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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Ruinen, wo die Phrase vom ‚ menschlichen Wohnen ’ zu einer Farce ve r kam. Liebe Leute, diese mutigen Menschen hier kämpfen stellvertretend für uns alle gegen die Macht der Spekulanten, gegen Preistreiberei, gegen den Abbruch billiger Wohnvie r tel und für ein Recht auf ausreichenden Wohnraum.
    Vor mit steht Robert Warschinzki, ein Mitglied der Bü r ger gegen Baumafia -Initiative und selbst ein Betroffener. R o bert, wie schätzen Sie die Lage ein? “
    „ Ernst, aber nicht hoffnungslos “ , erklärte Robby würd e voll un d w ar der Acapulco-Gold dankbar, daß sie seine Au f regung dämpfte und ihn mit einer lässigen Selbstverstän d lichkeit in die bedrohliche gläserne Kälte des Objektivs blicken ließ. „ Man hat sich verrechnet. Wir geben nicht nach. Wir sind friedliche Bürger, aber wir lassen uns nicht vertreiben. Unsere Anwälte versuchen derzeit, eine einstwe i lige Verfügung gegen den Räumungsbefehl zu erwirken. “
    Die Witwe Rumberger fuchtelte mit ihrem abgesägten Besenstiel. „ Wir verlangen nicht Abbruch, sondern Sani e rung. Schauen Sie sich diese Bruchbude an. Nowossny hat alles verkommen lassen. Und dieser Grabbert, dieser Hau s verwalter, kümmerte sich einen Dreck um unsere Beschwe r den. “
    Von draußen erklangen Sprechchöre. „ Jedes Haus bleibt steh ’ n, oder Pfeife kann geh ’ n. “
    „ Zweifellos “ , intonierte Luster, „ ist die Atmosphäre g e spannt; kein Wunder nach den Provokationen durch Verwa l tung, Polizei und Wobau. Sie “ , fuhr er fort und wandte sich an Hubert Hetschneider , „ sind …“
    „ Ein Aktionskünstler “ , keuchte Hubert nervös und fu m melte an seinem Adamsapfel herum. „ Eierkartons sind das Menetekel unserer Zeit. Ich habe in meiner Wohnung eine Ausstellung organisiert. Ich lade alle ein. Alle. Holunde r berg vierunddreißig. Es ist genial, und jeder darf kommen. Kaltes Bier steht im Kühlschrank und …“
    Luster fluchte unterdrückt.
    Die Sprechchöre waren jetzt lauter. „ Sägt Nowossny am Holunder, hau ’ n wir ihn zur weichen Flunder. “
    Mit Mühe gelang es dem Livemann, Hetschneider aus dem Aufnahmebereich der Videokamera zu entfernen. Er blendete über zu Angela, verweilte kurz und lustvoll auf i h rer dünnen Bluse und glitt dann weiter. Eine Gestalt in einer eitergelben Toga stakste die Treppen hinunter. „ Die Sonne ist das Rad, das sich in Ewigkeit dreht “ , erklärte die Gestalt versunken, „ und wir kreisen mit dem Rad, und manche we r den auch zermalmt, wie dieser Stinker Nowossny zum Be i spiel. “
    Robby blinzelte. Ihm war ganz entgangen, daß die Freaks der Sonnen-Kommune die Schriften des Apostels Ferdinand Schmackes, Vers 1 bis Refrain 6, den aktuellen Gegenbe n heiten angepaßt hatten, aber vielleicht erklärte dies auch Angelas plötzliche weltliche Einstellung, die mit einem enormen Engagement in der Bürger gegen Baumafia -Initiative einherging und auch Robbys Gefühle nicht ve r nachlässigte.
    „ Haut den Bange in die Pfanne “ , intonierten draußen die Sprechchöre. Ihre Lautstärke schwoll weiter an; offenbar hatten viele die abendliche Großkundgebung nicht abwarten können und fanden sich bereits jetzt auf dem Holunderberg ein. Robby runzelte die Stirn. Wieder erfaßte ihn die Unr u he, wie damals bei der Entdeckung des Agent provocateur, und er drehte sich aus einer Ahnung heraus zur Tür, die in diesem Augenblick krachend aufsprang. Pete Paranoia (alias Achim Krotzer) stand keuchend im Türrahmen und fuchtelte mit seinen tätowierten Spinnenarmen herum. Terrier Pro t kop riß die Augen auf und strich unwillkürlich seinen rosa geblümten Bademantel zurecht.
    „ Bullen “ , quetschte Pete hervor. „ Tausende. Millionen. Eine ganze Armee. Sie wollen die Häuser räumen. “
    „ Mehr Licht! “ brüllte Luster. „ Verdammt, wo bleibt das Licht? “
    „ Entschuldigung “ , sagte Robby und schwenkte den sta r ken Scheinwerfer. Pete Paranoia blinzelte in dem grellen Glanz. „ He, was soll das? Habt ihr sie noch alle? “
    „ Keine Aufregung “ , beruhigte Luster souverän. „ Alles noch einmal für unsere Fernsehzuschauer. “
    „ Wahnsinn “ , sagte Don the Dope, quetschte sich an Ro b by vorbei und glitt an Petes Seite, drückte ihm eine LP in die Hände und verschwand blitzartig im Hintergrund. „ Au f nahme läuft “ , brüllte Luster.
    „ Bullen “ , rief Pete erneut und bemühte sich, sein Ke u chen so echt wie möglich zu gestalten. „ Tausende. Milli o nen. Sie

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