Gemischte Gefühle
waren. Devra hatte die Vorlage der Titelrolle für Blondie abgegeben. Während sie mit den be i den Jungmanagern sprach, warf sie ihnen verständnissinnige Blicke zu, als stünden sie in einem geheimen Einverständnis miteinander. Die Konversation, die sie führte – das wurde Gerber mit Erschrecken bewußt –, hatte etwas seltsam A n dersartiges. Er schüttelte den Kopf, betrachtete ihre wohlg e rund et en Körperformen und fragte sich, was diese Änderung wohl bewirkt hatte. Im gleichen Augenblick sah sie ihn, preßte eine Hand vor den Mund, sagte ein paar Worte zu den beiden Jungmanagern und verschwand im Getümmel. Die beiden Männer sahen sich kurz an, bemerkten Gerber und verschwanden.
Man hatte ihn also endlich wahrgenommen. Gerber trank sein Glas leer, schenkte seine Aufmerksamkeit zwei Mä d chen, die einander in einer Nische heftig betasteten, und ve r lor auch sie schließlich aus dem Blick.
Jetzt hatte auch Brombach ihn entdeckt. Er löste sich aus dem Pulk seiner blondgelockten Verehrerinnen und kam – hier und da jemanden mit einem leichten Wink begrüßend – auf Gerber zu. Gerber grinste. Brombachs Gesicht rötete sich.
„ Guten Abend, Herr Brombach “ , sagte Gerber schnell und klopfte Taplingers Wachhund kollegial auf die linke Schulter. „ Eine nette Party, wirklich. Leider erhielt ich Ihre Einladung zu spät, sonst wäre ich eher gekommen. “
„ Unsere … Einladung? “ gurgelte Brombach. Seine A u gen machten allen Ernstes den Versuch, aus ihren Höhlen zu quellen. Die beiden Jungmanager kamen unauffällig näher.
„ Die Einladung für den Vertreter der SensiTivideo “ , sagte Gerber beinahe entschuldigend. „ Ich hätte selbst nicht g e glaubt, daß wir uns derart rasch wiedersehen. “
Brombach war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren, und kam nicht mal auf die Idee, seine Verwirrung durch den Einsatz seiner einstudierten Sonorstimme zu überspielen. Er gab den beiden Jungmanagern einen Wink, und sie zogen sich zurück.
„ Sie sind der Vertreter der SensiTivideo? “ fragte Bro m bach. „ Habe ich das richtig verstanden? “
Gerber nickte. „ In der Tat. Wußten Sie das nicht? Ihr Nachrichtendienst ist ja offensichtlich noch schlechter als sein Ruf. “
Bevor Brombach etwas erwidern konnte, erfüllte lauter Applaus den Raum. Die Lifttür hatte sich geöffnet, und Ta p linger betrat die Rote Halle. Er war ein schwerer, aber i m mer noch muskulöser und sportlich wirkender Mittfünfziger mit schwarzem, von einigen Silberfäden durchzogenem Haar und wachen Falkenaugen. Er lächelte seinen Gästen zu, machte jedoch nicht die geringsten Anstalten, einem von ihnen die Hand zu drücken. Hinter ihm tauchte Devra Fe n riss auf. Sie mußte ihn informiert haben.
Es überraschte Gerber nicht, daß Taplinger direkt auf ihn zusteuerte. Er reichte ihm sogar die Hand. Gerber ergriff sie und drückte zu. Der Mann sah nicht nur stark aus. Brombach versuchte eine stotternde Erklärung, aber Taplinger brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
„ Ich freue mich “ , sagte er zu Gerber, „ daß die SensiTiv i deo einen Vertreter entsandt hat, auch wenn ich – offen g e standen – verwundert darüber bin, daß Sie es sind. “
„ Vielen Dank für die Einladung “ , sagte Gerber und m u sterte aus den Augenwinkeln die Leute, die ihnen jetzt einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit schenkten. Taplinger schien das weniger zu gefallen, denn seine Nasenflügel bebten, und sein Unterkiefer zitterte leicht. Er gab Devra Fenriss einen Wink, dessen Bedeutung Gerber nicht erraten konnte, und sagte: „ Ich glaube, wir sollten uns für einen Augenblick z u rückziehen, Herr Gerber. “
„ Wenn Sie meinen? “ Gerber gab sich äußerlich völlig g e lassen. Zeig ihm deine Macht, dachte er. Hab nur ja kein Mitleid. Er verstand jetzt, daß Taplinger unter einem schw e ren Schock stand. Brands Taktik zeigte unzweifelhaft Wi r kung.
Im Mittelpunkt der Roten Halle, die rundherum von e i nem gläsernen Fenster umgeben wird, befindet sich ein vie r zig Quadratmeter großer, umbauter Raum, den man durch eine holzgetäfelte Tür betreten kann. Devra Fenriss, die sich i m mer noch nicht darüber im klaren ist, was hier eigentlich gespielt wird (sie kennt Taplinger zwar schon länger, aber erst am heutigen Abend hat er ihr eröffnet, daß ihm daran gelegen ist, sie zu sich zu nehmen), folgt den beiden Mä n nern und bleibt abwartend in ihrer Nähe stehen, nachdem sich die holzgetäfelte Tür
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