der Homöopathie deshalb vor, mit Mitteln zu behandeln, in denen »nichts mehr drin ist«. In hohen Potenzierungen kann man von dem ursprünglichen Stoff nichts mehr in der Trägersubstanz nachweisen. Die Homöopathen halten dagegen, dass es eben nicht um die Verdünnung, sondern die Potenzierung gehe, und argumentieren, dass nicht der Stoff, wohl aber seine »Information« vervielfältigt werde.
Dafür gibt es keinen Nachweis, wie ingesamt nur wenige Studien zur Homöopathie existieren, weil das nach einer aufwendigen Anamnese gefundene Mittel sehr individuell verabreicht wird. Bei gleichen Symptomen erhalten Patienten nämlich oft ganz unterschiedliche Homöopathika. Die Ergebnisse von Metaanalysen sind daher widersprüchlich. Da es jedoch als sicher gilt, dass die Gabe von Homöopathika eine onkologische Therapie weder abschwächt noch verstärkt, vertreten wir in Essen einen pragmatischen Standpunkt: Diejenigen Patienten, die es wünschen, erhalten eine homöopathische Begleittherapie, zumal es Studien gibt, die eine Linderung der Nebenwirkungen von Chemo- oder Strahlentherapie vermuten lassen. Eine homöopathische Behandlung kann nie die konventionelle Krebstherapie ersetzen, sie aber manchmal ergänzen. 15-18
Die homöopathische Behandlung sollte allerdings von einem gut ausgebildeten Homöopathen mit Erfahrung angewendet werden. Für die begleitende Behandlung von Krebserkrankungen gibt es spezialisierte Homöopathen (Adressen über: Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte, Am Hofgarten 5, 53113 Bonn, Tel.: 02282425330, Mail:
[email protected] ).
Neuraltherapie
Dieses Behandlungsverfahren wurde von den Brüdern Walter und Ferdinand Huneke 1925 entdeckt – letztlich durch ein Versehen. Wegen eines Migräneanfalls spritzten sie ihrer Schwester ein Medikament, das zur sofortigen Besserung der Kopfschmerzen führte. Weil sie sich diesen durchschlagenden Erfolg nicht allein durch den Wirkstoff erklären konnten, untersuchten die Brüder das Phänomen. Dabei entdeckten sie, dass dem Arzneimittel Procain beigemischt war, ein lokales Betäubungsmittel. Sie begannen mit dieser Substanz zu experimentieren.
Procain wirkt auf das Nervensystem. Bei Schmerzerkrankungen lässt sich oft Besserung erzielen, wenn die betroffenen Stellen angespritzt werden. Dies löst den Teufelskreislauf aus Schmerz und Muskelverspannung, zum Beispiel bei Narben oder Schmerzen nach der Operation. Mit dieser »Neuraltherapie nach Huneke« können aber auch Funktionsstörungen innerer Organe behandelt werden: Der Arzt spritzt (»quaddelt«) Zonen der Körperoberfläche an, deren Nerven mit denen der gestörten inneren Organe in Verbindung stehen. Die heilenden Impulse sollen eine Normalisierung der Funktion des Organs bewirken.
Eine weitere Besonderheit der Neuraltherapie ist der Begriff des Störfelds. Darunter wird ein Bereich des Körpers verstanden, der chronisch fehlreguliert ist und deshalb ständige Störimpulse aussendet, die den gesamten Organismus in seiner Fähigkeit, gesund zu bleiben, schwächen. Bleibt der Störimpuls lange genug bestehen und kommen andere Belastungsfaktoren dazu, wie Stress oder Infektionen, kann es sein, dass es an der »Schwachstelle« des Körpers zur Auslösung einer Erkrankung kommt. Durch die Injektion des Betäubungsmittels werden die »Störenfriede« kurzfristig ruhiggestellt. Sobald das Procain vom Körper abgebaut worden ist, beginnen die zuvor betäubten Zellen, ihre Funktion wieder aufzunehmen, versuchen dabei aber, den genetisch programmierten »gesunden« Funktionszustand zu erreichen und nicht den gestörten »kranken« Zustand, der vorher geherrscht hat. Auf diese Weise lassen sich oftmals chronische Erkrankungen sehr gut behandeln, solange nur die Funktion beeinträchtigt ist. Wissenschaftlich erwiesen ist die Störfeldtheorie bislang allerdings nicht.
STREITTHEMA CANNABIS
Die Drogenpolitik hat dazu geführt, dass eine jahrtausendealte Heilpflanze nur in begrenztem Ausmaß der Krebstherapie zur Verfügung steht und Gegenstand lebhafter und kontroverser Debatten geworden ist.
Es geht um Cannabis, genauer um das aus den weiblichen Blütenständen und Blättern der Hanfpflanze gewonnene harzhaltige Kraut. Seit fast 3000 Jahren wird es zu Heilzwecken genutzt. 1840 brachte es der Chirurg W. B. O'Shaughnessy aus Indien nach England. Es soll unter anderem Queen Victoria gegen deren Menstruationsbeschwerden geholfen haben. Im 20. Jahrhundert wurde sein Einsatz seltener, da neuartige