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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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beiden Männer beinahe im gleichen Takt schlugen, obgleich der Grund ihrer Erregung so verschieden war wie Feuer und Wasser, wie Sucht und Sehnsucht.
    „Ich werde den Eingriff selbst machen“, entschied der junge Mann mit dem chamonixweißen Haar.
    Krabbe legte ihm das schimmernde Schächtelchen wie ein Vermächtnis in die dargebotene Hand. Sein Blick bohrte sich in die blaßblauen Augen. Er mußte es wagen. Jetzt oder nie.
    „Ich hoffe, es stört dich nicht“, sagte der Physiologe.
    „Was?“
    „Während ich an deinen Kontakten arbeite, werde ich mir eine Ausrede einfallen lassen müssen, warum ich’s getan habe.“
    Krabbe lächelte. „Ich vertraue dir, wie du der Wirkung meiner Pillen vertraust.“
     
    „Was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus wie ein Schlammspringer!“ Spica beugte sich über Krabbe, der keuchend neben der Einstiegsluke von U-27 hockte.
    „Sag doch gleich Wrackbarsch“, versuchte er zu scherzen.
    „Knurrhahn!“
    „In sechzig Sekunden bin ich wieder vollvitalisiert.“
    „Weshalb hast du die Notfrequenz bedient?“
    „Ich hatte Schwierigkeiten mit den Thermo-Elementen in meinem Druckanzug. Komm, laß uns gleich in die Kopulationszelle gehen.“ Er mühte sich auf die Beine zu kommen.
    „Sehr vergnügungssüchtig siehst du nicht aus. Wir können die uns zugeteilten Zeitimpulse auch stornieren lassen.“
    „Los, Goldauge, laß uns ein bißchen fluten!“
    „So quirl doch nicht so.“
    „Und du tropf nicht so langsam.“ Der Junge lehnte sich breitbeinig an die Spantenwand.
    Sensibilität war nicht Spicas Stärke. Sie ließ ihre schwarzgoldenen Augen blinken und reckte sich demonstrativ. „Während du weg warst, war ich fünfzehn Erregungs- und achtunddreißig Wonneeinheiten lang voll nervenfaserintegriert … in eine Löwenjagd in Afrika mit anschließenden Fruchtbarkeitsriten im schwarzen Kral. Ich bin total abgeebbt.“
    Krabbe nahm alle Kraft zusammen. „Wir brauchen nicht hautaktiv zu werden. Aber ich muß dir etwas sagen, Spica.“ Er dämpfte seinen Ton. „Ein Geheimnis.“
    „Ein Geheimnis …?“ Der Junge hielt ihr schnell den Mund zu.
     
    Geschafft. Wenig später hatten sie die Desinfektionsschleuse passiert und es sich auf dem quadratischen Wasserbett bequem gemacht, das mit der Wärmeumlaufpumpe um die Wette gluckste. Spica schaltete die Akustikdämmung und den Anoden-Hochspannungsgenerator ein. Die Ionisierung der Luftmoleküle diente zur Anregung der Stoffwechselenergie.
    Krabbe legte sich der Länge lang auf den Rücken. „Die Kopulationszelle ist hier im Boot der einzige Bereich, wo uns der Große Betreuer nicht rückkoppeln kann. Unsere letzte Tabusphäre!“
    Spica öffnete den Magnetverschluß ihres Overalls und zog ihn ohne Hast aus. Ihre Haut schimmerte fischschuppenfarben. Die totale Haarlosigkeit ihres schmalen Körpers betonte ihre Nacktheit. Verführerisch spreizte sie die langen Zehen mit den zarten Schwimmhäuten. Als Krabbe nicht gleich darauf reagierte, warf sie sich über ihn. Sie fingen sich zu balgen an wie üblich, wenn sie sich ihre Hautsympathie beweisen wollten. Dennoch lief es anders als sonst. Krabbes übermütiges Lachen fehlte.
    „He, leidest du an Gleichgewichtsstörungen?“
    Krabbe rollte sich wie in Zeitlupe auf dem Wasserbett herum, lehnte den Rücken an eines der halbmondförmigen Kissen und riß sich die Taucherkappe ab.
    Zuerst geschah gar nichts. Dann stieß Spica einen spitzen Schrei aus. „Blut“, stammelte sie. „An deiner Stirne klebt gestocktes Blut. Deine Trident-Antenne …“
    „Der Mittelzacken ist abgefräst. Jetzt kennst du mein Geheimnis.“
    „Oh, Großer Betreuer, er hat sich kastriert“, flüsterte das Mädchen und wagte sich nicht von der Stelle zu rühren.
    „Laß Draco aus dem Spiel! Die feinen Drähte stecken noch in meinem Gehirn. Das knochenfreundliche Gewindeventil, das sie uns nach jedem Wachstumssprung neu einpassen, sitzt noch in meinem Scheitelbein. Sieh’s nur an. Aber die Impulszacke ist ab.“
    „Du bist ein Sicherheitsrisiko, Krabbe.“
    „Du darfst keine Angst vor mir haben, Spica. Bitte vertraue mir!“
    Er streckte ihr beide Hände hin. Aber sie ergriff sie nicht. Statt dessen angelte sie sich ihren Overall und preßte ihn wie einen Schutzschild vor die nackten Brüste mit den rogenfarbenen Warzen.
    „Ich war zur Routineüberprüfung auf der TÜV-Basis“, begann Krabbe ihr zu erklären. „Dort, wo der Süchtige arbeitet, von dem ich dir erzählt habe.“
    Spica fixierte

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