten worden war, sehr wohl süchtig machen kann, wenn auch dieses Potenzial sehr viel kleiner ist als bei anderen Drogen: den Benzodiazepinen aus Schlafmitteln, Nikotin, Opiaten oder Kokain. Cannabis wirkt auf das P450-Cytochrom (siehe Kapitel: Risiken pflanzlicher Stoffe in der Krebstherapie) → – sowohl aktivierend als auch hemmend. In Studien konnte man jedoch keine Auswirkungen auf klassische Chemotherapeutika wie Irinotecan oder Docetaxel feststellen.
Antibrechwirkung?
In Metaanalysen waren Cannabinoide besser wirksam als konventionelle Antibrechmittel, 19 doch gibt es noch keine ausreichenden Vergleichsstudien mit der neueren Generation dieser Medikamente und ihrer 5-HT3-Antagonisten, die in den 80er-Jahren noch nicht verfügbar waren. Cannabinoide stehen derzeit aufgrund ihrer Nebenwirkungen (wie Schwindel, Müdigkeit) und der unzureichenden Datenlage nicht an erster Stelle der Therapieempfehlungen, andererseits bevorzugen sie manche Krebspatienten gerade wegen ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung.
Linderung von Nervenschmerzen
Was den Effekt auf Schmerzen angeht, so sind die Ergebnisse widersprüchlich. Auf jeden Fall scheinen Cannabinoide stärker auf Nervenschmerzen (z. B. bei Polyneuropathie) zu wirken. Sie unterstützen die Effekte von Morphinen. In Tierversuchen töteten sie auch Tumorzellen ab. Sie blockieren dabei, wie Forscher der Universität Rostock herausfanden, Enzyme, die das Eindringen der Tumorzellen in anderes Gewebe ermöglichen.
Cannabis auf Rezept
In Deutschland ist Cannabis zu Genusszwecken verboten. In der Medizin jedoch können seit 1998 die cannabinoidhaltigen Medikamente Marinol® und Nabilon als Betäubungsmittel verschrieben werden. Seit das Bundessozialgericht im Jahr 2005 festgelegt hat, dass die Sicherstellung der notwendigen medizinischen Versorgung der Bevölkerung im öffentlichen Interesse liegt, können Patienten den Erwerb von pflanzlichem Cannabis für eine medizinisch betreute Selbsttherapie beantragen.
2010 empfahl ein Sachverständigenausschuss, pflanzliche Cannabis-Fertigpräparate unter die verkehrs-, aber nicht verschreibungsfähigen Medikamente einzuordnen, was bedeutet, dass die Krankenkassen sie nicht bezahlen müssen. Das Betäubungsmittelgesetz wird entsprechend geändert.
In der Praxis erhalten Cannabinoide vor allem Patienten mit unheilbaren Erkrankungen, bei denen die Steigerung der Lebensqualität im Vordergrund steht. Dann treten auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten in den Hintergrund.
Ist erst einmal die Struktur eines Organs verändert, wie das bei einer Krebserkrankung der Fall ist, kann nur noch versucht werden, über die Neuraltherapie die Regulationsfähigkeit des Organismus wiederherzustellen, also seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Den Tumor als solchen kann man nicht zum Verschwinden bringen. Allerdings lassen sich manche Begleitbeschwerden, vor allem
Weitere Kostenlose Bücher