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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sprach sogar von einem leichten Rückgang der Drogentoten, seit der SensiFilm sich durchgesetzt hatte.
    Gerber nahm einen Schluck aus der Schnapsflasche, rül p ste befriedigt, warf einen Upper ein und betätigte die EIN-Taste des Computers. Die silberne, walfischähnliche A u ßenhülle der Explorer 12 nahm auf dem Terminal wieder Gestalt an. Die Sterne leuchteten kalt. Jetzt ein Szenenwec h sel. Er stellte sich einen mit schweren, roten Teppichen au s gelegten Innenraum vor. Archivspeicherung BCX 1124. Die Einrichtung war futuristisch. Archivspeicherung CBC 2413. Runde Bullaugen gaben den Blick auf das nach t schwarze Vakuum frei. Zack. Auf einem zebrafarbenen R u helager – Raummitte? An der Wand? (Die Wand war besser; der Tei l nehmer konnte dann auch noch die Sterne s e hen) – rekelte sich eine mit schwarzen Stiefeln bekleidete Brünette, deren rechte Hand gerade im Begriff war, den obersten Knopf i h rer enganliegenden blauen Uniformjacke zu öffnen.
    Ihr Blick war nicht lüstern genug. Gerber hielt die Szene per Knopfdruck auf dem Bildschirm fest und durchwühlte hastig die Akte mit den lasziven Brünetten. Ah, hier! Rita DeLano. Devra Fenriss wäre vielleicht auch nicht schlecht. Ihre Augen funkelten lüstern. Captain Joel Black …
    Er kriegte den verdammten Kerl nicht hin! Gerber fluc h te, spitzte die Lippen und konzentrierte sich auf das Foto von Justin Greville. Greville war ein teurer Mann, und an den Foto-Sessions, die sein Manager veranstaltete, nahmen die Fantasten gleich scharenweise teil. Gerber hatte das Glück gehabt, Greville gleich zu Anfang seiner Karriere kennengelernt zu haben, in der Blüte seiner Jahre. Jetzt war sein Stern ein wenig ins Sinken geraten. Man munkelte von zuviel Alkohol und Drogen. Für die Heldenrolle in einem Weltraum-Epos war er aber noch lange gut genug. Beso n ders die Mitteldreißiger identifizierten sich mit ihm.
    Gerber prägte sich Grevilles Gesicht ein. Zack. Captain Joel Black materialisierte aus dem Nichts vor dem zebrafa r benen Ruhelager. Die Brünette öffnete die Jacke ihrer Un i form und ergriff seine Hand. In die Knie, Greville! Captain Black ging in die Knie. Er streichelte ihre …
    Aus! Aus! Unmöglich. Gerber packte den Flaschenhals. Der Blick der Brünetten erinnerte ihn an den eines Schafs. Das nahm ihm keiner ab. Niemand konnte sich in eine schafsblöde Brünette verlieben. Das würde weder Brombach noch den Realisatoren gefallen. Schafsblöde Brünette waren außerdem nicht mehr in.
    Jeder wußte das. Die Teilnehmer würden ihm das mit e i nem Knopfdruck quittieren. Und wenn die Einschaltquoten runtergingen …
    Also noch einmal. Gerber trank einen Schluck aus der Fl a sche, zündete sich eine Zigarette an und konzentrierte sich auf die starre Szene auf dem Bildschirm. Die Augen der Brüne t ten funkelten lüstern und – willig. Ja, das war richtig. Captain Joel Black lächelte gewinnend. Niemand konnte ihm wide r stehen . Er dachte an die tentakelbewehrten Zehntkonditi o nierten, die das Imperium der Menschheit bedro h ten, und wußte plötzlich, daß sie mit ihren finsteren Plänen zumindest so lange nicht zum Zuge kommen würden, wie er …
    Gerber bemerkte, daß er jetzt zwölf Stunden an diesem Gerät saß. Er war unkonzentriert. Die von Moorcock gesto h lene Ansage widersprach dem Wohlgefühl, das die Tei l nehmer spüren mußten, wenn sie den fertigen SensiFilm sahen. Er versetzte dem Computer einen Tritt und betrank sich bis zur Besinnungslosigkeit.
     
    DAS WETTER: FREUNDLICH
    Frühmorgens örtlich flacher Nebel, der sich rasch au f löst. Am Tag sonnig und trocken, Tageshöchsttemperaturen von 17 bis 20 Grad. Nachts klar und Abkühlung auf 6 Grad.
     
    Am Morgen, als Gerber aufwachte, spuckte er Blut. Auf dem Weg zum Bad rutschte er aus, fiel der Länge nach hin und riß dabei das Spülbecken aus der Wand. Ihm wurde übel. Seine Nerven vibrierten. Der Magen spielte nicht mehr mit. Gurgelnd erbrach er sich in die Toilette, wischte sich den Mund ab und riß zitternd das letzte Zigarettenpäckchen auf. Dann der allmorgendliche Griff zum Telefon. Bro m bach sagte „ Ja? “
    „ Gerber “ , sagte Gerber. „ Herr Brombach, ich …“
    „ Ich habe nichts für Sie, Gerber “ , sagte Brombach mit e i ner Stimme, die jedem Nachrichtensprecher zur Ehre g e reicht hätte. In jedem einzelnen Ton schwang unendliches Bedauern mit. „ Aber Sie wissen ja selbst, daß zur Zeit übe r all gewisse Einsparungen vorgenommen werden. “
    Den Teufel

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