G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
durch die Meute der Journalisten hindurchschleuste.
Woher wussten die Reporter von ihrer Ankunft in New Orleans? Das Pärchen fiel ihr ein. Hatten sie die Information an die Presse verkauft? Denkbar wäre es. Andererseits hatte ihr Auftritt im Abflugterminal für einiges an Aufsehen gesorgt, als sie am Schalter eine lautstarke Diskussion angezettelt hatten, bis die Dame einen Vorgesetzten rief, der letztlich dafür sorgte, dass die Tickets umgebucht wurden. Es hätte jeder aus der Schlange sein können, die sich bisdahin am Check-in Schalter gebildet hatte.
„Was sagen Sie dazu, dass man Ihre Schwester noch nicht gefunden hat?“
„Wie beurteilen Sie die Arbeit und den Einsatz der Polizei?“
„Hält man Sie über den aktuellen Ermittlungsstand auf dem Laufenden?“
Die Fragen verhallten in ihrem Kopf. Cindy befand sich noch nicht in Sicherheit. Ihre winzige Hoffnung brach zusammen wie ein Kartenhaus und der Einsturz riss sie in ein tiefes Loch.
Vor dem Flughafengebäude lotste Max sie vor die gläserne Wand und stellte sich neben sie. Die anderen schirmten sie vor den Reportern ab, die ihnen gefolgt waren. Die Lautstärke nahm derart zu, dass sie sich fragte, wie Max sein Telefonat führen sollte. Er hielt sich mit der Linken ein Ohr zu und presste das Handy an das andere. „Okay“, sagte er nur und legte auf. „Sieh dich nach einem Taxi um, Seth.“
Dix hielt sie noch immer umklammert und sie erlaubte sich, sich mit dem Rücken gegen seine Brust sacken zu lassen. Nur für einen winzigen Moment durchatmen, Sicherheit und Wärme spüren. Sie löste sich. Cindy hatte niemanden, der sie schützend umfing und ihr Halt und Trost spendete. Wenn sie noch lebte, machte sie vielleicht gerade wahnsinnige Schmerzen durch. Auf alle Fälle badete sie in Todesängsten. Was Cindy nicht hatte, durfte auch sie nicht in Anspruch nehmen.
Seth kam zurück. Im Laufschritt hetzten sie zu zwei wartenden Taxis. Noch durch die geschlossenen Scheiben dröhnten die Rufe der Journalisten in ihren Ohren. Sie schloss die Augen und versuchte, alles Unwichtige auszublenden. Der vordere Wagen, in dem Max und Seth mitfuhren, stoppte vor einer durch eine Schranke gesperrten Zufahrt. „Flughafengelände – Kein Zutritt für Unbefugte.“ Bereits nach Sekunden gab der Pförtner den Weg frei. Der Taxifahrer gab Gas. Sie rasten über einen Zubringerweg, vorbei an Lagerhallen und Hangars. Schon von Weitem sah sie den wartenden Hubschrauber. Während sie eilig aus dem Wagen kletterten, setzten sich die Rotoren in Bewegung. Sie kämpfte sich gegen den Windzug voran und Dix hob sie kurzerhand in den Einstiegsbereich. Kaum saßen sie auf ihren Plätzen, hob der Helikopter ab.
Der Flug dauerte nur wenige Minuten. Max hatte erklärt, dass man sie zunächst zur Einsatzbesprechung in die FBI-Agency bringen würde.
Schwarze Fenster glotzten wie leere Augenhöhlen aus einem lachsfarbigen, vierstöckigen Gebäude, dessen untere Etage und waagerechte Bereiche zwischen den Etagen in einem sehr hellen Lachston abgesetzt waren. Würden die abgedunkelten Fenster nicht eine derart kalte Wirkung vermitteln, wäre der Rest des Bauwerks durchaus ansprechend und vertrauenerweckend gewesen und hätte eine positive Grundstimmung untermauert. Durch einen weiß hervorstehenden Vorbau mit gläsernem Rundbogeneingang betraten sie das Gebäude und wurden sofort von einem Mann in Zivilkleidung begrüßt. Er trug einen schlichten grauen Anzug, dessen Jackettärmel um einen Zentimeter zu kurz geraten waren. Es konnte nicht Max’ Kontaktmann sein, das erkannte sie an der Art der Begrüßung der beiden Männer. Der FBI-Mitarbeiter verdiente das Attribut Bohnenstange. Er stellte sich als Special Agent Gorbell vor und führte sie in einen Besprechungsraum.
„Die Situation in New Orleans ist chaotisch.“ Er kam direkt auf den Punkt, sparte sich jegliches Vorgeplänkel, was ihn auf Anhieb sympathisch machte. Jamie konzentrierte sich auf seine Ausführungen. „Seit dem Morgengrauen ist offenbar die gesamte Stadt auf den Beinen. Tausende Fahrzeuge verstopfen die Stadtautobahnen und die Hauptstraßen. Selbst auf den Nebenstraßen gibt es kaum ein Durchkommen.“
Jamie schnappte nach Luft. Konnte Rachel mit ihrer YouTube-, Facebook- und Twitter-Aktion wirklich so viele Leute aufgerüttelt haben? Waren die Menschen in New Orleans anders als die Kalifornier oder einfach nur betroffener, weil sie näher an dem Geschehen dran waren? Oder waren sie am Flughafen ausgerechnet
Weitere Kostenlose Bücher