Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
mit den Thermo-Elementen in meinem Druckanzug. Komm, laß uns gleich in die Kopul a tionszelle gehen. “ Er mühte sich auf die Beine zu kommen.
    „ Sehr vergnügungssüchtig siehst du nicht aus. Wir kö n nen die uns zugeteilten Zeitimpulse auch stornieren lassen. “
    „ Los, Goldauge, laß uns ein bißchen fluten! “
    „ So quirl doch nicht so. “
    „ Und du tropf nicht so langsam. “ Der Junge lehnte sich breitbeinig an die Spantenwand.
    Sensibilität war nicht Spicas Stärke. Sie ließ ihre schwarzgoldenen Augen blinken und reckte sich demonstr a tiv. „ Während du weg warst, war ich fünfzehn Erregungs - und achtunddreißig Wonneeinheiten lang voll nervenfaseri n tegriert … in eine Löwenjagd in Afrika mit anschließenden Fruchtbarkeitsriten im schwarzen Kral. Ich bin total abg e ebbt. “
    Krabbe nahm alle Kraft zusammen. „ Wir brauchen nicht hau ta ktiv zu werden. Aber ich muß dir etwas sagen, Spica. “ Er dämpfte seinen Ton. „ Ein Geheimnis. “
    „ Ein Geheimnis …?“ Der Junge hielt ihr schnell den Mund zu.
     
    Geschafft. Wenig später hatten sie die Desinfektion s schleuse passiert und es sich auf dem quadratischen Wasserbett b e quem gemacht, das mit der Wärmeumlaufpumpe um die Wette gluckste. Spica schaltete die Akustikdämmung und den Anoden-Hochspannungsgenerator ein. Die Ionisi e rung der Luftmoleküle diente zur Anregung der Stoffwechse l energie.
    Krabbe legte sich der Länge lang auf den Rücken. „ Die Kopulationszelle ist hier im Boot der einzige Bereich, wo uns der Große Betreuer nicht rückkoppeln kann. Unsere let z te Tabusphäre! “
    Spica öffnete den Magnetverschluß ihres Overalls und zog ihn ohne Hast aus. Ihre Haut schimmerte fischschuppe n farben. Die totale Haarlosigkeit ihres schmalen Körpers b e tonte ihre Nacktheit. Verführerisch spreizte sie die langen Zehen mit den zarten Schwimmhäuten. Als Krabbe nicht gleich darauf reagierte, warf sie sich über ihn. Sie fingen sich zu balgen an wie üblich, wenn sie sich ihre Hautsymp a thie beweisen wollten. Dennoch lief es anders als sonst. Krabbes übermütiges Lachen fehlte.
    „ He, leidest du an Gleichgewichtsstörungen? “
    Krabbe rollte sich wie in Zeitlupe auf dem Wasserbett herum, lehnte den Rücken an eines der halbmondförmigen Kissen und riß sich die Taucherkappe ab.
    Zuerst geschah gar nichts. Dann stieß Spica einen spitzen Schrei aus. „ Blut “ , stammelte sie. „ An deiner Stirne klebt gestocktes Blut. Deine Trident-Antenne …“
    „ Der Mittelzacken ist abgefräst. Jetzt kennst du mein G e heimnis. “
    „ Oh, Großer Betreuer, er hat sich kastriert “ , flüsterte das Mädchen und wagte sich nicht von der Stelle zu rühren.
    „ Laß Draco aus dem Spiel! Die feinen Drähte stecken noch in meinem Gehirn . Das knochenfreundliche Gewind e ventil, das sie uns nach jedem Wachstumssprung neu ei n passen, sitzt noch in meinem Scheitelbein. Sieh ’ s nur an. Aber die Impulszacke ist ab. “
    „ Du bist ein Sicherheitsrisiko, Krabbe. “
    „ Du darfst keine Angst vor mir haben, Spica. Bitte ve r traue mir! “
    Er streckte ihr beide Hände hin. Aber sie ergriff sie nicht. Statt dessen angelte sie sich ihren Overall und preßte ihn wie einen Schutzschild vor die nackten Brüste mit den rogenfa r benen Warzen.
    „ Ich war zur Routineüberprüfung auf der TÜV-Basis “ , begann Krabbe ihr zu erklären. „ Dort, wo der Süchtige a r beitet, von dem ich dir erzählt habe. “
    Spica fixierte einen imaginären Punkt an der Wand. „ Ich erinnere mich nicht. “
    „ Ich habe ihm die kleinen roten Pillen gegeben. Deine Ration war auch dabei. “
    „ Meine Ration auch? Dann bin ich mitschuldig. “ Ihr kleiner fischschuppenfarbener Körper sackte in sich z u sammen.
    Krabbe krabbelte zu Spica und umfaßte ihre Schulter. „ Keine Angst, Goldauge, ich nehme alles auf mich! “
    Er erzählte ihr den Tauschhandel mit dem Elektrodenph y siologen, der sein Freund war, obgleich er einer anderen E n zymgruppe angehörte. Über das Zustandekommen dieser Freundschaft schwieg er sich aus. Eine Zufallssympathie wie sie auch bei Begegnungen im Unterwasseralltag vo r kommt.
    Krabbes Farbsinn wurzelte – trotz Holo-Color-TV – au s schließlich in seinem Biotop. Veilchenblau, Tanngrün, Qui t tengelb, Tulpenrot, Sonnenuntergangsorange oder Brombeer kannte er nicht. Dafür wußten seine Augen alle Schattieru n gen von See-, Farn - und Algengrün zu unterscheiden. Am liebsten mochte er Tarbuttbraun,

Weitere Kostenlose Bücher