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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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doch dann von alledem nichts mehr! Ich werde so viele Pluspunkte sammeln, daß ich mich im neuen Tiefkühlverfahren dezimieren lassen darf. Da verschwende ich so wenig Platz wie eine kleine Streudose synthetischen Proteins.“
    „Hoffentlich verwechselt dich niemand mit Algenwürze!“
    „Du bist ganz schön brackig heute!“
    „Wollen wir zusammen eine Plusphase aktivieren?“ Eine dünne Schweißschicht überzog das schmale Gesicht des Mannes mit der stumpfen Nase eines Ritterfisches.
    „Die Kopulationszelle ist zur Zeit besetzt“, neutralisierte das Mädchen den Antrag. „Außerdem wolltest du doch zum Haifischpalast. Du hast einen direkten People Mover dorthin.“
    „Borgst du mir deinen Delphin?“
    „Nur, wenn du mit ihm das Trainingsprogramm absolvierst.“
    Partner trat unter die Föndusche. „Mach ich! Ich jage ihn durch den Lumineszenzkanal, da gibts keine Unterwasserampeln.“
    „Außerdem kostet’s dich keinen Versorgungspunkt.“
    „Danke, Spica. Ich bin dein Enzymbruder.“
    „Ich weiß, Partner. Im totalen Miteinander liegt die Harmonie!“
    Spica betrachtete ihr Spiegelbild in einer der Chromstangen des Isometric-Trainers. Da es sich bei jeder geringsten Bewegung grob verzerrte, befriedigte es sie wenig. Sie kannte ihr Aussehen von Rückprojektionen auf den Sichtschirmgeräten. Als normales Spiegelbild hatte sie sich noch nie gesehen. Normalspiegel waren in Trident Village tabu.
     
    Die Lichtwurfoptik tauchte den elliptischen Metallkörper in gleißendes Licht und gab ihm das Aussehen einer soeben auf dem Meeresboden gelandeten fliegenden Untertasse. Der Anschein trog. Es handelte sich lediglich um den Aquacontainer Nummer Zwo. Sieben Stabilisierungsausleger hielten ihn wie Krakenarme nach dem Absenkmanöver in dem vorausbestimmten Meeresquadrat fest. Jeder Trident-Village-Bewohner mußte sich in regelmäßigen Abständen einer Untersuchung in einer dieser mobilen Body-TÜV-Basen unterziehen. Das TÜV stand für „Technische Überwachungs-Vorsorge“.
    Das Innere des Kabinenkörpers glich einer in mehrere Segmente geteilten Raumkapsel, in der sich apparative Sitzeinheiten für die jeweiligen Spezialtests befanden. Das Wärme- und Klimasystem arbeitete ähnlich wie in den U-Boot-Bungalows.
    Entspannt lehnte Krabbe in einem der Konturensessel. Bis auf einen Slip aus braungold gefärbter Fischhaut war er nackt.
    „Meine Geräte sind mit dir zufrieden, Junge! Somaskop- und Organwerte normal, Bluttemperatur, -druck und -Senkung ideal!“ Der Elektronenphysiolge in dem grünen Septo-Anzug aus Knitterplastik lächelte. Er war schlank, etwa siebenundzwanzig Jahre alt, hatte ein mageres Gesicht mit energischer Kinnlinie und chamonixweißes Haar. Nachdem er sich an irgendwelchen Schaltern zu schaffen gemacht hatte, sagte er: „So, wir sind jetzt auf die bordeigene Energieversorgung umgestellt.“
    „Heißt das, daß uns der Große Betreuer momentan weder akustisch noch audiovisuell rückkoppeln kann?“ Krabbes Nackenmuskeln spannten sich.
    „Für die Dauer der Untersuchung sind wir autonom! Der Elektrodentest zeitigt nur im freien Spannungsfeld präzise Ergebnisse. Phasenverschiebungen können wir uns nicht leisten. Darum befinden wir uns jetzt in einer Art von Faradayschem Käfig. Eine spezielle Rückstrompolsterung schirmt uns von allen Außenfrequenzen und Irritationsströmen ab.“
    „Ehe ich’s vergesse; ich habe dir von meiner Ration ein paar Erinnerungswecker mitgebracht. Du machst dir mehr daraus als ich. Für mich wird so eine Reise in die Vergangenheit meist zum Horror-Trip“, erwähnte Krabbe leichthin und fügte hinzu, daß ihm die Interaktion mit seiner Lernmaschine genüge.
    „Nett von dir. Danke!“ Der junge, weißhaarige Mann nahm auf einem Drehhocker Platz. „Es geht jetzt darum, aus deinen Aktions- und Reaktionswerten ein Charakterdiagramm zu erstellen, das dem neuesten Stand entspricht.“
    „Als Beurteilungsgrundlage für meine weitere Mutationsbeschleunigung, verstehe.“
    „Als Elektronenphysiologe obliegt mir – wie schon der Name sagt – die Kontrolle aller elektrodengesteuerten Organe. Beginnen wir mit dem Kopf. Ich werde heute dein gesamtes Trident-Antennensystem durchchecken.“ Der Mann griff nach dem Schwenkarm mit dem Prüfhelm und adjustierte ihn in der passenden Höhe.
    „Wie lautet Synonym zu Trident?“ fragte der Junge unvermittelt.
    „Konstatiere vermindertes Merkplateau. Trident heißt Dreizack, der dreizackige Fischspeer des Neptun oder

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