Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
sagte das kleine Mädchen nicht.
„Ich weiß, dass es sehr schwer ist“, sagte Ellie. „Ich weiß es, Süße. Für mich ist es auch sehr schwer. Ich vermisse euch so sehr, dass ich manchmal am liebsten weinen möchte. Aber ich versuche, genauso tapfer zu sein wie ihr. Ich bin so stolz auf euch.“
Noah wäre am liebsten sofort rechts herangefahren und hätte seinen Kopf in den Armen vergraben, um seinerseits in Tränen auszubrechen. Als er zum Lebensmittelgeschäft abbog, zwang er sich dazu, sie unabhängig von ihm einkaufen und bezahlen zu lassen. Er bot an, während des Einkaufs auf die Kinder aufzupassen, aber natürlich wollte sich Ellie keine Sekunde von ihnen trennen. Wenige Minuten später kehrten sie mit nur zwei Einkaufstüten zurück, aber sie hatte die Kinder bestimmt verwöhnt, denn sie waren schon wieder fröhlich. Sie unterhielten sich über kleine Pizzas, Popkorn, Cornflakes, Saft und Milch.
Noah ließ sie gleich unten an der Treppe des neuen Domizils von Ellie aussteigen und schaute ihnen hinterher, wie sie im Gänsemarsch die Treppe hinaufgingen. Als er zur Straße zurückkehrte, kam Jo Ellen Fitch auf die Veranda. Sie sah Ellie und die Kinder und sagte zu Noah: „Von Kindern war nicht die Rede. Ich bin hier nicht auf Kinder eingerichtet.“
Noah machte ein grimmiges Gesicht. „Es ist nur für diese eine Nacht. Mehr nicht.“
„Wo leben die Kinder sonst?“, fragte Jo.
„Momentan bei ihrem Exmann. Sie sieht sie nur am Wochenende. Bitte versuchen Sie, freundlich darüber hinwegzusehen. Die Kinder bedeuten ihr so viel.“
„Natürlich werde ich freundlich zu ihr sein“, erwiderte Jo Ellen verschnupft. „Es ist nur so, dass …“
„Sie ist in einer schwierigen Lage. Deshalb sollten wir alle ein bisschen nachsichtig sein“, sagte er.
„Natürlich“, entgegnete Jo Ellen. „Ich wollte nicht …“
Noah holte tief Luft. „Bitte entschuldigen Sie, Mrs Fitch. Mrs Baldwin und die Kinder hatten einen anstrengenden Tag.“ Für mich war es ebenfalls ein anstrengender Tag, dachte er. „Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Danke.“
Vermutlich wäre es besser gewesen, einen ruhigen Ort aufzusuchen, an dem er bis zum Umfallen hätte beten können, aber er holte lieber Lucy und ging gemeinsam mit ihr zu Jacks Bar. Er band seine Hündin am Geländer der Veranda fest, während sie fraß, und ging selber dann ins Haus hinein. Seine Kehle war ausgetrocknet und schmerzte. Er bestellte ein eisgekühltes Wasser.
„Und dazu etwas zu essen oder trinken?“, fragte ihn Jack.
„Noch nicht. Danke“, erwiderte Noah. Er nahm an der Theke Platz, starrte auf sein Wasserglas und geriet augenblicklich ins Grübeln. In seinem Berufsleben war er schon mehr als einmal in kritische familiäre Situationen geraten, vor allem in seiner Eigenschaft als Seelsorger. Einige davon waren ehrlich gesagt wesentlich dramatischer gewesen als Ellies Situation. Doch diesmal ging ihm die Angelegenheit persönlich nahe. Schon alleine wie Danielle auf dem Rücksitz „Mama …“ gesagt hatte, zerriss ihm das Herz.
„Bekommst du nicht allmählich Hunger?“, fragte ihn Jack später.
„Nein“, antwortete Noah.
„Gibt es Probleme mit der Baustelle nebenan?“ Jack war ganz offensichtlich darauf aus, den Grund für Noahs unübliche Schweigsamkeit herauszufinden.
Noah hob den Kopf und sah Jack an. „Ich habe ein Problem.“
„Was du nicht sagst“, entgegnete Jack. Er deutete auf Noahs Glas. „Du hast noch keinen Schluck getrunken, und du sprichst auch nicht viel. Das war schon mal ein erster Hinweis.“
Noah holte tief Luft. „Du kennst doch in dieser Gegend fast jeden, stimmt’s?“, fragte er Jack.
„Ich wohne schon lange genug hier, um eine Menge Leute zu kennen.“
„Ich muss da ein Problem lösen. Es ist nicht gerade vertraulich, aber ich kann trotzdem nicht darüber sprechen.“
„Hey, ich wollte dich nicht aushorchen“, sagte Jack.
„Es ist einfach so, dass … nun, es handelt sich um einen Sorgerechtsstreit. Ich versuche da gerade, etwas hinzubiegen.“
Jack betrachtete ihn verdutzt. „Bist du geschieden?“
„Nein. Es geht gar nicht um mich. Es geht um einen Freund.“
„Ach so. Es ist wohl schwierig bei so etwas zu helfen, vermute ich mal.“
„So kann man es auch sagen“, erwiderte Noah. „Ich fühle mich hilflos. Und das Gefühl kann ich überhaupt nicht leiden.“
„Du bist noch nicht lange genug hier, um Kontakte geknüpft zu haben und zu wissen, wer dir bei
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