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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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(und nebenberuflich Pfe i fe-Lobhudeler in der WAZ) in die hinteren Ränge zerrte, verzettelte sich Baudezement Jonegan bei dem anschließe n den Hearing durch zeitraubende Nebensächlichkeiten und peinliche Ausbrüche. Jonegan, sturzbetrunken und von den Drahtziehern der Holunderberg-Affäre nur ungenügend auf die Fragen der Ratsmitglieder vorbereitet, ließ es sich nicht nehmen, im Zuge der Anhörung statt Informationen über die Nowossny-Pfeife-Bange-Verschwörung pikante Details über das Privatleben der illustren Politaristokratie von Ruhrstadt zu liefern. Weitere Nachforschungen wurden allerdings durch das einminütige Verlassen des Saales durch die ko n servative und sozialliberale Fraktion verhindert. Den Vertr e tern der Radikaldemokraten blieb eine weitere Anh ö rung des unglücklichen Baudezernenten leider verwehrt. Jonegan, von alkoholseliger Müdigkeit überrascht, schlief seinen Rausch auf dem Boden des Ratssaales aus und wurde von OStD Pfeife und seinem Referenten aus dem Raum g e schleift.
    Das eigentliche Problem, die Holunderberg-Affare, blieb – natürlich – unerörtert.
    Artikel in DIE NEUE TAGESZEITUNG
     

22
     
    „… übertragen wir live “ , brüllte Luster, der Livemann, durch das Treppenhaus und schnitt verzerrte Grimassen, um Robby zu veranlassen, den Scheinwerfer in die richtige P o sition zu bringen. Endlich überflutete kaltes Licht das modrig rieche n de Treppenhaus, riß die schiefen, ausgetretenen Stufen und die feuchten Wände mit dem abblätternden Ve r putz aus der ewigen Dämmerung. Don the Dope huschte aus der Wohnung der Witwe Rumberger und geriet ganz zufä l lig in den Bereich des Aufnahmeobjektivs, strich eine blau g e färbte Locke aus den Augen und brachte das Cover der neuesten LP von Pete Paranoia & his Nightmares vor die Linse.
    „ Was ist das? “ entfuhr es Luster. „ All what I want is a nuclear bomb “ , las er dann mit gerunzelter Stirn und begriff erst jetzt, was sich dort vor ihm abspielte. „ Hubert! Schaff mir den Kerl weg! “
    Kurz lieferten sich der Aktionskünstler vom Holunde r berg und der Superstar der Nightmares einen erbitterten Kampf, und dann gelang es Hetschneider, seinen Widers a cher in die Knie zu zwingen und zurück in Witwe Rumbe r gers Wohnung zu zerren. „ Das ist Freiheitsberaubung “ , z e terte Don the Dope. „ Und Geschäftsschädigung. Das ist also der Dank für meine Gratis-Session während der Demo und …“ Seine Stimme wurde zu einem Flüstern, und Robby en t spannte sich, zog heftig an der Acapulco-Gold und wartete darauf, daß Luster mit der Sendung begann.
    Der Livemann wischte sich einen Schweißtropfen von der massigen Stirn und murmelte etwas in sein Mikrofon. Luster war groß und behäbig, stark genug, um die Videokamera samt der miniaturisierten Übertragungsanlage ohne Mühe zu schleppen. Soweit Robby wußte, arbeitete Luster hauptsäc h lich für die vier alternativen und nichtkommerziellen TV-Stationen der Stadt, verkaufte seine Berichte aber auch an interessierte Sender in der ganzen Republik und der EG. Dies gab ihm genügend finanziellen Spielraum, um seit T a gen über den Kampf der Bürger gegen Baumafia- Initiative zu berichten, und die Bewegung hatte es zu einem großen Teil ihm zu verdanken, daß der republikweite Druck auf Nowossny , Pfeife und Mitverschwörer stetig zunahm.
    „ Okay “ , quetschte Luster hervor, schaltete an seiner V i deokamera und nickte dann Robby, der Witwe Rumberger, Hubert Hetschneider und Terrier Protkop samt Anhang b e deutungsvoll zu. „ Sendung läuft. “ Dann straffte er sich, schien nichts mehr von der Last der komplizierten techn i schen Ausrüstung zu bemerken und sprach mit sonorer, sympathischer Stimme in das Mikrofon.
    „ Und hier, liebe Leute, meldet sich wieder Livemann L u ster über Alternativ-TV von einem Brennpunkt des polit i schen Geschehens, vom Ruhrstädter Holunderberg, wo eine mutige Bürgerinitiative einen verzweifelten Kampf gegen Bodenspekulanten und Bauhyänen ficht. Noch ist ein Ende der Auseinandersetzung nicht abzusehen, noch schwebt die Drohung des polizeilichen Räumungsbefehls über den vielen hundert Bewohnern des Holunderberges, noch steht die en t scheidende Konfrontation – mündige Bürger gegen obri g keitsstaatliche Machtanmaßung – bevor. Liebe Leute, Sie sehen, mit welchen Methoden die Wobau die Bewohner der Holun derberger Altstadt vertreiben will. Sämtliche Gebä u de wurden bewußt vernachlässigt, degenerierten zu

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