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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Sie haben sich seit vierzehn Tagen nicht mehr bei uns gemeldet, obwohl Sie doch ständig verfügbar sein müssen, wenn Sie Ihren Anspruch auf A r beitslosenunterstützung … und der ganze andere Scheiß, das, was man sich in dieser Zeit eben anhören mußte, wenn man sich in dieser bedenklichen Situation befand.
    Robby blickte den dicken, schnaufenden, rauchenden Mann an. „ Also, ich muß Sie jetzt wirklich rausschmeißen, Herr … äh, tut mir leid, aber ich hab was Wichtiges vor und nun tatsächlich keine Zeit mehr …“
    „ Es stinkt “ , erklärte der Dicke unbeeindruckt. „ Ich werde das Fenster öffnen. Unter diesen Umständen kann kein eh r licher Mensch arbeiten. Das verstößt gegen meine Würde. Aber ich verstehe einfach nicht, warum Ihnen Grabbert nichts davon gesagt hat …“
    Robby wurde hellhörig. In der Tat hatte er die Lage mit einem Mal völlig in der Hand und durchschaute die ganze Komplexität dieser Begegnung. „ Grabbert? Dieser Mistkerl von der Wobau ? Was haben Sie denn mit dem zu schaffen? “ In Wirklichkeit war Grabbert nicht nur ein Mistkerl, sondern auch ein gottverdammter Schleimer und Kinderschänder, der nur durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen (Ne f fe eines Schwagers einer Tante von Nowossny, einem der Direktoren der Wohnungsbau GmbH & Co KG) zum Ve r walter einiger der Wobau gehörenden Häuserblocks aufg e stiegen war, anstatt irgendwo in der Gosse oder im Knast zu enden, wie es dieser Obe rn arr eigentlich verdient hätte … Darüber hinaus war Grabbert ein völlig korrupter Hausve r walter und ließ die Gebäude auf dem Holunderberg so gut es ging verkommen, wohl gemeinsam mit seiner Wobau-Sippschaft in der Hoffnung, die Häuser alsbald abbruchreif und die Genehmigung zu eben jenem Abbruch zu beko m men und dann die Grundstücke mit einem fetten Profit an irgen d welche Spekulanten aus Frankfurt oder Berlin zu ve r hökern. Robby nickte ernst. Genau so würden es die Bastarde anste l len, und das Erscheinen des Dicken war wohl ein Omen di e ser erschreckenden Umwälzung auf dem Holu n derberg.
    „ Klar “ , nickte der dicke Mann und drückte seine Zigarette aus.
    „ Diese Bruchbuden werden abgerissen, und neue, feine, schöne Häuser dafür gebaut. Ich bin hier, um die Abbruc h arbeiten vorzubereiten. Und ich kann Ihnen sagen, ich ve r steh ’ wirklich nicht, warum Sie alle noch hier wohnen und nicht schon lange ausgezogen sind. Haben Sie keinen Brief bekommen? “ Mit einem kritischen Blick betrachtete der dicke Mann die Berge ungespülten Geschirrs, das zerwühlte Bett und die Kleidungsstücke auf Sesseln und Stühlen und all die anderen wirklich unwichtigen Kleinigkeiten, die Robbys Vergnügen an seiner Wohnung nicht sonderlich schmälerten, bei manchen unverständigen Besuchern alle r dings ein verwirrtes Stirnrunzeln auslösten.
    „ Was für einen Brief? “ fragte Robby und nahm mit einem faden Lächeln die Zigarette entgegen, die ihm der Dicke a n bot, zündete sie an, rauchte. „ Wieso überhaupt ein Brief? Wozu? Was will dieser Grabbert? Er soll mir vom Leibe ble i ben. Ich werde erst mit ihm sprechen, wenn das Tre p penhaus renoviert ist. Renoviert, klar? Richten Sie ihm das aus. “ Ro b by rauchte und musterte düster seinen mysteriösen Besucher.
    „ Sie mißverstehen alles “ , sagte der dicke Mann gelassen und kratzte sich die Genitalien. „ Ich bin nur ein kleines Licht. Ich bekomme meine Anweisungen, und damit hat es sich. Ich bin nicht dafür verantwortlich. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie und die anderen Gespenster in diesem Hause wollen. Stehe ich unter Anklage? Dann verwechseln Sie e i niges. Ich sollte besser fragen, was Sie hier überhaupt noch zu suchen haben, Sie und Ihre unmöglichen Nachbarn, hm? “
    „ Ich wohne hier “ , erklärte Robby mit dem Rest Würde, den ihm seine Erregung und Nervosität noch ließen.
    Der dicke Mann sah ihn gleichgültig an. „ Jetzt nicht mehr. “
    „ Ich werd ’ verrückt “ , sagte Robby.
    Sie saßen sich schweigend gegenüber, rauchten, blickten sich an. Robby räusperte sich. „ Wir werden das klären “ , ve r sprach er. „ Ich weiß verdammt gut, daß wir das klären we r den. Später. Ich muß weg. In einer Stunde bin ich wieder da. Ich werde Grabbert die Birne eindreschen. Ich werde ihn verklagen. Ich werde der ganzen Wobau die Hölle heiß m a chen. “ Robby nickte bekräftigend. Er wußte, er würde es tun. Er war wirklich sicher, und dann konnte Grabbert zum Teufel gehen

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