Gemma
kleine
Falte über der Nase, wenn ihr etwas nicht passt. Ganz der Papa.« Tabby warf das
Kind in die Luft, und Cecilie kreischte vor Wonne, als er sie wieder auffing.
Gemma lachte. Auch ihr waren diese Ähnlichkeiten bereits
aufgefallen, und sie fragte sich gespannt, wann auch Bryce sie bemerken würde.
Er hatte nichts dazu gesagt, und er behandelte die Kinder so liebevoll, dass
Gemma keinen Grund hatte, sich zu beklagen. Dennoch fühlte sie tief in ihrem
Inneren, dass Bryce die Wahrheit noch immer nicht erkannt hatte. Würde er es
jetzt bemerken, oder beachtete er Tabbys Worte überhaupt? Verstohlen
beobachtete Gemma ihren Mann aus den Augenwinkeln heraus, aber er ließ sich
nichts anmerken.
»Wisst Ihr, Miss Gemma«, meinte Tabby weiter. »Ich habe da immer
noch etwas, das Ihr mir einmal gegeben habt. Erinnert Ihr Euch?«
Verwirrt sah Gemma ihn an und schüttelte den Kopf. Was hatte sie
Tabby denn gegeben, das er aufgehoben hatte?
»Ich habe schon lange nicht mehr dran gedacht«, fuhr Tabby fort,
»aber jetzt habe ich es wiedergefunden und dachte mir, dass Ihr es vielleicht
gern wiederhättet.«
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du meinst, Tabby«, stellte
Gemma irritiert fest und nahm Cecilie entgegen, als Tabby aufstand.
»Ich werde es Euch heute Abend vorbeibringen. Bestimmt erinnert
Ihr Euch dann.« Damit ging er hinaus.
Verblüfft sah Gemma ihm nach. Als sie Bryce' fragenden Blick
bemerkte, zuckte sie nur ratlos mit den Achseln.
Am Abend dann, Gemma hatte bereits ihr Nachthemd angezogen und
kämmte ihre Haare, klopfte es an der Tür. Bryce öffnete. Tabby stand draußen,
ein in Seidenpapier gewickeltes Päckchen in der Hand.
»Master Bryce, gebt das bitte Miss Gemma.«
Bryce nahm das Päckchen und wünschte Tabby eine gute Nacht. Langsam ging er auf
Gemma zu, die das Päckchen nahm und auswickelte. Ein sauber zusammengefaltetes
Bündel weißen Leinens kam zum Vorschein und Gemma zog verwirrt die Brauen
zusammen.
»Ich wüsste nicht, dass ich Tabby jemals ...«
Sie verstummte, als sie das Laken ausschüttelte. Ungläubig fiel ihr Blick auf
die kleinen braunen Flecken in der Mitte des ansonsten blütenweißen Gewebes.
Bryce war neben sie getreten und nahm ihr den Stoff aus der Hand.
»Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte er, einen seltsamen
Unterton in der Stimme. Gemmas Wangen färbten sich rot, als sie das Laken
betrachtete und daran dachte, wie die Flecken hineingekommen waren.
»Ich weiß nicht, wofür du es hältst«, flüsterte sie dann erstickt
und ließ sich langsam auf die Kante des Bettes sinken.
Bryce sah sie an, sah die flammende Röte ihrer Wangen und wusste
plötzlich, dass seine Vermutung richtig war.
»Warum hast du mir das niemals gesagt?«, fragte er leise. Gemma
senkte den Kopf.
»Hättest du mir denn geglaubt?«
Bryce' Blick fiel wieder auf die kleinen Flecken. Kein Wunder,
dass er an jenem Morgen kein Blut hatte finden können. Gemma musste das Bett
abgezogen haben, bevor er erwacht war. Aber das würde bedeuten ...
Seine Augen zuckten zurück zu seiner Frau, die mit gesenktem Kopf
auf dem Bett saß.
Was war er doch für ein Idiot gewesen! Wie hatte er seinen Blick
so von seinem Misstrauen und seiner Eifersucht trüben lassen können, anstatt
auf sein Herz zu hören und auf das, was es ihm stets zugeflüstert hatte?
»Kannst du mir verzeihen?«, wollte er wissen. Das Laken entglitt
seiner Hand, als er Gemma vom Bett hoch und in seine Arme zog.
Ihre Hände strichen über seine Brust aufwärts, bis ihre Arme sich
um seinen Nacken wanden. Ihre Lippen fanden die seinen für einen langen,
zärtlichen Kuss, bevor sie leise sagte: »Das habe ich doch längst getan, mein
Herz.«
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